Bundessparte: Einzelhandel hat 2,2 Mrd Euro Umsatz verloren

„Corona hinterlässt in fast allen Bereichen des österreichischen Einzelhandels deutliche Spuren, in manchen Bereichen wie zum Beispiel den modischen Branchen sehr tiefe Furchen“, sagt Peter Buchmüller, Obmann der WKÖ-Bundessparte Handel, zur Umsatzentwicklung im Einzelhandel in Österreich. „Wir hatten einen guten Start ins Jahr, aber mit Covid-19 ist der große Einbruch gekommen. Viele Unternehmen im österreichischen Handel werden deswegen dieses Jahr keinen Gewinn erwirtschaften.“
Den Ernst der Lage verdeutlichen die von der KMU Forschung Austria erhobenen Daten: Demnach ist der Umsatz im stationären EH im März um 16,3% und im April gar um 20% eingebrochen. Dabei wird der Schnitt allerdings durch den Lebensmitteleinzelhandel gehoben. Während der LEH die Entwicklung im März 2020 mit einem Plus von etwa 17% positiv beeinflusst hat, ist es in den modischen Branchen (Bekleidungseinzelhandel, Schuh- und Lederwareneinzelhandel) zu dramatischen Umsatzrückgängen – im April gar von 70,9% – gekommen. Mit geringeren Einbußen sind dagegen der EH mit Bau- und Heimwerkerbedarf (-10%) und der EH mit kosmetischen Erzeugnissen (-12,1%) durch den April gekommen. Schon unter dem Durchschnitt kam der EFH zu liegen. Dessen Umsatz ging im April um 32,5% zurück.
Erst mit Mai gab es für den Handel wieder ein paar Lichtblicke, die Gesamtsituation sei allerdings weiterhin trist, wie Buchmüller betont: „Vielen Händlerinnen und Händler geht es sehr schlecht.“ Er appelliert deswegen an die Österreicherinnen und Österreicher: „Kauft in Österreich! Das sichert Arbeitsplätze und die Vielfalt der Handelslandschaft in unserem Land.“ Gleichzeitig betont er, dass die Branche derzeit keine weiteren Belastungen tragen könne.
Deutliches Online-Plus
Ein deutliches Umsatzplus konnte dagegen der heimische Online-Handel verzeichnen, wie Iris Thalbauer, GF der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer, erklärte: Der konnte im März 2020 von der Situation profitieren und – ausgehend von einem vergleichsweise geringen Niveau – ein Umsatzplus von rund 50% erzielen. Dieser Wert stieg dann im April gar auf 150%. Insgesamt erzielte der österreichische Online-Handel über alle Branchen hinweg im März und April einen Umsatz von 1,2 Mrd Euro.
„Digitalisierungsfit zu sein zahlt sich aus“, kommentierte Thalbauer diese Entwicklung. Unerlässlich dafür ist die Weiterführung österreichischer Digitalisierungsoffensiven wie KMU Digital. Gleichzeitig müsse auch die Wettbewerbsgleichheit für den österreichischen Handel im internationalen Umfeld hergestellt werden. Dazu gehört die Abschaffung der 22 Euro Freigrenze bei der Einfuhrumsatzsteuer sowie die Einführung einer digitalen Betriebsstätte zur Schaffung.
Beschäftigungssituation im Einzelhandel in Österreich
Bundessparten-Geschäftsführerin Iris Thalbauer präsentierte auch aktuelle Daten zur Beschäftigungssituation im österreichischen Einzelhandel: „Die Konjunktur spiegelt sich mit einem Minus bei der Beschäftigtenzahl von 4,9% – das sind 16.3000 Beschäftigte weniger im österreichischen Einzelhandel – wider.“
Abschied von Peter Buchmüller
„Ich durfte in den vergangenen zehn Jahren vieles kennenlernen, sowohl als Kollektivvertragsverhandler für die Arbeitgeberseite im Handel als auch als Obmann der WKÖ-Bundessparte Handel. Diese Erfahrungen nehme ich für meine neue Tätigkeit als Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg mit“, verabschiedete sich Peter Buchmüller bei seiner letzten Pressekonferenz als Handelsobmann. Die konstituierende Sitzung der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich mit der Wahl der neuen Führung findet am Donnerstag, 25. Juni 2020 statt.

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