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Mittwoch, 24. April 2024
So geht’s richtig! – „Info-Toolkit“ für Betriebe

Elektroaltgeräte-Koordinierungsstelle und AUVA geben Sicherheitstipps zu Li-Ionen-Akkus

Hintergrund | Dominik Schebach | 09.07.2020 | |  
Lithium-Ionen-Akku eines Rooters: Formveränderung in Folge 1-tägiger direkter Sonneneinstrahlung (Aufblähen durch Ausgasen / Zersetzung des Elektrolyten). Lithium-Ionen-Akku eines Rooters: Formveränderung in Folge 1-tägiger direkter Sonneneinstrahlung (Aufblähen durch Ausgasen / Zersetzung des Elektrolyten). (© T. Kogelbauer) Immer mehr elektrisch betriebene Arbeitsgeräte sind mit Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet. Bei falscher Handhabung – vor allem bei mechanischer Beanspruchung wie Stürzen aus großer Höhe – und bei hohen Einwirkungstemperaturen droht auf Grund der hohen Energiedichte und der darin enthaltenen Chemikalien Berst- und Brandgefahr. Für den richtigen Umgang mit Li-Ionen-Akkus haben die Elektroaltgeräte-Koordinierungsstelle und die AUVA deswegen nun einen „Info-Toolkit“ für Betriebe zusammengestellt.

Laptops, Smartphones, Akkubohrer, Messgeräte, Flurförderfahrzeuge (z. B. Stapler) – die Menge an Arbeitsmitteln mit Lithium-Akkus nimmt auch im betrieblichen Umfeld zu. „Jedes Jahr werden in Österreich rund 4.700 Tonnen Gerätebatterien bzw. Akkus verkauft. Rund 30% sind mittlerweile Lithium-Batterien“, erklärt Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK). Lithiumbasierte Energiespeicher sind äußerst reaktionsfreudig. Große Hitzeeinwirkung kann – durch steigenden Druck im Inneren des Akkus – eine unkontrollierbare Kettenreaktion auslösen und sogar zum Bersten und/oder einem Brand führen. Dabei können sich giftige Rauchgase bilden.

Josef Drobits, Gefahrgutexperte und Chemiker von der AUVALandesstelle Wien, betont deswegen die Wichtigkeit des richtigen Umgangs mit Lithium-Akkus: „Da es sich bei Lithium-Akkus um Gefahrgut handelt, haben Arbeitgeber nicht nur laut ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG), sondern auch nach dem Gefahrgutbeförderungsgesetz die Pflicht, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den sicheren Umgang damit und entsprechende Präventionsmaßnahmen zu unterweisen. Durch die sorgfältige Handhabung, richtige Lagerung und Verwendung sowie eine fachgerechte Entsorgung am Ende der Akku-Lebenszeit lassen sich Gefahren weitgehend vermeiden.“

Vor allem die fachgerechte Entsorgung ist ein Problem. Schließlich landen von diesen noch immer viele im Restmüll, was besonders für die Entsorgungsbetriebe problematisch ist, da durch solche Energiespeicher immer wieder Brände in den Sammelstellen verursacht werden. Um Unternehmen über den gesamten Lebenszyklus von Lithium-Akkus – von der sicheren Handhabung über die Lagerung und vor allem auch Entsorgung – umfassend zu informieren, wurde deswegen für Unternehmen ein gemeinsames Informationspaket zum Thema zusammengestellt. Das „Toolkit Lithium-Akkus“ finden Sie unter: https://sichereswissen.info/sicherer-umgang-mit-lithium-akkus/

 

Die wichtigsten Ratschläge zum richtigen Umgang mit Lithium-Akkus laut Drobits sind:

  • Geräte mit Lithium-Akkus nicht direkter Sonnenbestrahlung oder länger andauernden hohen Temperaturen aussetzen. Nicht über viele Stunden in der prallen Sonne oder im Auto liegen lassen oder betreiben.
  • Arbeitsgeräte immer ausschließlich mit den vom Hersteller vorgesehenen Ladegeräten (Originalzubehör) betreiben oder mit vom Hersteller empfohlenen bzw. zugelassenen Ladesystemen.
  • Eine thermische Überlastung kann zum Schmelzen des Separators (ab 70°C) und damit zu Kurzschlüssen führen!
  • Geräte keinesfalls unbeaufsichtigt aufladen (Gefahr der Überladung). Laptops oder Smartphones nicht über Nacht, wenn niemand im Büro ist, am Strom lassen.
  • Geräte beim Aufladen auf eine nicht brennbare Unterlage legen und für eine ausreichende Luftzufuhr sorgen. Größere Ladestationen (z. B. für Stapler) in gut gelüfteten Bereichen aufstellen – keinesfalls im dichtbepackten Lager!
  • Arbeitsgeräte sorgsam behandeln und vor mechanischen Beschädigungen und Erschütterungen (z. B. zu Boden fallen, Schlageinwirkung) schützen. Wenn doch etwas passiert, den Vorfall dem Vorgesetzten melden, das Gerät sicherheitshalber einer Begutachtung unterziehen bzw. bei offensichtlichen Mängeln (Verformungen) eine Reparatur veranlassen.
  • Arbeitsgeräte mit Lithium-Akkus an einem gut gelüfteten, kühlen Ort lagern und auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand (mind. 2,5 m) zu brennbaren Materialien achten. Der Lagerbereich sollte mit einem Rauchmelder ausgestattet und auch im Brandschutzplan gekennzeichnet werden.
  • Bei Anzeichen von Defekten oder Beschädigungen (z. B. plötzlicher Leistungsabfall, starke Erhitzung des Geräts, Verformungen bzw. Schmelzstellen am Gehäuse, Auslaufen von Flüssigkeit) das Gerät nicht einschalten und gegebenenfalls von der Stromversorgung trennen.

Zur richtigen Entsorgung der Li-Ionen-Akkus im Betrieb:

  • Defekte Geräte und Akkus keinesfalls in den Restmüll entsorgen!
  • Diese müssen bis zur Entsorgung unbedingt – auch von anderen Batteriesystemen – getrennt gelagert werden.
  • Auf Grund der Berst- und Brandgefahr am besten in einem feuerbeständigen, nicht luftdicht abgeschlossenen baumustergeprüften Entsorgungscontainer sammeln, der für Gefahrguttransport geeignet ist.
  • Beim Lagerort Fluchtwege beachten (mögliche Verrauchung von Arbeitsplätzen). Es sollte außerdem ein Rauchmelder vorhanden sein.
  • Größere, leistungsstarke Lithium-Akkus einzeln aufbewahren.
  • Da Batterien niemals vollständig entladen werden, die Pole gegen Kurzschluss sichern (z. B. Isolierband)
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