Völlig falsche Signale
Wolfgang Schalko Zu den augenscheinlichsten Folgen und Begleiterscheinungen der Covid19-Pandemie zählt einerseits die verstärkte Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit, andererseits ein Beschleunigungsschub für die Digitalisierung in all ihren Ausprägungen.
Dass hier eine gewisse Differenzierung notwendig ist, förderte kürzlich die TeamBank zutage, die in ihrem „bevölkerungsrepräsentativen Liquiditätsbarometer” die Einschätzung der österreichischen Bevölkerung zum digitalen Wandel untersuchte. Demnach ist etwa der Bildungsbereich für 47% der Befragten noch zu wenig digital (bei den unter 30-Jährigen sogar für knapp zwei Drittel) und auch bei öffentlichen Einrichtungen wie Ämtern und Behörden gibt es für 39% massiven Aufholbedarf. Demgegenüber ist beim Einkaufen das richtige Maß für viele bereits überschritten: 48% der Österreicher halten ihre Einkaufswelt für übertrieben digital und wünschen sich wieder mehr Shopping vor Ort. Die Sehnsucht nach dem analogen Einkaufsbummel äußert aber keineswegs nur die Generation 50+, denn auch bei den 18- bis 29-Jährigen sind immerhin 37% der Meinung, dass digitale Einkaufsangebote zu stark um sich greifen.
Dennoch lässt sich der weitere Vormarsch des Online-Shoppings nicht von der Hand weisen. Und dieser Verkaufskanal soll auch nicht verteufelt werden, hat er sich doch gerade in den Wochen des Lockdowns für viele Händler als Rettungsanker erwiesen. Mit ein bisschen Hirn und betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen lässt sich ein Webshop sogar hervorragend (und gewinnbringend) mit dem Trend zu Nachhaltigkeit und bewusstem Konsum vereinbaren. Gerade als man das Gefühl bekam, dass es dem heimischen Fachhandel – mit tatkräftiger Unterstütztung der Kooperationen – gelingen könnte, diese Chance in etwas Dauerhaftes umzumünzen, kam, was eigentlich kommen musste: die Ankündigung des ersten „Summer Black Friday“. Eine ganze Woche lang soll das große Preisverreißen im Hochsommer dauern – einer Erhebung der Black Friday GmbH zufolge orten 79% der befragten (deutschen) Konsumenten gute Chancen für Schnäppchen aufgrund der vollen Lager, die Rabatt-Erwartungen liegen unabhängig von der Branche bei 30-50%. Wie fatal und falsch die Signale sind, die eine solche Produktverschleuderei erzeugt, zeigt sich bereits: 80% (!!) der deutschen Endkonsumenten sehen den Summer Black Friday als gute Möglichkeit zur Stärkung des heimischen Handels gegenüber internationalen Handelskonzernen…
Die Digitalisierung der E&W schreitet jedenfalls ebenfalls voran – mit der E&W Plus-App erhalten Sie in der nächste Woche erscheinenden E&W 7-8/2020 einige weiterführende Augmented Reality-Inhalte zum Thema Shopping – als kleinen Vorgeschmack finden Sie die besagte Summer Black Friday-Umfrage als PDF-Datei zum Download. Die Coverstory der Sommerausgabe haben wir ebenfalls digital aufgepeppt – mit einigen Inhalten zum Thema „Messe” und „netten“ (!!) Schnappschüssen, für die es im heurigen Herbst leider keine Gelegenheit geben wird.
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