Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 29. März 2024
Es geht um Daten – Strafe in Milliardehöhe droht

EU-Kommission eröffnet Wettbewerbsverfahren gegen Amazon

Hintergrund | Dominik Schebach | 11.11.2020 | | 2  
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager nimmt Amazon wieder ins Visier. Es geht um die Art und Weise wie der Online-Riese Daten von Drittanbietern auf seinem Marktplatz verwendet. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager nimmt Amazon wieder ins Visier. Es geht um die Art und Weise wie der Online-Riese Daten von Drittanbietern auf seinem Marktplatz verwendet. (© EU-Kommission) Wie EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in Brüssel mitgeteilt hat, eröffnet die EU-Kommission ein Wettbewerbsverfahren gegen Amazon. Stein des Anstoßes ist einmal mehr die Doppelrolle von Amazon als Plattformbetreiber und Marktteilnehmer. Konkret wirft die Wettbewerbsbehörde dem Online-Händer vor, die Verkaufsdaten der Marktplatzteilnehmer für sich zu nutzen.

„Wir nehmen keinen Anstoß an dem Erfolg oder der Größe von Amazon. Unsere Bedenken richten sich gegen bestimmte Geschäftspraktiken von Amazon, welche scheinbar wirklichen Wettbewerb verzerren“, erklärt dazu Vestager bei der Bekanntgabe der Untersuchung. Die EU-Wettbewerbskommissarin verweist in diesem Zusammenhang auf die Doppelrolle von Amazon als Marktplatzbetreiber und Online-Händler. Ein Kritikpunkt, den bereits deutsche und österreichische Wettbewerbshüter bei Untersuchungen im Vorjahr gegen Amazon vorgebracht hatten. Während sich die staatlichen Wettbewerbshüter aber an den Geschäftsbedingungen für die Martkplatz-Händler stießen, kritisiert die EU-Behörde das Verhalten von Amazon bei der Verwendung der Daten, die auf dem Marktplatz generiert werden.

Daten scheffeln

Der Online-Konzern ist in dieser Hinsicht weniger ein Händler als viel mehr eine Analysefirma, welche permanent nach neuen Marktchancen sucht. Nur betreibt Amazon die Marktforschung hochautomatisiert anhand von Daten, welche von Marktplatzbetreibern frei Haus generiert werden. Wie eine Untersuchung der EU-Wettbewerbsbehörde anhand von 80 Millionen Transaktionen gezeigt hat, kann Amazon praktisch in Echtzeit alle Daten zu Produkten von Fremdfirmen auf seiner Plattform erheben.

„Wenn also ein Händler auf der Amazon Plattform ein Computer-Zubehör, Hausgerät oder Gartenwerkzeug anbietet, und die Endkunden diese Produkte kaufen, sammelt Amazon die Daten zu diesen Produkten – von der Anzahl der versandten Produkte, über deren Durchschnittspreis, wie viele Interessenten die Produkte des Verkäufers suchen und anklicken, bis hin zu den Bewertungen durch die Endkunden, sowie die in Anspruch genommene Gewährleistungen bzw Garantien. Und diese Daten bekommt Amazon von jedem Händler zu jedem auf dem Marktplatz gelisteten Produkt“, wie Vestager erklärt. „Während viele Händler erhebliche Investitionen in die Marktforschung für und die Markteinführung von ihren Produkten getätigt haben, kann Amazon diese Kosten durch die Verwendung der Daten von Drittanbietern einfach vermeiden. Obwohl Amazon auf dem Marktplatz nur einen geringen Anteil an Produkten gelistet hat, kann das Unternehmen dennoch einen Löwenanteil der Verkäufe in den meisten Produktkategorien für sich verbuchen. In viele der beliebtesten Kategorien auf dem Marktplatz listet Amazon weniger als 10% der Produkte, erzielt allerdings mehr als 50% der Umsätze.“

Laut Vestager sei deswegen die Wettbewerbsbehörde zum vorläufigen Ergebnis gekommen, dass Amazon diese Daten wettbewerbsverzerrend zu seinem Vorteil nutze, wodurch die Wachstumschancen von Drittanbietern auf seinem Marktplatz behindert werde. Außerdem vermuten die Wettbewerbshüter, dass Amazon durch die Nutzung von Funktionen auf seiner Seite eigene Produkte bevorzuge – indem z.B. Kunden gezielt zu eigenen Produkten geführt werden usw. Die EU hat wegen dieser Untersuchungen nun Amazon dazu aufgefordert, in den kommenden Wochen zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Fazit: Kommission macht Druck

Die Kommission nimmt mit dieser Untersuchung seit langem geäußerte Vorwürfe aus dem Handel auf. Es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass besonders kleine Händler kaum an Amazon vorbeikommen, wenn sie ihre Ware einem breiteren Publikum anbieten. Erstaunlich ist allerdings, wie weit die Voruntersuchungen bereits fortgeschritten ist. 80 Millionen Transaktionen zu bewerten, passiert nicht über Nacht. Mit der jetzigen Ankündigung von Vestager und der Einladung an Amazon zur Stellungnahme, geht es jetzt in die Verhandlungsphase. Sollte da Amazon bei seinen Praktiken nicht einlenken, wird die Sache wohl vor einem EU-Gericht enden, wo dem Konzern  u.a. Bußgelder in Milliarden Euro Höhe drohen. Allerdings dauern solche Verfahren in der Regel recht lange, weswegen z.B. die deutschen Behörden in Zukunft präventiv gegen solche digitalen Plattformen vorgehen wollen.

 

Diesen Beitrag teilen

Kommentare (2)

  1. Ja, ich finds super, daß in allen Medien eine AMAZON Befeuerung tagein und tagaus läuft !
    solche Werbung läßt mir täglich den kalten Schauer über den Rücken laufen
    die Werbeindustrie vertritt sichtlich nicht die Interessen Österreichs
    sehr Schade !

    Wilhelm

  2. Endlich wird etwas gemacht. Aber wir sind alle Konsumenten, und sollten dort nicht einkaufen, dann hätte Amazon keine Chance, aber leider gibt es in der jetzigen Zeit keine Solidarität mehr.- Die heimische Wirtschaft wird kaputt gemacht zB. Deutschland 16%MWST Österreich 20%, bestellt man die Ware in Deutschland, zahlt der Österreicher auch nur 16%. Bald werden unsere Innenstädte leer sein, in den Einkaufmeilen nur mehr Konzerne H&M usw. Jede Stadt schaut gleich aus! Die Ideen von Jungunternehmer werden nicht unterschützt, bekommen keine Kredite. Wieso hat die Regierung auf einmal Geld für Unternehmen, aber die kleinen Händler bekommen weniger als ein Arbeitsloser in der Corona-Kriese. Die Politiker reden leicht mit Ihren hohen Gehältern, ich habe noch nicht gehört, dass einer von Ihnen auf was verzichtet.

    3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden