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Donnerstag, 18. April 2024
Hot!„Handelsunternehmen erwägen Klagen beim Verfassungsgerichtshof“

Handelsverband fordert Umsatzersatz von 80% für Handelsunternehmen

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 15.11.2020 | | 2  Branche
Wie Handelsverband Geschäftsführer Rainer sagt, komme die nun beschlossene Schließung des gesamten Non-Food Handels bis 6. Dezember für die angeschlagenen Handelsbetriebe zur Unzeit, sie falle voll in die Sondereinkaufstage (Black Friday, Cyber Monday) sowie in das angelaufene Weihnachtsgeschäft. (Bild: Handelsverband) Wie Handelsverband Geschäftsführer Rainer sagt, komme die nun beschlossene Schließung des gesamten Non-Food Handels bis 6. Dezember für die angeschlagenen Handelsbetriebe zur Unzeit, sie falle voll in die Sondereinkaufstage (Black Friday, Cyber Monday) sowie in das angelaufene Weihnachtsgeschäft. (Bild: Handelsverband) Gestern gab die Bundesregierung die neuen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus bekannt. Kurz danach reagierte der Handelsverband mit einem Statement. Man habe vollstes Verständnis für die verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, kein Verständnis habe der Verband jedoch für die Ankündigung, den krisengebeutelten Händlern keine Sicherheit beim Umsatzersatz zu geben, so Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will.

Am 14. November 2020 wurden die neuen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus bekanntgegeben. In der Covid-19-Notsituationsverordnung ist ua. eine Sperre des gesamten heimischen Non-Food Handels von 17. November bis 6. Dezember vorgesehen. Ausgenommen sind lediglich Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien und Trafiken sowie Banken und Post-Filialen. Überall, wo es möglich ist, soll zudem auf Homeoffice umgestellt werden.

„Die Gesundheit der Bevölkerung steht für den österreichischen Handel an höchster Stelle. Da die Covid-Infektionszahlen zuletzt besorgniserregend angestiegen sind, haben wir vollstes Verständnis für die verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme. „Kein Verständnis haben wir jedoch für die heutige Ankündigung, den krisengebeutelten Händlern keine Sicherheit beim Umsatzersatz zu geben und eine Range zwischen 20%, 40% oder 60% während des Lockdowns anzukündigen. Alle anderen direkt betroffenen Branchen wie die Gastronomie und der Tourismus werden mit 80% entschädigt. Genau das erwartet sich auch der Handel in einer Phase, in der er wichtige Mehrumsätze hin zum Weihnachtsgeschäft erzielen müsste!“

Zwischen den betroffenen Branchen dürfe kein Unterschied gemacht werden, immerhin wurde versprochen, dass niemand in dieser Krise zurückgelassen werde. „Gerade jetzt, wo das Weihnachtsgeschäft richtig anläuft und die doppelten Gehälter (Weihnachtsgeld) sowie hohe Mieten anstehen, brauchen die Betriebe rasche Unterstützung, um die 490.000 Arbeitsplätze im Non-Food Handel abzusichern“, betont Rainer will, laut dem nun allerdings das Gegenteil der Fall sei, weil zwar harte Maßnahmen verhängt würden, jedoch keine Sicherheit bei der Höhe der Hilfen bestehe. Aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen (Gewinnspannen, verderbliche Güter, Wiederverkauf, Nachholeffekte) werde der Handel differenziert betrachtet, wie Will erläutert: „Ausgehend von einer 40% Basis soll es Aufstufungen bis zu 60% für Bereiche mit verderblicher und stark saisonal bedingter Ware sowie Abstufungen für jene Bereiche, wo die Waren kaum Wertminderungen unterliegen.“

„Handelsunternehmen erwägen Klagen beim Verfassungsgerichtshof“

Der Handelsverband fordert stattdessen einen Umsatzersatz von 80%, also in gleicher Höhe wie für die bereits von Schließungen betroffenen Branchen. „Eine ungleiche Behandlung wäre sachlich nicht gerechtfertigt“, sagt Will, laut dem einige Handelsunternehmen dem Handelsverband bereits angekündigt hätten, Klagen beim Verfassungsgerichtshof zu erwägen.

Schon seit Beginn des „Corona Lockdown light“ Anfang November leide der heimische Handel massiv, die Branche habe einen Umsatzverlust von fast 750 Millionen Euro verkraften müssen, wie Will berichtet. Die nun beschlossene Schließung des gesamten Non-Food Handels bis 6. Dezember komme für die angeschlagenen Betriebe zur Unzeit, sie fällt voll in die Sondereinkaufstage (Black Friday, Cyber Monday) sowie in das angelaufene Weihnachtsgeschäft.

Im neunten Monat der Krise

„Wir befinden uns im neunten Monat der Krise. Zeitgleich mit dem zweiten harten Lockdown braucht es jetzt Zug um Zug die Gelder auf den Konten der Händler. Das volle Spektrum der EU-Hilfen muss jetzt endlich ausgeschöpft werden. Hier ist das Finanzministerium gefordert, das Mittel des Verlustausgleichs in Kombination mit den Fixkostenzuschüssen zu beantragen. Viele europäische Länder haben dies längst gemacht und ihre Unternehmen damit rasch geholfen“, erklärt Will.

Non-Food Handel: „900 Mio. Euro Umsatzentfall pro Lockdown-Woche“

„Für unsere Branche ist der harte Lockdown das Worst Case Szenario. November und Dezember sind die beiden umsatzstärksten, wichtigsten Monate des Geschäftsjahres. Pro Lockdown-Woche rechnen wir im Non-Food Handel mit einem Umsatzausfall von mindestens 900 Millionen Euro. Profitieren werden in erster Linie jene internationalen Onlinehändler aus Drittstaaten, die kaum Steuern zahlen und wenig zum Gemeinwohl beitragen. Der Lockdown gleicht für die Handelsbranche einem Amazon-Förderungsprogramm„, so Rainer Will abschließend.

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Kommentare (2)

  1. Der Ersatz eines Prozentsatzes des Umsatzes ist für die Finanz die einfachste Lösung, weil die lässt sich aus der Umsatzsteuervoranmeldung des ensprechenden Vorjahresmonats ablesen. Also ist diese Lösungs – ausnahmsweise – pragmatisch und schnell.
    Natürlich sind die Deckungsbeiträge der verschienden Branchen sehr unterschiedlich. Dass Branchenkennzahlen einen Mittelwert darstellen ist auch bekannt. Natrürlich kann man über die Prozentsätze diskutieren und der der weniger bokommt, wird nicht zufrieden sein.
    Aber wenn es rasch gehen soll, dann muss man eben einfache Basisdaten nehmen. Sonst kommen so mühsame Konstrukte wie der Härtefallfonds oder der Fixkostenzuschuss heraus.

  2. Ich habe mich immer über Leute gewundert, die Umsatz nicht von Deckungsbeitrag/Gewinn/Verdienst unterscheiden können. Aber das kann unsere Bundesregierung offenbar auch nicht. Wie sonst käme man auf die hanebüchene Idee, einen Umsatzverlust ausgleichen zu wollen. Wenn heute bei einem TV-Gerät gerade mal Spannen zwischen 8-15% erwirtschaftet werden, so ist die Spanne bei einem weißen Spritzer prozentuell wohl deutlich höher. Nicht dass ich der Gastronomie etwas missgönnen würde, so müssten man den Entfall des Deckungsbeitrages kompensieren, und nicht den Umsatzentfall. Und unabhängig davon sollte auch noch geprüft werden, ob das Personal gekündigt oder in Kurzarbeit geschickt wird und welche anderen Förderungen in Anspruch genommen werden. Das wäre auf jeden Fall gerechter, als diversen Branchen verschieden hohe Prozentsätze des Umsatzentfalls als Kompensation anzubieten. Wer soll denn die Aufschläge und Abschläge berechnen ? Überhaupt wäre es sinnvoller direkt zu fördern – z.B.: massive Reduktion der Lohnkosten für Lockdown-Zeiten mit Verpflichtung der Arbeitgeber, die Arbeitnehmer weiter zu beschäftigen, – direkte Hilfen bei Mieten usw. – auch so könnte man man mit relativ geringen Aufwand Betriebe erhalten, die Arbeitslosenzahlen unten halten und die Bürokratie extrem reduzieren ( ließe sich leicht nur mit Hilfe des Finanzamtes erledigen ) – aber das will man sicherlich nicht, – denn WKO, AMS und ein Heer von Steuerberatern wären dann eventuell unterbeschäftigt. Lieber kompliziert, teuer, mühsam und langsam anstatt pragmatisch, einfach und preiswert. Aber warum einfach, wenn es auch umständlich geht ? Wo kämen wir denn hin ? Und außerdem möchte man sich danach auch noch selbst kräftig auf die Schultern klopfen, weil man das alles ja gar so gut gelöst hat. Und man kann dann auch wieder darauf verweisen, wie wichtig alle Kammern, Verbände usw. usw. sind – nicht, dass die alle völlig unnötig wären, – aber die sollten sich um das Wesentliche kümmern. Funktionäre sind keine Unternehmer, – den nur Unternehmer unternehmen etwas, – abgesehen davon, dass sie auch noch funktionieren müssen. Alles klar ?

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