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Dienstag, 23. April 2024
Ausländischer Online-Handel profitiert

„Österreich verschenkt jährlich bis zu 680 Millionen Steuer-Euro“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 09.12.2020 | | 5  Wissen
Österreich verschenkt jährlich bis zu 680 Millionen Steuer-Euro an ausländischen Online-Versandhandel, wie Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS) errechnet hat. (Bild: Tim Reckmann/ pixelio.de) Österreich verschenkt jährlich bis zu 680 Millionen Steuer-Euro an ausländischen Online-Versandhandel, wie Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS) errechnet hat. (Bild: Tim Reckmann/ pixelio.de) Corona hat dem Online-Handel einen kräftigen Schub verliehen. Dadurch entgehen dem heimischen Fiskus jedes Jahr bis zu 680 Millionen Euro an Mehrwertsteuer-Einnahmen, wie em.o.Univ.-Prof. Friedrich Schneider von der der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ errechnet hat. „Sehr viel Geld, das gerade in Zeiten wie diesen – mit milliardenschweren Finanzhilfen – dem Staatshaushalt dringend fehlt“, so der wissenschaftliche Leiter der IWS.

Die Initiative Wirtschaftsstandort OÖ rechnet vor: „Bei Annahme der gleichen Mehrwertsteuerlücke von 8% für den ausländischen Distanzhandel und bei Annahme der Mehrwertsteuerlücke im ausländischen Distanz-Handel von allen EU-Ländern in Summe von 7 bis 8,5 Milliarden Euro ergibt sich folgendes Ergebnis: In Österreich wird die Mehrwertsteuerlücke im Jahr 2020 im ausländischen Distanzhandel zwischen 560 und 680 Millionen Euro betragen. Dies entspricht in etwa zwischen 11,8% und 12,5% des Umsatzes (von 4,7 und 5,5 Mrd. Euro) des ausländischen Distanzhandels von 2020 – oder die MwSt.-Lücke im ausländischen Distanzhändel beträgt zwischen 22,9% (von 560 Mio. Euro) und 27,8% (von 680 Mio. Euro) an der gesamten Mehrwertsteuerlücke (von 2,444 Milliarden Euro) in Österreich im Jahr 2020.“

Die Ursachen hierfür sind laut Friedrich Schneider vielfältig: „Beispielsweise die mit 1.1. 2021 endlich abgeschaffte Steuerbefreiung von Kleinsendungen unter 22 Euro, falsche Warenwert-Deklaration oder die Nichterfassung auf einer staatlichen Plattform. Auch in der Europäischen Union gibt es Bestrebungen, die in allen EU-Mitgliedsländern bestehende Mehrwertsteuerlücke, die sich aus den Schwierigkeiten bei der Einhebung und aus Mehrwertsteuerbetrug zusammensetzen, zu berechnen und durch finanzpolitische Maßnahmen zu verringern.“

Der Staat solle zuerst alle Steuern einheben, die von den Paketempfängern bezahlt und ohnedies fällig sind, bevor wieder neue Steuern eingeführt werden, ergänzt IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel. „Dabei geht es um Steuergerechtigkeit und Fairness gegenüber dem stationären Handel in den Stadt- und Ortskernen, dessen Betreiber rund um die Uhr der Finanz Rechenschaft ablegen müssen, die ihrerseits aber Kunden beraten und für Leben in unseren Innenstädten und Ortszentren sorgen“, betont Kneifel und weist darauf hin, dass die technische Umsetzung problemlos möglich sei: „Der Strichcode auf

jedem Paket, per Scanner auf eine Plattform übertragen, könnte der Finanz tagfertig die offenen Mehrwertsteuer-Beträge der Konzerne liefern – wenn der politische Wille dazu vorhanden ist.“

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Kommentare (5)

  1. Die grundsätzliche Idee ist ja richtig. Aber wie Herr Schneider auf den Betrag von bis zu 680 Mio Euro kommt, erschliesst sich für mich nicht aus dem Artikel.

    Meint er damit Amazon und/oder andere internationale Onliner? Und meint er damit, dass diese keine odr nicht alle Umsatzsteuern die Sie kassieren auch bei der österreichischen Finanz abliefern?

    Und was hat das mit Paketnummern zu tun? Aus der Paketnummer ist doch kein Umsatz ersichtlich.

    Sieht für mich nach politscher Seifenblase aus. Nicht zu Ende gedacht und außer Acht lassen, dass wir noch jede Menge Abgaben haben, mit denen der österreichische Handel gegnüber dem Ausland benachteiligt ist.

    Ich frag mich schon lange, warum da unsere Wirtschaftskammer seit 25 Jahren in der EU nichts weiterbringt. Beim Kassieren der Mitgliedsbeiträge sinds fleißig. Aber dass man drauf schaut, dass es gleiche Rahmenbedingenungen im Binnenmarkt gibt, scheint nicht ihr Ding zu sein.

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  2. Auch wenn sie viele verflucht haben – her mit der Sozialen Marktwirtschaft – da kann viel gesteuert werden. Wann dann Großkonzerne keine Steuern bezahlen wollen, dürfen sie nicht mehr nach Österreich liefern. So einfach geht das und war es auch früher. Wir sind Nettozahler, das bedeutet, wir zahlen, wir sollten auch anschaffen!

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  3. Auf die Kleinen kann man leicht hintreten, bei den Großen fehlen ihnen anscheinend die richtigen Schuhe (Hirn?).
    Die € 22.- Grenze zu China die aufgehoben wird macht das Kraut auch nicht fetter.
    Es ist eigentlich unbegreifbar, das es überhaupt so eine Ungleichheit gibt und das EU weit.

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  4. …dann sollte unsere Regierung halt endlich aufwachen wie Frankreich es schön langsam tut
    und z.B. eine Online-Gebühr erheben.
    Sonst wird ja immer der Handel vor Ort mit URA- und ARA- etc. Abgaben geschröpft.
    Ohne diese Abgaben und Steuern kann ich auch als kleiner Händler locker 20-25% billiger sein

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