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Dienstag, 23. April 2024
30% Ausfallsbonus mit 60.000 Euro Deckelung

HV: „Völlig unzureichend und inakzeptabel“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 18.01.2021 | | 1  Branche
Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will sagt: „Die Bundesregierung hat der Bevölkerung zugesichert, dass niemand in dieser Krise zurückgelassen wird. Dieses Versprechen muss jetzt eingelöst werden, sonst droht uns heuer ein wirtschaftlicher Kollaps. Nicht das Virus kostet Arbeitsplätze, sondern jene Hilfen, die nicht ankommen Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will sagt: „Die Bundesregierung hat der Bevölkerung zugesichert, dass niemand in dieser Krise zurückgelassen wird. Dieses Versprechen muss jetzt eingelöst werden, sonst droht uns heuer ein wirtschaftlicher Kollaps. Nicht das Virus kostet Arbeitsplätze, sondern jene Hilfen, die nicht ankommen". (Bild: Kurt Michel/ pixelio.de) In einer ersten Stellungnahme des Handelsverbandes zur Verlängerung des Lockdowns wird von der Bundesregierung eine „Überlebenshilfe" für Handelsverbtriebe gefordert. 30% Ausfallsbonus mit 60.000 Euro Deckelung seien völlig unzureichend und inakzeptabel, sagt Handelsverband GF Rainer Will.

Der dritte harte Lockdown wurde also bis 7. Februar verlängert (elektro.at berichtete). Damit bleibt der heimische Non-Food Handel ebenso wie die Gastronomie und Hotellerie weiterhin geschlossen. Zudem gelten ab 25.1.21 verschärfte Maßnahmen wie die Ausdehnung des Mindestabstandes auf 2 Meter. Darüber hinaus müssen im gesamten Handel müssen ab 25. Jänner 21 FFP2-Masken getragen werden.

„Die Coronavirus-Mutation B117 hat leider dafür gesorgt, dass unser Albtraum-Szenario eingetreten ist. Wir rechnen jetzt für den sechswöchigen Lockdown im Handel mit einem Umsatzverlust von fast sechs Milliarden Euro. Mittlerweile sind über 100.000 Jobs in der Branche akut gefährdet. Die Hälfte der verbliebenen Händler hat massive Existenzängste, sie wissen nicht, wie es weitergeht. 10.000 Betriebe sind de facto insolvent„, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.

Fassungslosigkeit im Handel

Die gestern (17. Jänner 2021) präsentierten neuen Corona-Hilfen sorgen im Handel für Fassungslosigkeit, berichtet der Handelsverband – „sowohl bei den tausenden EPU und KMU-Händlern, deren Liquiditätsreserven längst aufgebraucht sind, als auch bei den beschäftigungsintensiven mittelständischen Händlern, die im Jänner mit einem 30-prozentigen Ausfallsbonus von max. 60.000 Euro abgespeist werden sollen“, sagt Will.

„Die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung steht für den Handel an erster Stelle. Selbstverständlich unterstützen wir jede sinnvolle Maßnahme der Bundesregierung. Das haben wir bereits bei der Umsetzung der Hygienekonzepte bewiesen und werden wir auch bei der FFP2-Maskenpflicht und der Ausdehnung des Mindestabstandes auf 2 Meter gewährleisten“, versichert Will, der sich im Gegenzug allerdings erwartet, dass die zugesagten Hilfen bei den direkt und indirekt betroffenen Unternehmen endlich ankommen. „Die Bundesregierung hat der Bevölkerung zugesichert, dass niemand in dieser Krise zurückgelassen wird. Dieses Versprechen muss jetzt eingelöst werden und die Überlebenshilfe sofort fließen, sonst droht uns heuer ein wirtschaftlicher Kollaps. Nicht das Virus kostet Arbeitsplätze, sondern jene Hilfen, die nicht ankommen“.

Möglichkeit der Selbsthilfe verwehrt?

Unzählige Unternehmen, die vor der Coronakrise vitale Firmen waren, stehen jetzt laut Handelsverband vor dem finanziellen Ruin. „Wenn ihnen aufgrund des verlängerten Lockdowns weiterhin die Möglichkeit der Selbsthilfe verwehrt bleibt, müssen zumindest rasche und höhere Hilfen sowie Planungssicherheit in steuerlicher, finanzieller und bilanzieller Hinsicht zur Selbstverständlichkeit werden. Zusätzlich sollten Firmen durch eine zeitnahe Novellierung des Unternehmensreorganisationsgesetzes die Möglichkeit gegeben werden, schneller und rascher zu gesunden“, so Will.

„Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“

Der mit 800.000 Euro gedeckelte Umsatzersatz habe sich bereits im zweiten Lockdown bewährt und sei das einzige Instrument gewesen, das rasch an die betroffenen Firmen ausbezahlt werden konnte, wie Rainer Will sagt. „Da alle anderen Hilfen (ua. Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss, Verlustersatz) bürokratischer zu beantragen sind und erst mit erheblicher Verzögerung bei den Betrieben ankommen, hatte der Handelsverband vehement für eine Verlängerung des Umsatzersatzes für die gesamte Lockdown-Dauer geworben.“

Völlig unzureichend

Der Finanzminister habe diese Forderung auch aufgegriffen – „erfreulicherweise“, wie der Handelsverband sagt – und in Form des „Ausfallsbonus“ umgesetzt. Die Höhe von 30% der Umsatzausfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt sei für die Branche allerdings „ebenso völlig unzureichend“ wie die Obergrenze von 60.000 Euro, die die Liquiditätssituation der Firmen verkennt.

Keine Rede von Bonus

Von Bonus kann in Anbetracht der massiven Ausweitung der behördlichen Schließung keine Rede sein. Der Ausfallsbonus ist für jeden mittelständischen Händler nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Deckelung auf nur 60.000 Euro wird bei vielen betroffenen Unternehmen nur einen Bruchteil der tatsächlichen Umsatzverluste im Lockdown abdecken. Für KMU-Händler wiederum ist die Höhe von maximal 30% bei weitem zu niedrig angesetzt. Daher appellieren wir an die Bundesregierung, hier dringend nachzubessern, um den Unternehmensfortbestand sowie hunderttausende Arbeitsplätze im österreichischen Handel abzusichern“, stellt Rainer Will klar.

„Eintrittshürde bei weitem zu hoch angesetzt“

Überdies sei die Eintrittshürde mit mindestens 40% Umsatzausfall bei weitem zu hoch angesetzt, wie Will weiter ausführt: „Was soll ein Händler mit 39% coronabedingtem Umsatzeinbruch dazu sagen? Wir, der Handelsverband, fordern daher, dass diese Untergrenze als Auszahlungsbedingung zumindest von 40% auf 30% Umsatzausfall gesenkt wird. Es muss aber auch hinterfragt werden, warum all jene Betriebe, die weniger als 40% oder 30% coronabedingten Verlust hinnehmen müssen, um derart viele Hilfen umfallen. Denn auch Verluste dieser Dimension summieren sich zu einem gravierenden Ausmaß.“

Forderung umgesetzt: Umsatzentschädigung auch für indirekt betroffene Betriebe

Als positiv bezeichnet der Handelsverband GF, dass nun auch alle indirekt vom Lockdown betroffenen Unternehmen, insbesondere der Großhandel, eine „unbürokratische, gleichwertige Unterstützung“ bekommen werden. Dies sei eine zentrale Forderung des Handelsverbandes gewesen.

Wie der Verband noch anmerkt, hätte sich die Bevölkerung, „die sich mehrheitlich an die Einschränkungen hält“, und alle von den Folgen der Pandemie betroffenen UnternehmenDank und gezielte Anreize“ verdient – dies „damit für die Zeit nach den Lockdowns ein Klima der Zuversicht geschaffen und bis dahin der Zusammenhalt gestärkt wird.“

Mehr als 6.300 Unterschriften

Übrigens: Die Corona-Petition #arbeitsplätzeretten des Handelsverbandes (elektro.at berichtete) wurde mittlerweile von mehr als 6.300 Unterstützern aus Handel, Gewerbe, Industrie und Privathaushalten unterzeichnet.

Mehr dazu auf www.arbeitsplaetzeretten.at

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Kommentare (1)

  1. Inakzeptabel ist das es erst Unterstützung gibt wenn man „nur“ 40% Umsatzverlust hat und dies noch ggü Jänner 2019 gestellt wird.

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