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Donnerstag, 25. April 2024
Reaktionen von WKÖ-Spitze, Gewerbe & Handwerk, Handelsverband

„Der Handel ist startklar“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 02.02.2021 | |  Branche
Licht am Ende des Tunnels? Die Bundesregierung gab erste Lockerungen im dritten harten Lockdown bekannt. (Bild: syha/ pixelio.de) Licht am Ende des Tunnels? Die Bundesregierung gab erste Lockerungen im dritten harten Lockdown bekannt. (Bild: syha/ pixelio.de) Gestern, am 1. Februar, gab die Bundesregierung erste Lockerungen im dritten harten Lockdown bekannt. Die WKÖ Spitze, die Bundessparte Gewerbe und Handwerk sowie der Handelsverband zeigen sich erfreut über die vorsichtigen Öffnungschritte.

Im Rahmen einer Pressekonferenz gab die Bundesregierung das Ende des dritten harten Lockdowns und die schrittweise Öffnung von Handel und körpernahen Dienstleistungen ab dem kommenden Montag, 8. Februar, bekannt (elektro.at berichtete).

Die WKÖ-Spitze sieht dies als wichtiges Signal für Betriebe und Arbeitsplätze: „Die heute bekannt gegebenen ersten Öffnungsschritte im Handel und bei den körpernahen

WKÖ-Präsident Harald Mahrer.

Dienstleistern sind sowohl psychologisch als auch wirtschaftlich entscheidend für tausende Existenzen in unserem Land. Die Betriebe, ihre Mitarbeiter und die Menschen im Land bekommen dadurch endlich die schon so dringend notwendige Perspektive für einen Weg aus der Krise. Die Regierung hat damit die richtige Balance zwischen gesundheitlichen Notwendigkeiten und wirtschaftlicher Vernunft gewählt, der nach den monatelangen Lockdowns sowohl wichtig für die Stimmung im Land und das wirtschaftliche Überleben unserer Betriebe ist. Bei der Bewältigung der Krise geht es immer um eine Güterabwägung medizinischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aspekte, die gesamthaft gesehen werden müssen“, sagt WKÖ-Präsident Harald Mahrer.

„Wir haben einen umfangreichen, bestens ausgestatteten Werkzeugkoffer mit professionellen Sicherheits- und Präventionskonzepten zur Verfügung, der Öffnungen ermöglicht und den wir so breit wie möglich einsetzen sollten. Unsere Betriebe haben vielfach gezeigt, dass sie höchst professionell vorgehen. Viele Unternehmen leisten hier zusätzlich mit Testungen im eigenen Betrieb wertvolle Beiträge“, ergänzt WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Als nächster Schritt müssen diese Betriebe auch rasch in die Test- und in weiterer Folge in die Impfstrategie des Bundes eingebunden werden, fordert die WKÖ-Spitze. „Das heißt betriebliche Tests müssen gleich wie staatliche Tests behandelt, anerkannt und finanziell unterstützt werden“, so Kopf.

Öffnungsperspektiven für alle Branchen schaffen

„Unsere Betriebe und Mitarbeiter sind startklar und freuen sich darauf, wieder zu öffnen. Für all jene, die noch auf den Start warten, braucht es Planungssicherheit, rasche Entscheidungen und klare Perspektiven“, unterstreicht Mahrer. Kopf: „Insbesondere Branchen wie Gastronomie, Veranstalter oder Hotellerie haben lange Vorlaufzeiten und brauchen im Februar eine klare Öffnungsperspektive.“

„Jetzt gilt es bedacht zu handeln, aufeinander acht zu geben und die uns zur Verfügung stehenden Werkzeuge bestmöglich einzusetzen. Dazu müssen wir die Sicherheits- und Präventionskonzepte, Testungen und in weiterer Folge das Instrument der Impfungen breitestmöglich einsetzen – nur so kann eine Stabilisierung der herausfordernden Lage gelingen“, so Mahrer und Kopf abschließend.

WKÖ-Gewerbe und Handwerk

Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der WKÖ Bundessparte Gewerbe und Handwerk.

Erleichterung macht sich auch im Gewerbe und Handwerk breit. Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der WKÖ Bundessparte Gewerbe und Handwerk, zeigt sich erfreut über die Öffnungsschritte, auch wenn sie sehr vorsichtig ausfallen: „Es ist ganz entscheidend, den Betrieben und ihren Mitarbeitern eine klare Perspektive zu geben. Wir haben immer gesagt, dass wir gut vorbereitet sind, dass wir den mittlerweile gut gefüllten Werkzeugkoffer zur Pandemiebekämpfung nützen und aufsperren wollen. Jetzt haben wir Gewissheit. Das ‚Eintrittstesten‘ wird nicht nur die Arbeitsplätze in den Betrieben der körpernahen Dienstleister absichern, sondern darüber hinaus kann dieser Pilot der Erfolgsfaktor für die nachhaltige Bekämpfung der Pandemie werden. Zudem freut es mich, dass unsere Floristen ihre Kunden am für sie so wichtigen Valentinstag begrüßen können.“

David Hertl, Bundesinnungsmeister der Gärtner und Floristen: „Der Valentinstag ist für unsere Floristen einer der umsatzstärksten Tage im Jahr. Unsere Betriebe lukrieren hier rund 10% des Jahresumsatzes. Nach dem langen Lockdown ist die zugesagte Öffnung für viele kleine Familienbetriebe die ersehnte Rettung vor der drohenden Betriebsliquidierung. Blumen sind zwar keine Lebensmittel, aber eine unverzichtbare Nahrung für die Seele. Gerade jetzt nach der zermürbenden Lockdown-Situation.“

Körpernahe Dienstleister ab 8. Februar wieder offen

Herbeigesehnt werden von vielen Österreichern auch der erste Haarschnitt oder Termin zur Massage, Kosmetik oder Fußpflege. Voraussetzung sollen negative „Eintrittstests“ der Kunden sein. Diese werden mit den körpernahen Dienstleistern erstmals in Österreich erprobt.

Das Wichtigste ist, dass wir aufsperren dürfen. Die Auflagen dafür sind sehr hoch, aber wir freuen uns, ab 8. Februar wieder für unsere Kunden da zu sein und bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten“, sagen Wolfgang Eder, Bundesinnungsmeister der Friseure, und Dagmar Zeibig, Bundesinnungsmeisterin der Fußpfleger, Kosmetiker, Masseure, Nageldesigner, Tätowierer und Piercer. „Wir haben schon bisher bewiesen, dass unsere hohen Hygienestandards und Sicherheitsvorkehrungen zur Pandemiebekämpfung beitragen. Das Pilotprojekt der Bundesregierung sieht Eintrittstests als Voraussetzung für das Aufsperren und als zusätzliche Sicherheit vor. Das ist sicher eine Herausforderung, der wir uns aber stellen müssen. Das könnte wegweisend für viele andere Branchen werden und auch dort Arbeitsplätze absichern.“

Sie sehen nun aber auch die Bundesregierung und die Länder in der Pflicht: „Unseren Kunden müssen flächendeckende Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen, einfach und gratis, so wie an den Schulen. Davon wird der Erfolg des Eintrittstestens abhängen“, betonen Eder und Zeibig.

Hilfe zur Selbsthilfe

Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will

Der österreichische Handelsverband sagt zu den Lockerungsschritten: „Wir begrüßen die Entscheidung der Bundesregierung, den Handel ab 8. Februar unter Auflagen wieder zu öffnen. Damit bekommt der heimische Handel Hilfe zur Selbsthilfe, nachdem aktuell fast ein Drittel der Händler von Zahlungsunfähigkeit betroffen ist. 22.500 geschlossene Geschäfte mit einer Gesamtverkaufsfläche von mehr als 9 Mio. m² dürfen ab kommender Woche endlich wieder aufsperren. Die Gesundheit der Kunden und Mitarbeiter steht dabei an erster Stelle. Hierfür haben unsere Händler umfassende Hygienemaßnahmen implementiert, um ein geordnetes Aufsperren und ein sicheres Einkaufen zu ermöglichen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.

Bedenken entkräftet

Etwaige Bedenken, die Wiedereröffnung der Geschäfte könnte die Corona-Fallzahlen nach oben treiben, wurden mittlerweile durch diverse wissenschaftliche Studien entkräftet, wie Will nochmals berichtet: „Der Handel ist kein Corona-Hotspot, dafür sind die Aufenthaltsdauern zu gering und der Kundenkontakt zu lose. Auch in den Untersuchungen der AGES konnte keine Clusterbildung in den Geschäften nachgewiesen werden, das Infektionsgeschehen spielt sich vielmehr im privaten Haushaltsbereich ab.“

Darüber hinaus hätten sich die Sicherheits- und Hygienekonzepte des österreichischen Handels in der Praxis bereits bewährt. „Die österreichischen Händler sichern die konsequente Einhaltung der erprobten Maßnahmen zu, ebenso die Erweiterung um ein Angebot an FFP2-Masken für Mitarbeiter und Kunden und die Einhaltung der Abstandsregeln. Die Händler werden die Einhaltung des 2 Meter-Mindestabstandes gewährleisten“, so Will.

Der Handelsverband spricht auch die psychosozialen Folgen an, die mit jedem Lockdown einhergehen – „diese dürfen nicht außer Acht gelassen werden“, wie Rainer Will betont. „Ohne Gastronomie ist es damit eine Rückkehr in den ‚Lockdown light‘, der den österreichischen Händlern weiterhin rund 250 Millionen Euro an wöchentlichen Umsatzverlusten bescheren wird. Die überwiegende Mehrheit der Menschen hat sich an die Corona-Maßnahmen gehalten, dafür möchten wir uns ausdrücklich bedanken. Mit der Wiedereröffnung wird auch der Bevölkerung wieder ein Stück Freiheit zurückgegeben. Damit wird ein Teil des Lebens wieder vom privaten in den öffentlichen Bereich verlagert“, sagt Will.

„Klima der Zuversicht“

Der Handelsverband GF mahnt abschließend: „Mittelfristig braucht es jetzt ein ‚Klima der Zuversicht‘, um die Konsumstimmung und damit auch den Wirtschaftsprozess mit mehr als 600.000 Beschäftigten allein im heimischen Handel anzukurbeln. Die rapide angestiegene Sparquote von mittlerweile fast 15% ist ein Mahnmal dieser Entwicklung und gefährdet hunderttausende Arbeitsplätze.“

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