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Donnerstag, 28. März 2024
„Das ‚Tür-auf-Tür-zu-Spiel‘ wird nicht mehr lange funktionieren“

Service&More: Kein Jubel trotz ausgezeichnetem Ergebnis

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 04.02.2021 | |  Branche
„Das ‚Tür-auf-Tür-zu-Spiel‘ wird nicht mehr lange funktionieren. Besser wäre es einen Lockdown so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich zu halten – und vor allem strikt durchzusetzen und europäisch koordiniert durchzuführen. Denn ‚Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown‘ wird auch der erfolgreichste Händler nicht noch unzählige weitere Male überstehen!“, sagt Christian Wimmer, Geschäftsführer von Service&More. (Foto: Service&More Felix Büchele) „Das ‚Tür-auf-Tür-zu-Spiel‘ wird nicht mehr lange funktionieren. Besser wäre es einen Lockdown so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich zu halten – und vor allem strikt durchzusetzen und europäisch koordiniert durchzuführen. Denn ‚Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown‘ wird auch der erfolgreichste Händler nicht noch unzählige weitere Male überstehen!“, sagt Christian Wimmer, Geschäftsführer von Service&More. (Foto: Service&More Felix Büchele) Wie Service&More berichtet, geht es dem heimischen Einrichtungsfachhandel auch im zweiten Jahr der coronabedingten Schließungen wirtschaftlich gut. Man kämpfe allerdings mit der notwendigen Produktivität an den noch verbleibenden offenen Tagen und damit verbunden mit gravierendem Fachkräftemangel. Service&More GF Christian Wimmer fordert nun von der Politik endlich ausreichend Unterstützung und vor allem mehr Mut zu klaren Regeln.

Ein, zwei, drei Lockdowns – in den letzten elf Monaten wurde von uns allen eine enorme Flexibilität gefordert und vor allem der Handel musste bzw muss meist sehr rasch reagieren und innerhalb von ein paar Tagen für eine Wiedereröffnung aufgestellt sein.

Service&More GF Christian Wimmer berichtet: „Wie die aktuellen Konjunkturzahlen laut WIFO zeigen, ist die Wirtschaftsleistung hierzulande im vierten Quartal 2020 um 4,3% gesunken. Was den Handel betrifft, so rechnen laut Handelsverband 84% der heimischen Händler auch 2021 mit heftigen Umsatzeinbußen von durchschnittlich 40% im Vergleich zu 2019. Auch an der Einrichtungsbranche insgesamt ist das Jahr nicht spurlos vorübergegangen: Laut aktuellen Zahlen der KMU Forschung Austria ist in Österreich der stationäre Einzelhandel mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen im Jahr 2020 nominell um 12,2% gesunken.“

„Heimzeit spielte uns durchaus in die Karten“

„Das Vorjahr war natürlich auch für unsere Branche unheimlich herausfordernd. Allerdings kam den Raumausstattern und Möbelhändlern zugute, dass viele Menschen sich der Aus- oder Neugestaltung der eigenen vier Wände widmeten. So das Geld vorhanden war oder vom Urlaub zur Einrichtung umgeschichtet wurde, spielte die ‚Heimzeit‘ unseren Partnern durchaus in die Karten.“ Die 292 Mitglieder, die in den von Service&More betreuten Verbänden „Garant Austria“ und „Wohnunion“ tätig sind, konnten mit einem gemeinsamen Verkaufsumsatz von 466 Mio. Euro im Pandemiejahr 2020 beinahe das Rekordergebnis von 2019 erreichen. Laut Wimmer sei das aber kein Anlass zum Jubeln, wenn man in die Zukunft blicke.

Denn hier kämpfe man noch mit ganz anderen Problemen. Wimmer stellt dazu folgende Rechnung an: „Der gesamte Verkaufsumsatz der Fachhandelspartner von Service&More betrug 2020 466 Mio. Euro. Geht man von 250 Arbeitstagen aus, so erzielten diese Unternehmen einen täglichen Umsatz von 2,2 Mio. Euro inklusive Umsatzsteuer. Allerdings blieben im Pandemiejahr die Türen im Handel an 60 Tagen geschlossen. Die Arbeit vor Ort bei den Kunden musste aber dennoch getan werden. Für unsere Mitglieder bedeutet das eine Erhöhung der zu erbringenden Leistung um 22% an den handelsoffenen Tagen! Das ist enorm, wenn man bedenkt, unter welchen Hygienebestimmungen und -auflagen das erfolgen musste und muss – vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass hier familiengeführte Klein- und Mittelbetriebe betroffen sind.“ Denn wenn auch online beraten werden könne und Planungen ohne Kundenkontakt durchgeführt werden, so fehlen dennoch die Öffnungszeiten im Verkauf, in der Montage und generell in der praktischen Umsetzung bei den Kunden vor Ort im Haus oder in der Wohnung. Wimmer: „Uns werden heuer die Tage ausgehen!

Wie Wimmer berichtet, konnten die Möbelfachhändler und Raumausstatter bis vor einigen Wochen noch gut montieren, doch die Lücke werde im April und Mai folgen. „Nach der Wiedereröffnung werden diese allerdings in den ersten Wochen rund um die Uhr arbeiten müssen, um die Aufträge auch tatsächlich umsetzen zu können. Herstellerseitig haben derzeit jene die Nase vorn, die vor allem an den Fachhandel liefern.“

Fachkräfte dringend benötigt, aber kaum zu finden

Um den erhöhten Arbeitsaufwand zu schaffen, würden die Unternehmen dringend Fachkräfte wie Tischler, Elektriker sowie Monteure benötigen, aber diese sind derzeit kaum zu finden. Wimmer: „Wir sind ja nicht die einzigen, die unter Fachkräftemangel leiden. Es ist unverständlich, dass die Politik hier nicht und nicht tätig wird. Handwerk muss wieder golden werden! Im monetären Sinne betrifft das leistungsgerechte gute Bezahlung, aber vor allem müssen Ausbildung und die Anerkennung in der breiten Öffentlichkeit verbessert werden.“ Spätestens wenn die öffentliche Hand wieder mehr investiere, um die Konjunktur anzukurbeln, werde sich der Personalmangel noch massiver verschärfen, ist sich Wimmer sicher.

Mehr Mut seitens der Regierung würde helfen

Wimmer wünscht sich zudem mehr Mut von der Politik: „Es geht um uns alle, also hat jeder Einzelne eine Verpflichtung. Allerdings funktioniert der Appell an die Eigenverantwortung nur für eine kurze Dauer. Jetzt ist es an der Zeit, dass auch seitens der Regierung mehr Mut spürbar wird. Gemeinsam mit Experten sollte sie die Notwendigkeit von Tests und Impfungen wesentlich klarer kommunizieren und gegebenenfalls auch mit Konsequenzen verbinden. Jede und jeder von uns trägt die Verantwortung, andere zu schützen. Wenn ich meinen Verpflichtungen nach Testen und Impfen nicht nachkomme, verliere ich auch die Rechte, andere Dinge zu beanspruchen. Das muss viel eindeutiger kommuniziert und auch umgesetzt werden!“ Mehr Eindeutigkeit wünscht sich Wimmer auch beim Lockdown. „Denn das ‚Tür-auf-Tür-zu-Spiel‘ wird nicht mehr lange funktionieren. Besser wäre es einen Lockdown so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich zu halten – und vor allem strikt durchzusetzen und europäisch koordiniert durchzuführen. Denn ‚Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown‘ wird auch der erfolgreichste Händler nicht noch unzählige weitere Male überstehen!“

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