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Donnerstag, 25. April 2024
Strategiepapier 2025 offengelegt

ORF-Player: ORF plant GIS-Schranke für Streaming

Multimedia | Wolfgang Schalko | 15.02.2021 | Downloads | |  Wissen
Im Strategiepapier heißt es: „Die Streaming-Lücke ist, egal auf welchem Weg, zu schließen.” Im Strategiepapier heißt es: „Die Streaming-Lücke ist, egal auf welchem Weg, zu schließen.” Eigentlich wurde das Strategiepapier des ORF für die kommenden fünf Jahre schon Anfang Dezember 2020 im Stiftungsrat beschlossen. Vergangene Woche tauchte dieses (ungekürzt) auf dem Portal netzpolitik.org auf, wo es der Wirtschaftswissenschafter und Medienunternehmer Leonhard Dobusch unter die Lupe nahm – und es zumindest in Teilen als „ambitionierten Versuch” klassifizierte.

Der ORF sieht in seiner Strategie bis 2025 vor, wesentliche Inhalte des für Mitte/Ende 2021 geplanten ORF-Players hinter eine GIS-Registrierungsschranke zu stellen. Zudem sollen Inhalte verstärkt mit österreichischen Medien ausgetauscht und vermarktet werden. Viele Inhalte aus dem Strategiepapier 2025 waren bereits im Anschluss an die Stiftungsratssitzung Anfang Dezember kommuniziert worden. Nun tauchte die ungekürzte Fassung im Netz auf (beigefügt als PDF-Datei).

Soziale Medien

Angebote in sozialen Medien sollen in Zukunft neben den klassischen Rundfunkkanälen und dem ORF-Player die dritte Säule darstellen. Für den ORF-Player muss ohnehin zuerst noch das ORF-Gesetz angepasst werden, um eine rechtliche Basis für die angestrebten „Online first”- und „Online only“-Strategien zu schaffen. Diese sehen zB vor, dass manche Programmhighlights noch vor der linearen Ausstrahlung online zu sehen sein werden. Bis Ende März soll geklärt sein, wie die Umsetzung der wesentlichen Handlungsfelder aussieht.

Für die „digitale Souveränität des österreichischen Medienstandortes” ist es laut Strategiepapier notwendig, Inhalte verstärkt mit österreichischen Medien auszutauschen und eine gemeinsame Vermarktungsplattform im digitalen Bereich mit gemeinsamer Log-in-Strategie zu schaffen. Bestimmte Inhalte sollen hinter einer GIS-Registrierungsschranke stehen. Dadurch soll die sog. „Streaming-Lücke” geschlossen und niederschwellige Abosysteme von insbesondere digitalen Printmedien gestützt werden.

Log-In-Strategie

Die duale Finanzierung des ORF durch Gebühren und Werbung soll aufrechterhalten und zeitgemäß weiterentwickelt werden. Die „Streaming-Lücke” soll neben einer Log-in-Strategie beim ORF-Player auch durch legistische Maßnahmen geschlossen werden. Manche Bestimmungen des Versorgungsauftrags und der Programmentgeltpflicht werden im Strategiepapier als überholt bezeichnet: „Dass als (entgeltpflichtige) Rundfunkempfangseinrichtungen nur jene Geräte gelten, die ‚Rundfunktechnologien‘ verwenden, ist sachlich nicht mehr gerechtfertigt”, heißt es etwa. Die entstandene Gebührenlücke „ist daher vom Gesetzgeber zu schließen”. Auch wünscht sich der ORF, dass gesetzliche Werbebeschränkungen evaluiert werden. Einer Anpassung bedarf es in den Augen des Medienhauses noch hinsichtlich des Verbots für den ORF, Synergien zwischen seinen Radio- und TV-Sendern zu nutzen. Das wäre „geradezu anachronistisch”.

Im Bereich der TV-Werbung „hat sich der ORF auf die verstärkte Nutzung von Addressable TV einzustellen”, heißt es außerdem im Strategiepapier. Für die gezielte haushaltsgenaue Ausspielung von TV-Werbung ist ebenfalls eine gesetzliche Anpassung notwendig.
Diese werden folgendermaßen skizziert: Der öffentlich-rechtliche Auftrag des ORF „ist zu adaptieren”. Onlineverbote sollen auf das von der EU-Kommission zwingend vorgegebene Ausmaß reduziert und Verfahrensregeln so ausgestaltet werden, dass sie „die rasche Umsetzung geplanter Medieninnovationen befördern, anstatt diese zu verunmöglichen”. Für den ORF-Player baut der ORF auf einen direkten Auftrag im ORF-Gesetz, der verstärkt auf personalisierte Nutzererfahrung und Crossmedialität Rücksicht nimmt.

Strategie hat Potenzial

Auf der Plattform netzpolitik.org kam der Innsbrucker Wirtschaftswissenschafter Leonhard Dobusch zu folgendem Befund: Eine eigene digitale Plattform, auch in Kooperation mit privaten Medien, gegen Google, Facebook & Co. sei „angesichts der sehr starken Marktposition des ORF in Österreich nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt”. Das sei ein „ambitionierter Versuch”, einen Beitrag zur „digitalen Souveränität Europas zu leisten”.

Allerdings äußerte Dobusch auch Bedenken: „Vor allem bei jüngeren Zielgruppen – und damit über 2025 hinausgedacht – stellt sich die Frage, ob ein ORF-Player mit der dynamischen Entwicklung auf den globalen Plattformen mithalten kann – oder ob es hier nicht doch eine ‚Drittplattformen First‘-Strategie bräuchte.” Also ob der ORF nicht wie ARD und ZDF bei „Funk“ vorrangig auf Youtube und andere soziale Plattformen setzen sollte.

Downloads
ORF Strategiepapier 2025
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