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Freitag, 19. April 2024
Einblicke

Von revolutionären Ideen und unnützem Wissen

Über den Rand | Stefanie Bruckbauer | 21.03.2021 | |  
(Bild: Katharina Wieland Müller/ pixelio.de) (Bild: Katharina Wieland Müller/ pixelio.de) Jeder von uns befindet sich regelmäßig an intimen Orten, wo er mit „Routineabläufen“ beschäftigt ist. Manchmal entstehen dort revolutionäre Ideen, manchmal aber auch einfach nur nebensächliche Überlegungen, deren Inhalt schlussendlich in die Schublade mit dem restlichen unnützen Wissen abgelegt werden.

Die einen halten sich dort lange auf, die anderen so kurz wie möglich. Ich spreche vom stillen Örtchen. Haben Sie sich schon mal überlegt, warum die Toilette so genannt wird? Ich nicht, bis jetzt. Und ich bin zur Überzeugung gelangt, dass das stille Örtchen so genannt wird, weil man

a.) dort selten spricht (mit wem auch?) und

b.) nicht darüber spricht. Was komisch ist, denn jeder Mensch (wirklich jeder) verbringt dort tagtäglich mehrmals Zeit.

Jeder nutzt diese Zeit anders. Man kann lesen, Rätsel lösen, über Gott und die Welt nachdenken, mit dem Handy spielen, am Laptop arbeiten, die Nägel maniküren, einfach nur an die Wand (oder Türe) gegenüber starren und manche telefonieren sogar (Tatsächlich. Ich kenne solche Menschen). Ich persönlich variiere gerne. Manchmal lese ich, manchmal löse ich Sudoku, manchmal lasse ich meinen Gedanken einfach freien Lauf und dabei habe ich oft die besten Einfälle und Ideen. Mir fallen oft Dinge ein, über die ich schon längere Zeit nachgedacht habe. Ich kann es nicht erklären, aber es ist so. Und ich nutze es mittlerweile, soll heißen, wenn mir etwas partout nicht einfallen will, zermartere ich mir nicht sinnlos den Kopf, sondern warte einfach auf den nächsten Toilettengang, weil ich weiß: In den allermeisten Fällen habe ich spätestens dann die Lösung.

Nachdem man über solche Dinge nicht spricht in unserer Gesellschaft, wußte ich nicht, ob ich damit alleine bin, also quasi eine Ausnahmeerscheinung. Es hat mich aber interessiert, also habe ich recherchiert und herausgefunden: Nein, ich bin nicht die Einzige. Es gibt sogar ganze Studien zu dem Thema. Zum Beispiel vom Magazin Psychological Science. Man fand heraus, dass Menschen vor allem dann gute Ideen und Einfälle haben, wenn sie Pausen einlegen, in denen sie simple Routineaufgaben erledigen und ihren Gedanken dabei freien Lauf lassen. Also zB am Klo, aber auch unter der Dusche oder in der Badewanne. An diesen Orten sind wir mit reinen Routineabläufen beschäftigt. Wir müssen nicht nachdenken, was zu tun ist, das Gehirn entspannt sich. Und schweift dann ab – die beste Voraussetzung, um ausgetretene Pfade verlassen zu können… So einer Situation haben wir übrigens eine der wichtigsten Erkenntnisse der Menschheit zu verdanken: Das Archimedische Prinzip.

Entdeckt wurde es – wie schon der Name verrät – von Archimedes, der sich einst (der Überlieferung zufolge) zuhause in der Badewanne entspannte und dabei die beste Idee seines Lebens hatte, in dem er eben mal das archimedische Prinzip entdeckte. Genauer gesagt erkannte Archimedes, dass die aus der übervollen Badewanne geflossene Wassermenge dem Volumen seines Körpers entsprach. Er lief (wenn man den Geschichtsbüchern Glauben schenken darf) daraufhin nackt und „Heureka“-schreiend („Ich hab’s gefunden!“) durch seine Stadt; ein euphorischer Auszucker, der durchaus verständlich ist. War es doch angeblich so, dass Archimedes von König Hieron II von Syrakus davor damit beauftragt wurde, herauszufinden, ob dessen Krone wie bestellt aus reinem Gold gefertigt wäre oder ob das Material durch billigeres Metall gestreckt worden sei. Da die Krone natürlich nicht zerstört werden durfte, war die Aufgabe nicht so leicht zu lösen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Archimedes wie oben erwähnt in die knackevolle Wanne stieg, um zu relaxen, und dabei den Schmäh mit der Wasserverdrängung herausfand. Schließlich tauchte er nur mehr einmal die Krone und dann einen Goldbarren, der genauso viel wog wie die Krone, in einen bis zum Rand gefüllten Wasserbehälter und maß die Menge des überlaufenden Wassers. Da die Krone mehr Wasser verdrängte als der Goldbarren und somit bei gleichem Gewicht voluminöser war, musste sie aus einem Material geringerer Dichte, also nicht aus reinem Gold, gefertigt worden sein. Heureka! 🙂 (Was mit dem Hersteller der minderwertigen Krone geschah, ist übrigens nicht überliefert. Wobei, in einem Punkt bin ich mir sicher: Ganz so erfreut wie Archimedes war er über die Entdeckung sicher nicht …)

Wenn ich – wie eingangs erwähnt – meinen Gedanken am WC einfach so freien Lauf lasse, stolpere ich manchmal über Dinge, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, bzw. über Dinge, die neue Fragen aufwerfen. Unlängst war es wieder Mal soweit. Sie müssen wissen, auf meinem Klo steht ein Körberl und darin befinden sich Dinge, die man halt so am Klo hat. Ein Raumspray, ein Urinsteinentferner, ein Sudokuheft samt Kuli, zwei, drei Zeitschriften und eine Packung Feucht-Klopapier von Hakle. Haben Sie sich diese Hakle-Packungen schon mal genau angesehen? Darauf findet sich ein herziges Labradorwelpe und ich verstehe nicht warum. Was hat ein super süßes Hundewelpe mit feuchtem Klopapier gemeinsam? Was möchte uns der Hersteller damit sagen? Dass ich nach der Anwendung einen superflauschigen Popo habe? Dass mein Popo danach genauso behaart ist wie ein Hund? Dass sich das Klopapier anfühlt wie ein Hundewelpe? Dass die Farbe des Papiers der des Hundefells entspricht? Mir fehlt einfach die Idee und dazu kommt: Unter dem Hundewelpen steht „Klassische Sauberkeit“. Was zum Henker ist „klassische Sauberkeit“? Sauber ist sauber. Es gibt wenig sauber und sehr sauber, aber klassisch sauber?

Jedes Mal, wenn ich auf dem Klo bin und mein Blick auf die Hakle-Packung fällt, wundere ich mich über Hund und Bezeichnung und irgendwann beschloss ich: Wenn ich schon selbst nicht auf die Lösung komme, schaue ich einfach Mal nach, bei Hakle auf der Homepage, denn die müssen ja wissen, was sie damit meinen.

Eines vorweg: Ich kenne den Zusammenhang noch immer nicht. Und das, obwohl sich auf der Hakle Webseite tatsächlich eine eigene Sub-Page nur über das Hundewelpe befindet, das übrigens „Puppy“ heißt (ja, es hat einen Namen). Hakle schreibt dazu: „Markensymbol und beliebtes Maskottchen von Hakle in der Schweiz und in Österreich ist der ‚Hakle Puppy‘. Der niedliche Labradorwelpe blickt treuherzig von jeder Packung und gehört für viele Konsumenten zur Marke Hakle wie das Matterhorn zur Schweiz oder die Mozartkugel zu Österreich.“ Ich laß‘ das jetzt Mal so stehen ….

„Puppy“ hat interessanterweise eine ziemlich lange Historie. Das Hundewelpe als Markensymbol wurde nämlich bereits 1972 in Großbritannien erfunden. Hier hatte „Puppy“ seinen ersten Auftritt vor der Kamera und wurde zum Star. Skurril finde ich: Als erstes Markensymbol überhaupt erhielt Puppy 2004 einen Platz in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. Außerdem wurde Puppy zum populärsten fiktiven TV-Star in Großbritannien gewählt. Inzwischen leben viele Millionen Plüsch-„Puppys“ in britischen Haushalten – laut Schätzungen wohnt in jedem zehnten Haushalt des Vereinigten Königreichs einer. Ein Exemplar angeblich sogar im Buckingham Palace. (Die spinnen, die Engländer 😉 )

Diese „Puppy“-Sache fällt für mich in die Kategorie „Unnützes Wissen“. Es gibt so viele Dinge, die man weiß, und mit denen man angeben kann, die man aber nicht wirklich braucht. Wussten Sie zB dass die Nasennebenhöhlen beim Tyrannosaurus Rex größer waren als das Gehirn? Oder dass Stabheuschrecken bis zu zehn Wochen lang Sex haben? Wussten Sie, dass sich Autofahrer in den ersten Jahrzehnten des Kraftverkehrs „Autler“ nannten? Dass Prinz Charles in einem öffentlichen Garten in Großbritannien Cannabis und Koka anbaut? Dass Rhabarber in Europa als Gemüse und in Amerika als Obst gilt? Dass 95% der Babys lieber am rechten Daumen als am linken lutschen? Oder dass Pinguine ihren Kot mit einem viermal höheren Druck ausscheiden, als Menschen und ihn dabei bis zu vierzig Zentimeter weit schleudern? … womit sich der Kreis zumindest indirekt wieder schließt … 😉

Und damit wir den Kreis zur Gänze schließen, hier noch ein bisschen unnützes Wissen rund um die Toilette:

Wir verbringen durchschnittlich satte drei Jahre unseres Lebens auf dem WC.

Paruresis heißt die Angst vor öffentlichen Toiletten.

Am 19. November ist Welttoilettentag.

Am 26. August ist der internationale Tag des Toilettenpapiers.

Die Chinesen erfanden das Klopapier und zwar schon im 14. Jahrhundert.

Das 1660 erbaute Schloss Versailles hatte zwar 2000 Zimmer aber keine Toilette.

Dem Vernehmen nach machte Toni Blair seiner Frau Cherie einen Heiratsantrag, als diese die Toilette putzte.

 

So, und mit diesem Wissen lasse ich Sie nun alleine 😉

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