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Donnerstag, 25. April 2024
Große Hoffnung ruht auf Öffnungskommission

Veranstaltungsbranche: Es geht um knapp 19 Milliarden Euro und die Gesundheit

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 15.04.2021 | | 4  Veranstaltungen, Wissen
Messe-, Sport- und Kulturveranstalter – wie etwa Reed Exhibitions-CEO Benedikt Binder-Krieglstein – appellieren an die Kommission: Jetzt ist der entscheidende Tag, damit die Pandemie nicht Wirtschaft und Psyche kaputt macht. Messe-, Sport- und Kulturveranstalter – wie etwa Reed Exhibitions-CEO Benedikt Binder-Krieglstein – appellieren an die Kommission: Jetzt ist der entscheidende Tag, damit die Pandemie nicht Wirtschaft und Psyche kaputt macht. (© Reed Exhibitions / David Payr) Anlässlich der ersten Tagung der Öffnungskommission weisen namhafte Vertreter der Veranstaltungswirtschaft und Messebranche auf die Notwendigkeit eines pragmatischen und belastbaren Plans für die Wiedereröffnung hin. Insgesamt leisten die Messe-, Sport- und Kulturveranstalter zusätzlich zu ihrer unumstrittenen gesellschaftspolitischen Bedeutung eine Wertschöpfung von 18,17 Milliarden Euro.

Von der erzielten Wertschöpfung entfallen neun Milliarden Euro auf die Veranstaltungswirtschaft, 8,7 Milliarden Euro auf Sportereignisse mit Publikumsbeteiligung und eine Milliarde Euro auf Messeveranstaltungen. Hunderttausende Arbeitsplätze sind in bedeutenden angeschlossenen Branchen wie Tourismus, Hotellerie, Technikdienstleistern, Medien etc. von diesen relevanten Wirtschaftsmotoren abhängig, die seit bald einem Jahr im Stillstand verharren. Allein im Kultursektor sind rund 150.000 Menschen beschäftigt, die großteils zwischen Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit zum Nichtstun verdammt sind.

Bei der Planung der Öffnungsschritte sind nicht nur wirtschaftliche Faktoren zu beachten, ist sich die Veranstaltungsbranche einig. Es geht um nicht weniger als die mentale Gesundheit aller. Eine knappe halbe Million Menschen leidet in Österreich unter den Auswirkungen der pandemiebedingten Arbeitslosigkeit. 8,86 Millionen in Österreich lebende Menschen vermissen jeglichen Ausgleich durch Kultur- oder Sportveranstaltungen, die selbst in schwersten Krisen für psychischen Ausgleich und Zerstreuung sorgten. Die Häufigkeit von psychischen Depressionen hat sich seit Ausbruch der Pandemie quer durch alle Altersgruppen verfünffacht. Die gesundheitlichen Folgen des Dauer-Lockdowns werden den Staat noch viele Jahre mit hohen Millionensummen belasten.

Schutzschirm muss erweitert werden, um finanzielle Planungssicherheit zu gewährleisten

„‚Ready.Play.‘ heißt es im Tennis. Wir Veranstalter sind bereit, wieder zu spielen. Und unser Publikum ist es auch. Es warten alle sehnlichst darauf, Events wieder live zu erleben. Klarerweise unter Befolgung aller Auflagen und mit neuen, digitalen Zutrittsmöglichkeiten. Damit würden wir alle einen wichtigen, emotionalen Schritt zurück in die Zukunft setzen“, sagt Herwig Straka, Veranstalter internationaler Sportevents.

„Die Veranstaltungswirtschaft hat sehr lange Vorlaufzeiten und braucht verlässliche Planungssicherheit. Die Erweiterung des Schutzschirms muss ein wesentlicher Bestandteil des Öffnungsplans sein, weil das wirtschaftliche Risiko des Aufsperrens anders nicht zu stemmen ist“, gibt Christoph Klingler (CTS EVENTIM Austria) zu bedenken.

„Ein paar Tage auf oder ab sind nicht entscheidend. Jetzt sind wirtschaftliche Rahmenbedingungen entscheidend, damit die Kultur- und Veranstaltungswirtschaft nicht mehr an der staatlichen Hilfsspritze hängen muss und wieder in die wirtschaftliche Selbstständigkeit zurückkehrt. Auf-zu, auf-zu und nochmals auf-zu war bis zur Einführung der Impfung durchaus berechtigt, ist jetzt aber nicht mehr der Weisheit letzter Schluss. Die Veranstaltungswirtschaft braucht jetzt neben dem Impfstoff auch eine gute Dosis Stabilität, um mit der notwendigen Sorgfalt und unter Einhaltung aller sinnvollen Vorgaben wieder kulturelle Freiräume zu schaffen“, meint Georg Hoanzl (Agentur Hoanzl).

Ohne Messen wird es still in Tourismus und Wirtschaft

Das Rückgrat der heimischen Wirtschaft sind die Klein- und Mittelstandsunternehmen. Für diese sind Messen ein unersetzlicher Vertriebskanal, um Umsätze zu generieren, die letztlich nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Investitionen in Forschung und Entwicklung ermöglichen. Allein Reed Exhibitions generiert mit seinen Veranstaltungen über 400 Millionen Euro an Wertschöpfung an den Standorten Wien und Salzburg. Diese Umwegrentabilität stellt einen elementaren Teil der Tourismuswertschöpfung für diese Städte dar.

Wenn in diesem Jahr noch Messen und Kongresse stattfinden sollen, dann braucht es jetzt einen Öffnungsplan, Anreize für die Veranstalter und Aussteller sowie eine Erweiterung des Schutzschirms. Durch die langen Vorlaufzeiten von Messen, ist es jetzt entscheidend, einen Öffnungsplan mit verlässlichen Rahmenbedingungen umzusetzen. Ein zweiter Herbst ohne Messen kann für viele Unternehmen zur Existenzbedrohung werden. Der Öffnungsplan ist das einzige Mittel, um die wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie nicht noch weiter zu multiplizieren“, mahnt Benedikt Binder-Krieglstein, CEO von Reed Exhibitions Österreich und Deutschland.

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Kommentare (4)

  1. Die Pandemie hat die Veranstaltungsbranche hart getroffen. Viele Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden, was zu großen finanziellen Verlusten führte. Die Branche hat sich aber auch verändert und neue Möglichkeiten entwickelt. So wurden zum Beispiel digitale Veranstaltungen angeboten, die eine neue Zielgruppe erreichten.

    Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Veranstaltungen für die Gesellschaft sind. Sie sind ein wichtiger Teil der Kultur und des sozialen Lebens. Sie bringen Menschen zusammen und schaffen Erlebnisse, die bleiben.
    Wir freuen uns, dass die Veranstaltungen wieder stattfinden können. Wir konzentrieren uns wieder auf Live-Veranstaltungen mit Bühnentechnik, Corporate Events und Konzerten und sind überzeugt, dass diese Veranstaltungen auch in Zukunft wichtig für die Gesellschaft sein werden. Die Messen und Tagungen werden aber einem größeren Wandel unterzogen werden. Die grenzüberschreitende Kommunikation muss anders verlaufen.

  2. Den Kommentaren möchte ich doch teilweise klar widersprechen. Es ist richtig, dass sich Messen in den letzten 30 Jahren sehr gewandelt haben. Viele Branchen haben sich messemäßig konsolidiert. Messen werden mit starken Eventcharakter zu einem Gettogether der Branche, oder werden verstärkt genutzt um einen Überblick über die Branche und deren Angebote zu erhalten. Publikumsmessen haben sich oft auf wenige Themen konzentriert, die teilweise auch sehr starken Eventcharakter haben oder in kleineren Locations lokaler stattfinden. Fachmessen sind oft entweder stark lokal orientiert oder große internationale Messen, wo Besucher geballte Informationen erhalten können. Messen haben sich gewandelt, wurden durch Internet ergänzt und sind auch in einigen Branchen nicht mehr notwendig. Andere Branchen brauchen sie, um Exporte und Handel zu forcieren. Nicht umsonst ist Deutschland Messeland Nr. 1 weltweit und auch sehr stark im Export. Auf Messen treffen sich Menschen, verhandeln, lernen sich kennen, informieren sich in kurzer Zeit, schmieden in Gesprächen Kooperationen und Warenlieferungen. Das kann man im Internet nur beschränkt, vor allem nicht im B2B Bereich.
    Kostenmäßig ist es für Firmen oft ein großer Betrag, der für einen Messeauftritt benötigt wird. Auch hier ist es von Branche zu Branche sehr unterschiedlich, ob sich diese Ausgaben lohnen. Manchmal nicht. Aber in bestimmten Branchen ist es kostengünstiger eine Messe als Aussteller zu besuchen, als das Verkaufsteam weltweit zu Erstterminen zu schicken. Es ist sehr wohl oft wichtig für den Handel, mit Erzeugerfirmen direkt zu sprechen, face-to-face, und sich die Produkte genau anzusehen und mit anderen Firmen direkt zu vergleichen.
    Kleine Firmen können ihre Nischenprodukte genauso gut anbieten oder vielleicht sogar besser, als im Internet.
    Es kommt, wie gesagt, immer auf die Branche und die Situation an. Messe ist mehr als „bloß der persönliche Kontakt“…
    In Österreich haben wir dafür gute Fachleute, um sich zu den verschiedenen Marketinginstrumenten beraten zu lassen. Die Entscheidung muss jedes Unternehmen und jede Person selbst treffen, ob als Aussteller oder Besucher, national oder international.

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  3. Messen sind OUT und gehören schon zum alten EISEN!

    Weltweit zeigen Hersteller Ihre Produkte immer mehr ONLINE her und präsentieren an geplanten Promotionstagen Ihre Produkte gezielt für Ihre Kunden bzw. der Öffentlichkeit.

    Die klein- und mittelständische Wirtschaft in Österreich wurde immer durch einen sogenannten MESSE-Zwang dazu gebracht, die teuren Messepreise, die ganz speziell durch die REED-Messe gesteuert wurden, zu akzeptieren und kommen jetzt wieder auf den richtigen Weg, das der Direktkontakt zu Kunden und Endkonsumenten das A & O in der gesamten Wirtschaft immer schon und auch weiterhin darstellt! Wenn man seinem Partner und Kunden finanziell hilft, wird dieser auch mehr bewegen können, anstelle diese Gelder an die Messe-Hallen-Betreiber zu bezahlen!

    Eine Messe hat nur einen gewissen Platz, eine einschätzbare Größe und der Kleine ist immer hinter dem Großen auf der Messe zu finden. Und die Zahlen in diesem Bericht sprechen nur für diejenigen Menschen, die für die Messebranche arbeiten und nicht, wieviel Umsatz dann die Unternehmen machen, sondern die Wertschöpfung gilt nur für die Firma Reed, die 400 Millionen ausmacht.

    Die Pandemie war in diesem Fall genau richtig, das alle Unternehmen wieder bemerkt haben, das es ohne Messen ganz leicht geht und man sich im Jahr ein großes Budget sparen kann, das man für seine eigenen Vorhaben zu den Kunden bestens einsetzen kann.

    Über diese Aspekte sind sich die Unternehmen alle einig: ein Messeveranstalter war und bleibt immer der Sieger seiner Veranstaltung ! Das mag alles früher vor der Einführung des Internets und die Änderungen durch die Digitalisierung gepasst haben, damit ist aber jetzt Schluss. Ich spreche von einer weltweiten Meinung, die in Österreich endlich ankommen sollte.

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    1. Das habe ich auch schon vor längerer Zeit geschrieben, wegen Neuigkeiten braucht man keine Messen mehr, diese Infos findet man im Internet bevor das Produkt auf den Markt kommt.
      Die Preise werden doch auch schon im Internet vorgegeben, und angreifen muss man ehrlich gesagt die wenigsten Produkte. Bleibt blos noch der persönliche Kontakt, der ist auch ohne Messe möglich falls die Firmen überhaupt noch einen kompetenten Ansprechpartner haben. Die Zeiten ändern sich nicht nur bei der Technik, leider, aber es ist so.

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