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Freitag, 19. April 2024
EU-27-Online-Shopping-Studie

Trotz Online-Boom: Stationärhandel der stärkste Kanal

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 06.05.2021 | |  Unter der Lupe
Rainer Trefelik, Obmann der WKÖ Bundesparte Handel (Bild: WKÖ) Rainer Trefelik, Obmann der WKÖ Bundesparte Handel (Bild: WKÖ) In Österreich ist die Zahl der Online-Shopper im Corona-Krisenjahr 2020 auf insgesamt 4,4 Mio. Konsumenten angestiegen. Die Online-Ausgaben stiegen auf rd. 8,4 Mrd. So die Ergebnisse einer Untersuchung der Johannes Kepler Universität Linz. Wie Rainer Trefelik, Obmann der WKÖ Bundesparte Handel, sagt, habe die Corona-Pandemie den Trend zum Online-Shopping zwar beschleunigt. Dennoch sei der Einkauf in den Geschäften weiterhin dominierend und gelte als die beliebteste Form des Shoppings.

Die Covid-19-Krise lässt in Österreich die Zahl der Online-Shopper auf 4,4 Mio. und die Online-Ausgaben auf rd. 8,4 Mrd. ansteigen – so lautet die Bilanz der „EU-27-Online-Shopping-Studie“ der JKU Johannes Kepler Universität Linz. Rainer Trefelik, Obmann der Bundesparte Handel in der WKÖ, sagt dazu: „Die Online-Revolution ist zwar ausgeblieben, jedoch hat die Corona-Pandemie den Trend zum Online-Shopping beschleunigt. Trotz Lockdowns und der strengen Schutzmaßnahmen ist der Einkauf in den Geschäften aber weiterhin dominierend und gilt als die beliebteste Form des Shoppings.“

In Österreich ist die Zahl der Online-Shopper in 2020 wie gesagt auf insgesamt 4,4 Mio. Konsumenten angestiegen. „Das entspricht 66% in der Zielgruppe 16-74 Jahre – um 4 Prozent-Punkte mehr als noch im Jahr davor“, sagt Trefelik. Damit liege die Steigerungsrate 2020 im EU-27-Durchschnitt (ebenfalls plus 4 Prozent-Punkte von 60 auf 64%) und falle höher als in den vergangenen Jahren aus. Laut Studie kauften rund 212,5 Mio. Konsumenten (16-74 Jahre) in den EU-Ländern im Jahr 2020 Waren und Dienstleistungen im Internet ein. Zwar schrumpfe das Nord-Süd-Gefälle beim Anteil der Online-Shopper an der Bevölkerung in der Corona-Pandemie, das EU-Ranking führe aber nach wie vor Dänemark (89% der Konsumenten) an, gefolgt von den Niederlanden (87% ) und Schweden (84% ). Die höchste Zuwachsrate verzeichnete im vergangenen Jahr Rumänien, ausgehend von einem geringen Niveau, gefolgt von Ungarn und Kroatien.

Lockdowns treiben Online-Ausgaben in die Höhe

„Die Corona-Pandemie lässt die Online-Ausgaben in Österreich sprunghaft ansteigen. Bedingt durch die Lockdowns im stationären Einzelhandel, überspringt der Anteil der Online-Ausgaben erstmals die 10 Prozent-Marke und steigt von 9,9% auf 11,3%“, so Christoph Teller, Vorstand des Instituts für Handel, Absatz und Marketing an der Johannes Kepler Universität Linz. Das bedeute eine Erhöhung der Ausgaben um 1,2 Mrd. Euro auf insgesamt 8,4 Mrd. Euro. In der EU haben im Jahr 2020 die Online-Shopper rund 266,5 Mrd. Euro bei ihren Internet-Einkäufen ausgegeben. Besonders befeuerten die Lockdowns die Online-Ausgaben in Spanien, wie Teller berichtet. „So stieg der Online-Anteil an den gesamten einzelhandelsrelevanten Konsumausgaben auf 12,1% (2019: 8,1%), was einerseits auf massive Verschiebungen vom stationären Handel zu Onlineshops und andererseits auf generell sinkende Einzelhandelsausgaben zurückzuführen ist.“ Beachtlich sei auch der Anstieg in den skandinavischen Ländern. In Finnland habe sich der Internet-Ausgaben-Anteil trotz hohem Ausgangsniveau von 12,9% auf 16,6% erhöht. Trotz der wenig restriktiven Corona-Maßnahmen stieg der Online-Anteil in Schweden von 12,5% auf 15,1%. Der größte B2C-E-Commerce-Markt in Europa sei in absoluten Zahlen gemessen Deutschland. Mit Online-Ausgaben in Höhe von rund 79,1 Mrd. Euro pro Jahr entfallen 3 von 10 Euro in der EU-27 auf Online-Shopper in Deutschland.

„Ladengeschäfte bleiben EU-weit dominierender Einkaufskanal“

Der stationäre Einzelhandel ist nach wie vor – trotz Lockdowns – der dominierende Einkaufskanal. So flossen 2020 in Österreich 88,7% der gesamten Einzelhandelsausgaben in den stationären Handel, während im EU-Schnitt 90,2% der Ausgaben in den Ladengeschäften erfolgten. „Rund neun von zehn Euro werden im stationären Handel ausgegeben. Dadurch kann man ganz klar erkennen, dass die Menschen das reale Einkaufserlebnis wollen und schätzen“, so Trefelik. Abzuwarten bleibe, ob die Online-Ausgaben nach der Corona-Krise weiterhin überdurchschnittlich stark ansteigen werden, oder ob die Dynamik wieder abflachen wird. „Blickt man nach Skandinavien, ist ein Online-Anteil an den Einzelhandelsausgaben von über 15% durchaus realistisch. Online-Shopping wird weiter an Bedeutung gewinnen. Es ist jedoch anzunehmen, dass das Einkaufserlebnis im stationären Einzelhandel nach der Öffnung der Gastronomie sowie dem Fall der FFP2-Tragepflicht wieder in den ‚Normalzustand‘ zurückkehren wird“, sagt Ernst Gittenberger, Leiter des Centre of Retail und Consumer Research an der Johannes Kepler Universität Linz.

Faire Rahmenbedingungen für alle Kanäle

„Wir haben einen starken stationären Handel, der die Stadtbilder prägt, die Bevölkerung mit seinem reichhaltigen Sortiment versorgt und Arbeitsplätze sichert. Nun braucht es dringend Maßnahmen, um für die lokalen Geschäfte faire Rahmenbedingungen auf nationaler und globaler Ebene zu schaffen“, so Trefelik.

Ein Mindestertragssteuersatz von 21% würde das Ende von Steueroasen bedeuten und für einen fairen Wettbewerb zwischen allen Marktteilnehmern sorgen. Auch die Abschaffung der 22-Euro-Grenze bei der Einfuhrumsatzsteuer, die mit 1. Juni 2021 nun endlich in Kraft tritt, werde für mehr Fair Play sorgen, wie Trefelik sagt. „Weiters braucht es einen strengen Vollzug bei Verstößen von global agierenden Online-Plattformen. Hier müssen sowohl für die Plattformen als auch den Marktplatzhändler die gleichen Grundsätze gelten. So muss zum Beispiel die Sperrung eines Kontos oder das Löschen eines Produktes im Vorfeld von der Plattform kommuniziert und argumentiert werden. Auch der Ausbau von Unterstützungen und Förderungen für Klein- und Mittelbetriebe im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie ist eine wichtige Maßnahme, um den Betrieb wettbewerbsfähig und zukunftsfit am Markt zu positionieren.“

 

 

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