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Donnerstag, 18. April 2024
Editor's Choice„Schadensausmaß der Pandemie im stationären Handel enorm“

Ausgaben der Österreicher um -8,2% eingebrochen

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 25.05.2021 | | 1  Branche
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will und Andreas Kreutzer von der branchenradar.com Marktanalyse präsentierten die Ergebnisse der Studie „Österreichs Handel in Zahlen Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will und Andreas Kreutzer von der branchenradar.com Marktanalyse präsentierten die Ergebnisse der Studie „Österreichs Handel in Zahlen". (Bild: Handelsverband) Der Handelsverband und branchenradar.com präsentierten die Jahresbilanz „Österreichs Handel in Zahlen". Demnach sind die Ausgaben der privaten Haushalte in Österreich im Jahr 2020 um -6,8% gesunken, inflationsbereinigt liegt das Corona-bedingte Minus bei -8,2%. Der Einzelhandel musste ein reales Umsatzminus von rund -1,3% verbuchen.

Die Ausgaben der Österreicher sind 2020 von 206,5 Milliarden Euro um -6,8% auf 192,5 Milliarden Euro gesunken. Inflationsbereinigt liegt das Corona-bedingte Minus sogar bei –8,2%. Der Rückgang der Ausgaben traf primär den Dienstleistungs- und Kfz-Sektor, wie der Handelsverband und branchenradar.com sagen. Der Einzelhandel musste ein reales Umsatzminus von rund -1,3% auf 67,6 Milliarden Euro verkraften.

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will sagt zu den Ergebnissen der Studie „Österreichs Handel in Zahlen“: „Die Ausgaben der Österreicher sind im Corona-Jahr 2020 um -8,2% eingebrochen. Für 2021 erwarten wir zwar eine leichte Erholung von real +0,5%, das Vorkrisenniveau werden wir aber vermutlich erst 2024 wieder erreichen. Insgesamt haben uns die Covid-Lockdowns Ausgabenausfälle von 39 Milliarden Euro gekostet.“

Studienautor Andreas Kreutzer von der branchenradar.com Marktanalyse ergänzt: „Die Einkäufe konzentrierten sich im Vorjahr ganz stark auf In-Home-Produkte. Das Podium der Top3-Wachstumssieger 2020 bilden Nahrungsmittel mit +8,6%, Videospiele mit +6,7%, Grünraumprodukte mit +5,4%. Alle Ausgaben in Zusammenhang mit sozialen Kontakten und Outdoor- bzw. Freizeitaktivitäten waren hingegen rückläufig.“

„Schadensausmaß der Pandemie im stationären Handel enorm“

Auf den ersten Blick scheine es so, als sei der heimische Einzelhandel bisher mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen, sagt Rainer Will. „Erst bei genauerer Betrachtung der Zahlen wird klar, wie enorm das Schadensausmaß der Pandemie tatsächlich ist. Allein die Umsatzverluste für die ‚Osterruhe‘ im Osten belaufen sich auf 1,95 Milliarden Euro. Der Onlinehandel konnte einen Teil dieser Verluste auffangen, allerdings haben davon insbesondere Webshops aus Drittstaaten wie Amazon profitiert.“

Branchenvergleich

Im Branchenvergleich hat es den stationären Modehandel mit einem Umsatzeinbruch von -24% am schlimmsten getroffen, aber auch die Wintersportgeräte-, Schmuck- und Schuhhändler mussten Verluste von weit über -15% im Vergleich zu 2019 hinnehmen. „Besonders Händler in Tourismusregionen und Großhändler, die die Gastronomie beliefern, haben dramatische Umsatzausfälle bis hin zu Totalausfällen zu beklagen. Je kleiner der Betrieb, je weniger digital und je abhängiger vom Tourismus, desto geringer die Liquiditätsreserven und desto dicker das Minus. Aktuellen Studien zufolge müssen in den nächsten zwei Jahren 5.000 bis 10.000 Geschäfte schließen, dadurch sind zehntausende Jobs gefährdet“, erläutert der Handelsverband GF.

Entwicklung Elektro

Laut Studie verzeichnete der Bereich Unterhaltunselektronik/ IT insgesamt +3,7%. Dabei wurden +18% online generiert und stationär -2%. Der Zuwachs kam fast ausschließlich aus dem IT Bereich, wobei der HV und branchenradar.com nicht so sehr das Homeoffice-Equipment für das Plus verantwortlich sehen, sondern das Equipment für Homeschooling. Insgesamt liegt der Onlineanteil an den Gesamtausgaben für Unterhaltunselektronik/ IT  bereits bei satten 30%!

Haushaltsgeräte verzeichneten 2020 insgesamt ein Plus von 3,1%. Dabei wurde stationär +1% und online +17% erwirtschaftet.

Im Bereich Musik, Video, Videospiele gab es insgesamt ein Plus von 6,2% (-20% stationär, +39% online). In Sachen Einrichtung steht unterm Strich ein Plus von 3,6% (+2% stationär, +40% online). Wachstum gab es vor allem bei Küchen und Polstermöbeln. Insgesamt liegt der Onlineanteil an den Gesamtausgaben für Einrichtung bereits bei 6,1%.

+17% im Onlinehandel

Der Distanzhandel befindet sich in Österreich laut Studie weiterhin auf Wachstumskurs. „Der Onlinehandel hat im letzten Jahr erneut an Bedeutung gewonnen, die Wachstumsdynamik ist im Vergleich zu 2019 wie erwartet gestiegen. Der Vertriebskanal generierte während der Pandemie um satte +17% höhere Privatausgaben. Damit steigt der eCommerce-Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz auf den neuen Rekordwert von 11,2%“, so Rainer Will.

Laut dem HV GF komme hinzu: „Neben den bislang im Onlinehandel dominierenden Warengruppen Bekleidung/Schuhe (31,2%), Elektrogeräte (26,3%) und Bücher (46,8%) wird der eCommerce für immer mehr Waren zu einem relevanten Vertriebskanal.“

So erhebe der aktuelle Branchenradar für 2020 substanzielle Zuwächse etwa bei Kunst-Antiquitäten (+75%), Grünraumprodukten (+45%), Drogeriewaren (+36%) und Einrichtungsgegenständen (+40%). „Im Lebensmittelhandel ist Online-Shopping zwar trotz massiver Investitionen noch eine Nischenangelegenheit, die Wachstumsdynamik ist allerdings mit +46% ebenfalls beträchtlich“, sagt Andreas Kreutzer.

Paketlawine wächst, nur 1/3 im heimischen Onlinehandel bestellt

Noch stärker als der Distanzhandel hat laut Studie im letzten Jahr der sog. KEP Markt (Kurier-, Express- und Paketdienste) zugelegt. „2019 lag die Zahl der zugestellten Pakete im B2C Bereich bei 109 Millionen, 2020 ist das Paketvolumen um unfassbare 27% auf 139 Millionen Stück angewachsen. Hauptgründe für die Paketlawine sind neben dem generellen eCommerce-Boom vor allem überproportional steigende Teillieferungen und Retouren. Der durchschnittliche Paketwert ist hingegen um -8% gesunken„, bestätigt Kreutzer.

Will ergänzt: „Der Anteil ausländischer Onlinehändler am Paketvolumen ist allerdings auf rund 64% angestiegen. Nur jedes dritte Paket, dass die Österreicher im Onlinehandel bestellen, wird bei heimischen Webshops gekauft. Ausländische Onlinehändler sind die einzigen Gewinner der Shutdowns.“

Darüber hinaus werde Österreich nach wie vor mit China-Paketen geflutet, indem die bestehende 22-Euro-Freigrenze für Paketlieferungen aus Drittstaaten durch asiatische Online-Händler vorsätzlich ausgenutzt werde, wie Will weiter ausführt. „Das Aus für die 22-Euro-Freigrenze mit 1. Juli 2021 ist überfällig. Damit wird die Europäische Union ein 7 Milliarden Euro großes Steuerschlupfloch für asiatische Onlinehändler endlich schließen.“

 

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Kommentare (1)

  1. Haushaltsgeräte +17% (!) online. Unterhaltungselektronik / IT +18% (!!) online. Einrichtung +40% (!!!) online … das ist zum Heulen 🙁
    Ich bin gespannt ob der Onlineanteil nach Corona wieder zurückgeht.

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