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Samstag, 20. April 2024
Wenn Werte sich wandeln

Kampf der Kulturen

Hintergrund | Dominik Schebach | 27.06.2021 | Bilder | |  Meinung
Die Diskussion Home Office oder doch Großraumbüro greift zu kurz. Unser Koordinatensystem hat verschoben, eine sture Rückkehr zum Vor-Corona-Status erscheint da als Irrweg. Die Diskussion Home Office oder doch Großraumbüro greift zu kurz. Unser Koordinatensystem hat verschoben, eine sture Rückkehr zum Vor-Corona-Status erscheint da als Irrweg. (© Dominik Schebach) Anfang Juni macht ein Beitrag der internationalen Business-Agentur Bloomberg die Runde. Demnach kündigen viele Angestellten lieber, als ins Büro zurückzukehren. Es war die letzte Variation einer Story, die seit dem ersten Lockdown immer wieder gespielt wird. Die Diskussion Home Office oder doch Großraumbüro greift allerdings zu kurz. Vielmehr werden gerade viele Dinge neu bewertet – und das wird uns noch länger beschäftigen.

Es steht ein Kampf von epischen Ausmaßen bevor. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man die Berichte internationaler Medien liest. Auf der einen Seite stehen die Traditionalisten, oft „altgediente“ Manager, welche ihre Mitarbeiter nach der Covid-Pandemie wieder ins Büro zurückbeordern wollen. Die angesprochenen Mitarbeiter aber sträuben sich. Vor allem die IT-affinen Schlüsselkräfte mit Erfahrung und gefragten Skills legen ein neues Selbstbewusstsein an den Tag. Rund die Hälfte von ihnen kündigt laut Bloomberg-Bericht lieber, als einfach so an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Denn viele Mitarbeiter, die auch im Home Office ihren Mann bzw ihre Frau gestanden haben und von dort mit viel Eigenverantwortung ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg geleistet haben, wollen diese neue Unabhängigkeit nicht so schnell wieder aufgeben. Sie haben die Vorteile des Arbeitens von zu Hause kennengelernt und bevorzugen den Blick auf den eigenen Garten gegenüber dem täglichen Wahnsinn im Stau. Andere fühlen sich in den überfüllten Büros nicht mehr wohl und sehen sich nach Alternativen um. Vor allem aber haben diese Mitarbeiter in der Pandemie ihren eigenen Wert kennengelernt und ihre Prioritäten neu geordnet. Nach den Erfahrungen, Belastungen und Unsicherheiten im Lockdown sind sie nun bereit, mehr zu riskieren und sich auch nach neuen Jobs umzusehen.

„Höhere Arbeitsleistung“ lautet dagegen oftmals das Argument der Büro-Befürworter. Gemeint ist damit allerdings oft nur mehr Kontrolle. Was jene Schlüsselkräfte mit neuem Selbstbewusstsein natürlich nicht mehr akzeptieren. Ihr Gegenargument ist der einfache Satz: „Blender funktionieren am besten im Büro“. Dabei bleibt es bezeichnenderweise offen, auf welcher Ebene sich die Blender denn nun befinden sollen. Gleichzeitig machten das Führen von weit verstreuten Teams im Lockdown neue soziale Kompetenzen notwendig, was viele der etablierten Führungskräfte vor zusätzliche Herausforderungen stellt.

Mit anderen Worten, wir haben hier alle Zutaten für einen Kampf zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Ebenen innerhalb der Unternehmen, Skills werden neu bewertet und Anforderungsprofile verschieben sich, wobei in Österreich weniger heiß gegessen, als auf internationaler Ebene gekocht wird. Trotzdem wird es auch hier zu Lande einige Zeit dauern, bis sich ein neues Gleichgewicht einstellt. Als Generationenkonflikt, wie es immer wieder dargestellt wird, würde ich dies jedoch nicht ansehen. Vielmehr geht es um einen Kulturwandel in der Arbeitswelt. Dazu gehört, die Werkzeuge der Digitalisierung auf allen Ebenen des Unternehmens zu verinnerlichen und es auch zu akzeptieren, dass in Zukunft vermehrt die Arbeit zum Arbeitnehmer kommt, anstatt umgekehrt. Der Versuch der sturen Rückkehr zum Vor-Corona-Status erscheint da als Irrweg.

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Die Diskussion Home Office oder doch Großraumbüro greift zu kurz. Unser Koordinatensystem hat verschoben, eine sture Rückkehr zum Vor-Corona-Status erscheint da als Irrweg.
Die Diskussion Home Office oder doch Großraumbüro greift zu kurz. Unser Koordinatensystem hat verschoben, eine sture Rückkehr zum Vor-Corona-Status erscheint da als Irrweg. (© Dominik Schebach)
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