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Donnerstag, 18. April 2024
„Zu wenig, zu spät“

HV von Ausfallsbonus III „schwer enttäuscht“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 03.12.2021 | | 2  
Der Handelsverband zeigt sich enttäuscht über den Ausfallsbonus III, also darüber, dass die Bundesregierung die milliardenschweren Verluste unserer Branche nur mit 10% bis 20% abdecken wird. (Bild: Jeyaratnam Caniceus / Pixabay) Der Handelsverband zeigt sich enttäuscht über den Ausfallsbonus III, also darüber, dass die Bundesregierung die milliardenschweren Verluste unserer Branche nur mit 10% bis 20% abdecken wird. (Bild: Jeyaratnam Caniceus / Pixabay) Gestern wurden Details zum neuen Ausfallsbonus III bekannt. Der Handelsverband zeigt sich darüber „schwer enttäuscht“, denn „das wird das Leid des ‚Patienten Wirtschaft‘ nur geringfügig lindern“, sagt Handelsverband GF Rainer Will.

Der Handelsverband rechnet vor: „Der vierte bundesweite Lockdown beschert dem stationären Handel in Österreich mitten im Weihnachtsgeschäft Umsatzverluste von 2,7 Milliarden Euro. Die Folge: 57% aller Betriebe leiden unter Existenzängsten, ein Viertel kann eingehende Rechnungen nicht mehr vollständig bedienen, ein Drittel muss Personal reduzieren. Mit der angekündigten Hilfe, dem Ausfallsbonus III, zeigt sich der Verband wenig zufrieden. „Einzel- und Großhändler mit einem Umsatzverlust von mehr als 30% im November und Dezember 2021 (im Vergleich zum Betrachtungszeitraum 2019) erhalten lediglich 10% bis 20% der Umsatzausfälle ersetzt. Zudem ist der Ausfallsbonus III mit max. 80.000 Euro gedeckelt.“

Filialwachstum seit 2019 bleibt bei Berechnungen völlig unberücksichtigt

„Der heimische Handel befindet sich aufgrund des harten Lockdowns in existenzieller Not. Nur jedes siebte Handelsunternehmen ist mit der Abwicklung der Corona-Staatshilfen zufrieden. Viele haben das Gefühl, auf der Strecke zu bleiben und in Bürokratie zu versinken. Umso schlimmer ist die nunmehrige Gewissheit, dass die Bundesregierung die milliardenschweren Verluste unserer Branche nur mit 10% bis 20% abdecken wird“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Weder berücksichtige man den Umstand, dass manche Unternehmen seit 2019 gewachsen sind und daher automatisch auch höhere Umsätze erwirtschaften, noch werde dem Faktum Rechnung getragen, dass große Unternehmen mit einem 80.000 Euro Deckel keinesfalls das Auslangen finden können, wenn sie jede Woche Millionen verlieren.

Auch wenn der Verlustersatz als Hilfsinstrument lobend zu erwähnen sei, komme diese Langfristhilfe erst Monate später auf die Konten der belasteten Unternehmen. „Liquidität als größte Herausforderung in einer Zeit, in der sich die Effekte von zwei Jahren Pandemie mit jenen der aktuellen behördlichen Schließungen überlagern, wird nicht ausreichend berücksichtigt, selbst wenn zeitnahe Überweisungen des Ausfallsbonus stattfinden sollen. Dafür sind die vorgesehenen Prozenthöhen viel zu gering bemessen“, sagt Rainer Will, laut dem sich der Handelsverband in unzähligen Gesprächen mit den politischen Entscheidungsträgern bis zuletzt vehement für eine treffsichere Ausgestaltung der Hilfe eingesetzt habe – „doch leider wurde am bisherigen Aufbau des Ausfallsbonus rigoros festgehalten“, so Will und: „Einzig unsere Empfehlung zur Senkung der Eintrittsschwelle wurde zumindest teilweise gehört (von 40% auf 30%, besser wäre noch 20% gewesen). Diese wirkt jedoch nur für jene Unternehmen, die seit 2019 nicht gewachsen sind. Alle anderen schauen durch die Finger.“

Vierter bundesweiter Lockdown im Handel muss letzter Lockdown bleiben

Generell sei es bedauerlich, dass uns zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie immer noch keine bessere Maßnahme zur Senkung der Infektionszahlen einfällt als der harte Lockdown, so Wills deutliche Worte. „Dabei ist dieses Instrument längst stumpf geworden, wie alle Analysen unserer Mobilitätsdaten zeigen. Aktuelle Studien belegen zudem klar, dass der Handel bei der Verbreitung von COVID-19 keine Rolle spielt. Nur 0,1% (AGES) bis maximal 1% (Contact-Tracing-App ‚Luca‘ in Deutschland) aller Fälle lassen sich auf das Einkaufen zurückführen. Der Blick zurück und die Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse wären also wesentlich, um künftige Fehler dieser Form nicht zu wiederholen.

Der Tenor in der Handelsbranche ist eindeutig: ‚Sperrt nicht eine ganze Branche zu, die kein Corona-Hotspot ist, wenn ihr nicht in der Lage seid, die Umsatzausfälle korrekt auszugleichen.‘

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Kommentare (2)

  1. vor 2 Wochen konnte man in diesem Medium noch lesen:

    „Verlängerung des Ausfallsbonus und Verlustersatzes bis März 2022
    WKÖ begrüßt Wirtschafts-Hilfspaket für Betriebe“

    Wer hat da in der Zwischenzeit die Rahmenbedingungen geändert? Und wo war die WKÖ?

    4

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