1,1 Mrd Euro: Italien verhängt Kartellstrafe gegen Amazon

Weil Amazon seine marktbeherrschende Stellung für die Bevorzugung seiner Fullfillment-Services genutzt hat, verhängte nun die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM eine Kartellstrafe in der Höhe von 1,128 Mrd Euro gegen den Onliner. (© Amazon prime) Das lässt sich nicht mehr aus der Portokasse begleichen. Die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM hat gegen Amazon eine Kartellstrafe in der Höhe von 1,128 Mrd Euro verhängt. Die Behörde wirft Amazon vor, die marktbeherrschende Stellung seiner Plattform genutzt zu haben, um sein Fullfillment-Service zu pushen. Damit habe Amazon anderen Transportunternehmen geschadet.

Mit Fullfillment-Services wie „Versand durch Amazon“ bietet der Onliner Marktplatzteilnehmern an, auch deren Versandlogistik zu übernehmen. Allerdings wurde laut AGCM die Nutzung des  Fullfillment-Service mit Vorteile auf dem Amazon Marketplace gekoppelt. Damit konnten Händler z.B. ihre Produkte unter dem „Amazon prime“-Label anbieten, womit ihre Sichtbarkeit gegenüber den besonders starken Amazon-Kunden erhöht wurde. Dies sei für den Verkaufserfolg der Händler auf Amazon.it entscheidend. Zudem wendet Amazon nach Ansicht der Wettbewerbsbehörde bei Händlern, welche das Fullfillment-Service nicht nutzen, strengere Qualitätskontrollen an. Das könne wiederum schneller zu einer Sperrung des Händler-Accounts durch Amazon führen.

Damit hat Amazon konkurrierenden E-Commerce-Logistikunternehmen geschädigt, weil sie ihre vergleichbaren Dienstleistungen Online-Verkäufern auf dem Amazon-Marktplatz nicht anbieten konnten. Damit wurde die Marktmacht von Amazon weiter gestärkt und der Abstand zur Konkurrenz vergrößert, schließt die AGCM. Zudem wurden durch den Missbrauch auch konkurrierende Marktplätze geschädigt: Denn aufgrund der Kosten für die Duplizierung von Lagern werden Verkäufer, die die Amazon-Logistik übernehmen, davon abgehalten, ihre Produkte auf anderen Online-Plattformen anzubieten.

In Anbetracht der Dauer und Schwere der Verfehlung sowie der Größe des Konzerns, verhängte die Behörde die Geldbuße von mehr als 1,12 Mrd Euro. Um die Wettbewerbsbedingungen wiederherzustellen muss Amazon darüber hinaus in einige Auflagen erfüllen, die unter der Aufsicht eines Treuhänders stehen: So muss Amazon allen Drittanbietern, die faire und diskriminierungsfreie Standards bei der Ausführung ihrer Bestellungen erfüllen, alle Verkaufs- und Sichtbarkeitsprivilegien auf seiner Plattform gewähren, entsprechend dem Serviceniveau, das Amazon seinen Prime-Kunden garantieren will. Amazon muss dazu diese Standards definieren und veröffentlichen.

[Update, 9.12.2021, 16:40] Reaktion von Amazon

Von Amazon erreichte uns inzwischen folgende Stellungnahme zur Entscheidung der italienischen Wettbewerbsbehörden: „Wir stimmen mit der Entscheidung der italienischen Wettbewerbsbehörde nicht überein und werden dagegen berufen. Die verhängte Strafe sowie die Auflagen sind nicht gerechtfertigt und nicht proportional. Mehr als die Hälfte aller Verkäufe auf Amazon Italien kommt von KMU und deren Erfolg ist das Kernstück unseres Geschäftsmodells. Kleinen und mittleren Unternehmen stehen unterschiedliche on- wie offline Kanäle für den Verkauf ihrer Produkte zur Verfügung. Amazon ist nur eine dieser Möglichkeiten.Wir investieren laufend in das Wachstum der 18.000 italienischen KMU, welche auf Amazon verkaufen, und stellen ihnen eine Vielzahl von Werkzeugen zur Verfügung, einschließlich solcher zur Bewältigung ihrer Lieferungen“, erklärte eine Amazon Sprecherin gegenüber elektro.at.