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Freitag, 29. März 2024
Gedanken rund um Weihnachten

Ein Weihnachtswunsch

Über den Rand | Stefanie Bruckbauer | 12.12.2021 | Bilder | |  Meinung

Stefanie Bruckbauer
In der letzten E&W-Ausgabe des Jahres 2021 widme ich ein paar Gedanken dem bevorstehenden Weihnachtsfest, denn mir kommt vor, es geht völlig unter in dem Chaos, in dem wir uns gerade befinden.

Bald ist also Weihnachten. Normalerweise zu dieser Jahreszeit bin ich erfüllt von Vorfreude, von angenehmer Müdigkeit, die mir das vergangene Jahr beschert hat, von Ruhe und – auch wenn es kitschig klingt – Besinnlichkeit. Normalerweise zu dieser Jahreszeit rücken die Menschen ein Stück weit zueinander, schauen aufeinander. Streit und Missgunst werden hintangestellt, zumindest eine Zeit lang, weil Weihnachten vor der Türe steht. Auch wenn man nicht gläubig ist, macht diese Zeit etwas mit uns Menschen. Seit Jahrtausenden schon.

Dieses Gefühl des Zueinanderstehens und Füreinander-Daseins erlebte ich erst ein einziges Mal außerhalb der Weihnachtszeit. Das war im allerersten Lockdown im März 2020. Plötzlich waren alle auf einer Seite, in derselben Situation. Die gesamte Menschheit wurde bedroht. Keiner wusste, wie es weiter gehen wird, ob das das Ende sein wird – der Wirtschaft, des Wohlstands, unserer Spezies? Alle hatten den selben Feind und das schweißt zusammen. Es gab Konzerte in Innenhöfen, damit sich die „eingesperrten“ Menschen nicht so alleine fühlten. Die Leute kümmerten sich umeinander, schauten aufeinander, selbst wenn sie sich nicht gut kannten. Eine Welle der Solidarität schwappte über die Welt. Es war ein schönes Gefühl, ein Gefühl von Einigkeit, von Gemeinschaft.

Doch genauso wie von diesem Gefühl bereits beim zweiten Lockdown überhaupt nichts mehr zu spüren war, spüre ich heuer auch wenig bis gar nichts von der weihnachtlichen Ruhe, Vorfreude und Nächstenliebe. Es scheint, als wäre die Welt in zwei Lager geteilt: Geimpfte gegen Ungeimpfte. Coronagläubige gegen Coronaleugner. Maßnahmenunterstützer gegen Maßnahmengegner. Der Spalt wird immer tiefer, der Hass, mir scheint, immer größer. Nicht einmal mehr der Zauber von Weihnachten schafft es, die Lager – zumindest für eine kurze Zeit – zu einen. Weihnachten ist nicht stark genug.

Ich habe im Grunde keine Wünsche, mit einer großen Ausnahme: Ich wünsche mir, dass es die Menschen nicht zulassen, dass ein nanometergroßer Virus sie auseinanderbringt. Die Diskussion um Corona und Impfung beendet Freundschaften, trennt Paare und zerreißt sogar Familien. Das kann es doch nicht sein? Wir alle stehen gemeinsam vor EINER gewaltigen Bedrohung, vor derselben Herausforderung, da sollten wir doch eigentlich zusammenhalten. Ich ertappe mich hie und da selbst dabei, wie ich dazu tendiere, die Schuld auf die xx-impften zu schieben, aus Unwissenheit, aus Ratlosigkeit, aus Angst. Der Mensch braucht immer einen Schuldigen, wenn er nicht mehr weiter weiß, das liegt in unserer Natur. Aber es darf nicht soweit gehen, dass wir Menschen ausgrenzen, dass die einen Privilegien haben, die den anderen nicht zustehen, dass Menschen angepöbelt und sogar angegriffen werden, nur weil sie in einem Punkt anderer Meinung sind.

Ich will mir die Weihnachtsstimmung nicht verderben lassen; die Vorfreude auf das Fest, auf die vielen schönen Momente mit Freunden und Familie, auf das Schenken und Beschenkt-Werden. Der Virus hat schon so viel kaputt gemacht und ich finde nicht, dass wir ihm die Möglichkeit geben sollten, jetzt auch noch Weihnachten zu ruinieren. Stellen wir doch wenigstens für den Rest des Jahres, für die paar verbleibenden Tage, all den Wahnsinn hinten an. Gönnen wir uns eine Verschnaufpause. Besinnen wir uns auf die schönen Dinge des Daseins und schenken wir auch Menschen, die anderer Meinung sind, ein nettes Wort. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Weihnachtszeit!

Bilder
(Bild: Pixabay.com)
(Bild: Pixabay.com)
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