Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 19. April 2024
Jeder Zweite hat Existenzängste. Entschädigungen nur für wenige zugänglich.

HV Händlerbefragung: „Ergebnisse besorgniserregend“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 10.02.2022 | |  
Wie eine Umfrage des Handelsverbandes zeigt, sind 25% der heimischen Handelsbetriebe von akuter Zahlungsunfähigkeit bedroht, die Hälfte leidet an „Financial Long Covid Wie eine Umfrage des Handelsverbandes zeigt, sind 25% der heimischen Handelsbetriebe von akuter Zahlungsunfähigkeit bedroht, die Hälfte leidet an „Financial Long Covid". Der HV führt „konstruktive Gespräche“ mit dem Finanzminister, um den Betroffenen Entschädigungen zugängig zu machen. (Bild: Pixabay) Nach rund 24 Monaten Corona-Krisenmodus hat der Handelsverband eine Blitzumfrage unter heimischen Händlern durchgeführt. Die Ergebnisse bezeichnet der Verband als „besorgniserregend“. 55% der österreichischen Handelsbetriebe haben Existenzängste. Jedes fünfte Unternehmen muss Geschäfte schließen. Ein großes Problem ist: „Mehr als zwei Drittel der Betriebe können trotz Lockdown nicht mal einen Ausfallsbonus oder Verlustersatz beantragen“, berichtet HV GF Rainer Will, der laut eigenen Angaben „konstruktive Gespräche“ mit dem Finanzminister führt, um den Betroffenen Entschädigungen zugängig zu machen.

Seit fast 24 Monaten befindet sich der österreichische Handel im Corona-Krisenmodus. Laut Handelsverband haben zuletzt der vierte bundesweite Lockdown (22.11. bis 11.12.2021) und die seit 15. November geltende 2G-Regelung im Non-Food-Handel für einen Umsatzeinbruch in Milliardenhöhe gesorgt. Wie es den heimischen Händlern – vom KMU bis zum filialisierten Konzern – derzeit finanziell geht, hat der Handelsverband in einer Blitzumfrage erhoben. Die Ergebnisse bezeichnet der Verband als „besorgniserregend“.

  • 55% der befragten Händler leiden zurzeit an Existenzängsten.
  • 3% müssen ihr Unternehmen in Kürze schließen, weitere 18% werden demnächst einzelne Filialen bzw.Teilbereiche schließen müssen.
  • 39% könnten binnen sechs Monate von Zahlungsunfähigkeit betroffen sein, 8% sogar innerhalb eines Monats.
  • 25% können aktuell nicht alle eingehenden Rechnungen bedienen.

„Es braucht faire und treffsichere Entschädigungen“

„Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen ganz deutlich, was es jetzt braucht: Faire und treffsichere Entschädigungen, um die Liquiditätskrise im österreichischen Handel zu bekämpfen. Das Ende des 2G-Regimes am 12. Februar ist überfällig, diese virologisch umstrittene Maßnahme hat uns pro Woche bis zu 350 Millionen Euro Umsatz gekostet. Jeder weitere 2G-Tag, an dem ein Viertel der Bevölkerung vom Non-Food-Handel ausgesperrt bleibt, befeuert das ‚Händlersterben‘. Ein Fünftel der Unternehmen muss demnächst Geschäfte schließen, 55% leiden an Existenzängsten“, fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will zusammen.

Handlungsbedarf bei Entschädigungen

Ein Drittel der befragten Handelsunternehmen (36%) zeigt sich laut Befragung mit der Abwicklung der Corona-Entschädigungen zufrieden. Für die Mehrheit besteht Handlungsbedarf, da die Erfüllung der Voraussetzungen für den Erhalt von Mitteln aus dem Ausfallsbonus III und dem Verlustersatz eine (zu) große Hürde darstellt.

Der Handelsverband erläutert nochmals den Hintergrund: „Das Betretungsverbot hatte im vierten Lockdown von 21. November bis 12. Dezember (in OÖ bis 16.12.) angedauert, bei der Berechnung des Umsatzausfalls wird aber jeweils auf den gesamten Kalendermonat abgestellt und nicht auf den Lockdown-Zeitraum. Anspruchsvoraussetzung ist wiederum ein Umsatzverlust von mindestens 30% (November) bzw. 40% (Dezember, Jänner) im Vergleich zum jeweiligen Kalendermonat aus dem Jahr 2019. Beim Verlustersatz liegt die Hürde bei 50% bzw. 40%.“

Zwei Drittel der Betriebe erfüllen nicht die Voraussetzungen für den Ausfallsbonus III

Die Zahlen aus der jüngsten HV Blitzumfrage zeigen: Nur 37% der Händler erfüllen überhaupt die Voraussetzungen für die Beantragung des Ausfallsbonus für November, für den Dezember sind es 29% und für Jänner 33%.

Mehr als zwei Drittel der Betriebe können trotz Lockdown nicht mal einen Ausfallsbonus oder Verlustersatz beantragen, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllen, obwohl sie in der umsatzstärksten Zeit des Geschäftsjahres 2021 insgesamt 20 Tage geschlossen halten mussten. Damit die Entschädigung für die Handelsunternehmen wirksam ist, sollte sich der Vergleichszeitraum auf den tatsächlichen Lockdown-Zeitraum beziehen und nicht auf einen monatsweisen Vergleich zurückgegriffen werden. Alternativ wäre auch eine Betrachtung von Monatsmitte zu Monatsmitte denkbar“, erklärt Rainer Will.

Den Kleinen fehle der Cashflow, die Großen bekommen wegen der Deckelung nur einen Bruchteil ihrer tatsächlichen Verluste ersetzt. „Konstruktive Gespräche mit dem Finanzminister laufen. Aber es braucht auch den Koalitionspartner für Bewegung. Unsere Händler sind so viel mehr als Geschäftsleute. Sie sind ebenso Ortskernpfleger, daher muss man den Kaufleuten zu ihrer Entschädigung verhelfen“, fordert Will.

Eine vom HV erstellte Lockdown-Übersicht zeigt bis zu 152 verlorene Einkaufstage seit Pandemiebeginn

  • Wien & NÖ: 152 verlorene Einkaufstage in fünf harten Lockdowns
  • Burgenland: 140 verlorene Einkaufstage in fünf harten Lockdowns
  • Oberösterreich: 130 verlorene Einkaufstage in vier harten Lockdowns
  • Restösterreich: 126 verlorene Einkaufstage in vier harten Lockdowns
Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden