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Donnerstag, 18. April 2024
„Es gibt keinen Plan B“

Rundfunk und Kultur-Veranstalter kämpfen um 600MHz-Frequenzen

Dominik Schebach | 22.04.2022 | Bilder | |  
„Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Frequenzen“ – Die Allianz der TV-, Radio- und Kulturveranstalter hat heute ihren Standpunkt im Wiener Volkstheater nochmals dargelegt: Die Mitglieder fordern eine langfristige Absicherung des UHF-Rundfunkspektrums für den Rundfunk- und Kulturbetrieb. „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Frequenzen“ – Die Allianz der TV-, Radio- und Kulturveranstalter hat heute ihren Standpunkt im Wiener Volkstheater nochmals dargelegt: Die Mitglieder fordern eine langfristige Absicherung des UHF-Rundfunkspektrums für den Rundfunk- und Kulturbetrieb. (© Schebach) Derzeit laufen die Vorbereitungen für die entscheidende Weltfunkkonferenz im Jahr 2023 (WRC 2023), bei der über die Verwendung des Spektrums von 470 bis 694 MHz entschieden wird. Die verschiedenen Interessenten bringen sich bereits in Stellung. Eine österreichische Allianz von TV-, Radio- und Kulturveranstalter unter der Führung der ORS fordert, dass das Frequenzband wie bisher für Rundfunk und Kultur erhalten bleibt. Denn es gibt keine Alternativen, wie die Sprecher der Allianz heute vor Journalisten betonten.

Unter dem Motto „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Frequenzen“ forderten heute die Vertreter der Rundfunk- und Kulturveranstalter, dass die Politik auch weiterhin die exklusive Nutzung der UHF-Frequenzbänder im Sub 700-Spektrum. Die Zeit drängt, denn der politische Prozess im Vorfeld der Weltfunkkonferenz 2023 ist bereits voll angelaufen. Die EU-Staaten wollen hier ihre Position abstimmen und das Spektrum ist begehrt, schließlich weisen in diesem Bereich die Funkfrequenzen eine besonders gute Ausbreitungscharakteristik auf.

Die Branchenvertreter am Podium – Michael Wagenhofer, ORS, Harald Kräuter, ORF, Corinna Drumm, VÖP, Othmar Stoss, OETHG, Daniel Serafin, Oper St. Margarethen sowie als Moderator Michael Weber ORS, bei der heutigen Pressekonferenz.

Nach der bereits erfolgten Umwidmung von zwei Teilbereichen des bisherigen Rundfunkspektrums für den Mobilfunk (digitale Dividende I und II) wird um den verbliebenen Rest umso härter gekämpft. Schließlich drängen sich hier das terrestrische Fernsehen, Radio sowie die Funkanwendungen der Veranstaltungsbranche und Kulturbetriebe. Diese nutzen seit 60 Jahren das UHF-Spektrum in einer technologischen Symbiose. Für die weitere Aufteilung dieses Spektrums für zusätzliche Nutzungsszenarien wie den Mobilfunk sei langfristig keine technologische Lösung in Sicht, stellte deswegen auch Michael Wagenhofer, ORS-GF und Sprecher der Allianz der TV-, Radio- und Kulturveranstalter fest: „Die betroffenen Branchen haben keinen Frequenzspielraum mehr, weshalb unsere Forderung nach einer langfristig abgesicherten, exklusiven Nutzung des Rundfunkspektrums alternativlos ist. Wenn das Spektrum nicht erhalten wird, hat das dramatische Folgen für Rundfunk und Kultur in Österreich.“

Wagenhofer stellte vor allem die niederschwellige terrestrische Grundversorgung der österreichischen Bevölkerung mit Radio und TV in den Mittelpunkt seiner Argumentation. Ein Punkt, der auch von Harald Kräuter, Direktor Technik und Digitalisierung im ORF betont wurde: „Radio und Fernsehen sind die am stärksten genutzten Medien, denen die Menschen in Österreich zudem das größte Vertrauen entgegenbringen. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk im Speziellen muss seiner medienpolitischen Verpflichtung zur Versorgung der Bevölkerung, insbesondere in Zeiten von zunehmenden Umweltkatastrophen, Gesundheitskrisen oder geopolitischen Konflikten, nachkommen können. Dazu gehört Infrastruktursouveränität über ein terrestrisches Sendernetz.“

Corinna Drumm, GF des Verbands Österreichischer Privatsender, ergänzte dazu: „Zusätzlich zur linearen Nutzung werden Audio- und Bewegtbildinhalte immer häufiger auch auf mobilen Endgeräten genutzt. Dies gilt v.a. für Echtzeit-Content, ebenso wie für gesellschaftspolitische Inhalte oder regionales Österreich-Programm. Diese
Inhalte wollen wir auch weiterhin möglichst effizient via Broadcast – also „one-to-many“ – zu unseren Hörern und Sehern bringen. Dafür benötigen wir auch in Zukunft das UHF-Spektrum. Andernfalls droht der Verlust von Angebotsvielfalt und Medienqualität – zum Schaden unserer Demokratie.“ Streaming-Angebote via Mobilfunk seien deswegen auch keine Alternative zu linearen Angeboten, da bei Spitzen-Events die verfügbare Mobilfunk-Infrastruktur diese Anforderungen nicht bewältigen könne.

Kulturbetrieb gefährdet

Noch dramatischer sei die Situation im Veranstaltungs- und Kulturbetrieb. Denn dieser sei ohne die Funkstrecken im UHF-Spektrum nicht aufrechtzuerhalten, wie Othmas Stoss, Präsident der Österreichischen Theatertechnischen Gesellschaft (OETHG) ausführte: „Vielen ist nicht bewusst, dass unzählige Funkmikrofone und andere drahtlose Geräte wie In- Ear- oder Talkback-Systeme in der Medienproduktion intensiv im UHF-Spektrum betrieben werden. Der Vorteil des UHF-Spektrums liegt darin, dass die Funkwellen Bühnenaufbauten durchdringen können und es während eines Auftrittes keinen störenden Körpereinfluss gibt. Nur mit dem UHF-Spektrum sind Konzerttourneen durch Europa mit dem eigenen Tonequipment möglich.“ Stoss vertritt rund 300 Mitglieder aus der Kultur- und Eventbranche. Betroffen wären im allerdings auch Messeveranstalter, Sportstätten oder Universitäten mit ihren Hörsälen. All diese Veranstalter stehen laut dem Präsident der Österreichischen Theatertechnischen Gesellschaft (OETHG) mit dem Rücken zur Wand: „Da gibt es keinen Plan B. Ohne diese Frequenzen gibt es keine Veranstaltungen.“ Immer wieder ins Spiel gebrachte Streaming-Technologien als Alternative seien derzeit schlicht zu unzuverlässig. Zudem könnte die Branche einen Umstieg auf andere Technologien auch finanziell nicht stemmen.

Die Vertreter der Allianz appellierten deswegen an die Politik, und da besonders an die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger sich auch auf europäischer Ebene bei der EU-Kommission im Hinblick auf die WRC 2023 für eine exklusive Nutzung des UHF-Spektrums durch Rundfunk- und Kulturveranstalter einzusetzen.

Bilder
Nach der digitalen Dividende I & II drängen sich Rundfunk- und Kulturveranstalter im Sub 700 MHz-Spektrum.
Nach der digitalen Dividende I & II drängen sich Rundfunk- und Kulturveranstalter im Sub 700 MHz-Spektrum.
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