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Donnerstag, 25. April 2024
Netzbetreiber fordern Erleichterung bei Förderprozess

Boom bei Photovoltaik sorgt für Engpässe

Photovoltaik | Julia Jamy | 06.05.2022 | |  
Der Wunsch nach selbst produzierter Sonnenenergie stößt derzeit auf unerwartete Hürden. Der Wunsch nach selbst produzierter Sonnenenergie stößt derzeit auf unerwartete Hürden. (© Pixabay) Immer mehr Österreicher installieren PV-Module auf Wohnhäusern oder Gewerbeanlagen, um ihren eigenen Strom zu erzeugen. Allerdings drohe diese erfreuliche Entwicklung ins Stocken zu geraten. Material-Lieferprobleme, Fachkräftemangel, aber auch das System der Förderung sorgen für einen Rückstau. Diesem Problem widmete sich das Energiepolitische Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 5. Mai 2022.

Beim Verteilernetzbetreiber Linz Netz liegen die Anträge für den Anschluss neuer PV-Anlagen im ersten Quartal 2022 um 85% über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, ortet drei Gründe für den steigenden Wunsch nach selbst produzierter Sonnenenergie: „Erstens greift schön langsam das Bewusstsein für Klimaschutz, zweitens gibt es mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz gut dotierte Förderungen, drittens aber machen sich viele Leute Sorgen wegen des hohe Strompreises und wollen daher zumindest teilweise unabhängig werden.“

Engpässe im Fördersystem

In der Praxis stoße der Wunsch derzeit auf unerwartete Hürden, wie Johannes Zimmerberger, Geschäftsführer von Linz Netz berichtet. Anträge für Investitionszuschüsse bei neuen PV-Anlagen können nur an 4 Stichtagen im Jahr bei der Ökostromförderstelle OeMAG gestellt werden. Für einen Antrag brauchen die Förderwerber die Zusage des zuständigen Netzbetreibers, dass die PV-Anlage auch ans Netz angeschlossen werden kann. „Die Folge ist ein Ansturm an Ansuchen, die wir innerhalb kürzester Zeit bewältigen müssen. Wir müssen dafür eine Fülle von Daten überprüfen, das nimmt Zeit in Anspruch. Unsere Stromkunden stehen dabei selbst unter Druck, weil sie ja den Stichtag versäumen, wenn sie die Zusage nicht rechtzeitig erhalten.“, so Zimmerberger. Die Netzbetreiber wünschen sich daher, „dass dieses Fördersystem evaluiert wird. Was spricht dagegen, 12 Stichtage im Jahr einzuführen, sodass man monatlich Anträge stellen kann?“

Lieferengpässe

Eine weitere Unsicherheit ergibt sich laut Zimmerberger, weil die Antragsteller ihr Projekt innerhalb einer fixen Frist von sechs Monaten fertigstellen müssen, damit sie ihren Anspruch auf Förderungen wahren. „Es gibt aber Lieferengpässe bei wichtigen Komponenten, derzeit etwa bei Wechselrichtern. Dazu kommt, dass die Installationsbetriebe durch den Boom ebenfalls überlastet sind. Es fehlt an qualifizierten Facharbeitern.“ Da die Förderanträge gestellt werden müssen, bevor ein Projekt in Angriff genommen wird, kann es daher passieren, dass jemand eine Förderzusage erhält und erst dann feststellt, dass er die Frist nicht halten kann, weil er keinen Installateur mit freien Kapazitäten findet oder er das nötige Material nicht rechtzeitig erhält, so Zimmerberger: „Diese Fristen muss man erstrecken oder auch vorübergehend aussetzen. Das System schafft sonst viel unnötigen Frust.“  Materialmangel sowie der starke Preisanstieg bei Komponenten bringen auch die Netzbetreiber unter Druck: „Die Lieferzeiten für Betriebsmittel wie Transformatoren, Zähler oder Kabel liegen derzeit bei bis zu 70 Wochen, die Preise haben sich zum Teil verdoppelt.“

Fachkräftemangel

Gegen den Fachkräftemangel sollten eigene Ausbildungsprogramme gestartet werden, schlägt Brigitte Ederer vor: „Da sehe ich die Arbeitsmarkt-Organisation und die Arbeitsmarktpolitik gefordert. Wir brauchen eine Initiative, um kurzfristig mehr ausgebildetes Personal in den Bereich erneuerbare Energien zu bringen. Studien zeigen, dass wir bis zu 100.000 zusätzliche Arbeitskräfte in dieser Branche brauchen werden.“ Ausbildungsoffensiven sollten alle erforderlichen Qualifizierungsstufen umfassen, „denn es braucht ja nicht nur voll ausgelernte Elektronik-Facharbeiter. Aber auch weniger anspruchsvolle Tätigkeiten erfordern eine entsprechende Ausbildung. man kann hier auch mit Kurzlehrgängen viel erreichen.“

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