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Donnerstag, 25. April 2024
Telekom-Kommentar E&W 5/2022

UMTS-Reminiszenzen

Telekom | Dominik Schebach | 08.05.2022 | Bilder | | 1  Meinung
In der ständigen Hektik der Telekommunikation vergisst man manchmal, wie lange einzelne Technologien schon am Markt sind. Die Ankündigung von Magenta, seine 3G-Sender ab 2024 nach etwas mehr als 20 Jahren abzubauen, macht einem dann bewusst, wie lange der Start dieser Mobilfunkgeneration schon her ist. Dabei ist der kapitale Fehlstart von UMTS vielen noch heute sehr präsent.

Zuerst kam der Hype um den Generationssprung, verbunden mit den unrealistischen Hoffnungen auf neue Anwendungen. Dann folgten die irren Frequenzauktionen in Europa, bei denen die Preise für das Spektrum in absurde Höhen getrieben wurden. Allein in Deutschland wurden 50,8 Mrd. Euro erlöst. Die österreichischen Betreiber ließen sich damals nicht so in die Enge treiben und zahlten vergleichsweise billige 11,44 Mrd. Schilling – was damals noch immer stolzen 831 Mio. Euro entsprach.

Der Kater dieser Frequenzauktionen war dennoch in ganz Europa spürbar. Den Netzbetreibern fehlte das Geld für den raschen Ausbau und die Technologie konnte die in sie gesetzten Erwartungen anfänglich nicht erfüllen. Gesucht wurde die Killer-Applikation. Als solche wurde unter anderem Video-Telefonie gehandelt. Es verwundert also nicht, dass UMTS anfänglich recht lustlos herumdümpelte. Erst mit dem Umschwenken auf die Datennutzung hob UMTS so richtig ab. Stolze 7 Mbit/s versprachen die ersten Datenkarten, womit sie mein American Robotics-Modem in die Schranken wiesen – meistens.

Jetzt also hat 3G sein Lebensende erreicht. Die Sender werden abgebaut und die Frequenzen einem Refarming unterzogen. Und das nicht nur bei Magenta, sondern bei vielen anderen europäischen Betreibern. Und auch bei den anderen österreichischen Anbietern wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis 3G vollkommen aussortiert wird. Schließlich ist das Funkspektrum der UMTS-Frequenzen heute Gold wert. Ironischerweise bleibt der ursprüngliche GSM-Standard weiter in Gebrauch, sozusagen als allgemeiner Basis-Dienst. Die Erfahrungen und Lehren, welche die Betreiber aus der Branche durch 3G gewonnen haben, wirken allerdings noch heute nach. So hatten die Folgen der UMTS-Auktionen auch den letzten Finanzminister davon überzeugt, dass Mobilfunker keine ewigen Goldesel sind.

Eine andere Lehre aus dem vermurksten Start der dritten Mobilfunkgeneration war, dass man nicht in Killer-Applikationen denken sollte. Die eine alles entscheidende Killer-Applikation gab und gibt es schlicht nicht. Dagegen ist eine fette Pipeline in der Regel genug. Die User wissen selbst recht gut, was sie mit einer großzügigen Datenrate und hohen Übertragungsgeschwindigkeiten anfangen können. Kombiniert mit der schnellen Installation der UMTS-Karten und der Möglichkeit zum mobilen Einsatz sorgte die Datennutzung für einen wahren Nachfrageschub. Nachdem UMTS allerdings ins Laufen gekommen war, hat der wachsende Wettbewerb durch den Mobilfunk auch die weitere Entwicklung auf der Festnetzseite gefördert. Das hat wiederum dem Markt insgesamt recht gut getan und für ein dynamisches Umfeld gesorgt. Eine Entwicklung, von der der Handel langfristig nur profitiert.

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Kommentare (1)

  1. Ich nehme nicht an, dass dadurch Handymasten aus der Landschaft verschwinden, es wird eher ein laufender Technikumbau auf 4/5G-taugliche Komponenten sein, die dann zu Stichtagen auf die neuen Standards umgeswitcht werden.

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