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Donnerstag, 28. März 2024
Firmeninsolvenzstatistik 1. Quartal 2022

Creditreform: Firmeninsolvenzen steigen massiv an

Hintergrund | Julia Jamy | 16.05.2022 | |  
Wie die Creditreform-Insolvenztstatisitk für das 1.Quartal 2022 zeigt, sind die Firmeninsolvenzen um 111% auf 1.055 Verfahren angestiegen und erreichen damit fast das Vorkrisen-Niveau. Wie die Creditreform-Insolvenztstatisitk für das 1.Quartal 2022 zeigt, sind die Firmeninsolvenzen um 111% auf 1.055 Verfahren angestiegen und erreichen damit fast das Vorkrisen-Niveau. (© Creditreform) Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die Zahlen bei den Firmeninsolvenzen für das 1. Quartal 2022 in Österreich analysiert. Nach der sehr niedrigen Zahl an Firmeninsolvenzen seit Beginn der Covid-Pandemie, steigen diese nun wieder massiv an. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet Creditreform mit einer Rückkehr zum Vorpandemie-Niveau.

Sind die Firmeninsolvenzen seit Beginn der Pandemie auf den niedrigsten Stand seit 1990 gesunken, hat sich die im Herbst 2021 eingesetzte Trendwende im 1. Quartal 2022 weiter verstärkt. Wie Creditreform mitteilt, sind die Firmeninsolvenzen um 111% auf 1.055 Verfahren angestiegen und erreichen damit fast das Vorkrisen-Niveau. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um 89,8% auf 611 gestiegen. Die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen haben sich um 150% auf 444 erhöht.

Als Hauptursache sieht GF Gerhard M. Weinhofer das Auslaufen der staatlichen Hilfen. Bei vielen Unternehmern sei der Umsatz nach den zahlreichen Lockdowns und Corona-Maßnahmen nicht in dem erwarteten Umfang zurückgekommen, sodass sie Probleme bei der Bedienung von Ratenvereinbarungen haben.  Die überwiegende Anzahl an Insolvenzen habe vor allem Klein- und Kleinstunternehmen betroffen. Die Insolvenzpassiva belaufen sich auf rund 205 Mio. Euro. 3.000 Arbeitsplätze waren betroffen.

Bundesländervergleich

Den stärksten Zuwachs verzeichneten Tirol (+309,5%), Niederösterreich (+196,1%) und Vor-arlberg (+181,8%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in der Bundeshauptstadt mit knapp 4 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit weniger als 2 von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten 3 von 1.000 Unternehmen einen Insol-venzantrag stellen.

Branchenvergleich

Am stärksten stiegen die Insolvenzen im Transportwesen („Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“) mit einem Plus von 156,5%, gefolgt vom Tourismus mit Plus 132%. Die meisten Insolvenzanträge verzeichneten das Bauwesen (192), der Handel (178) und die Dienstleistungen (166). Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrschte ebenfalls im Bau mit rund 8 von 1.000 Branchenunternehmen.

Ausblick 2022

„In postnormalen Zeiten der Krisenpermanenz, in denen zahlreiche Krisen zeitgleich auf Unternehmen hereinstürmen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Insolvenzen massiv ansteigen.“, sagt Weinhofer. Neben den nach wie vor bestehenden Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigen Klimawandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel, Inflation und Lieferkettenprobleme sowie der Ukraine-Krieg die heimische Wirtschaft.

„Dank einer weiterhin guten Eigenkapitalausstattung – mehr als 42% der Unternehmen verfügen über eine Eigenkapitalquote von über 30% – und einer starken Krisenresilienz haben zumindest die Mittel- und Großbetriebe diese Herausforderungen bislang gut gemeistert. Kleinere Unternehmen haben nicht die Finanzkraft, die Manpower oder schlichtweg die Möglichkeit, höhere Einkaufspreise an die Kunden weiterzureichen und sind daher gezwungen Insolvenz anzumelden. Für das Gesamtjahr 2022 ist daher mit einer Rückkehr auf das Vorpandemie-Niveau von rund 5.000 Firmeninsolvenzen zu rechnen. Das entspricht bei rund 400.000 heimischen Unternehmen einer Insolvenzquote von 1,25% und das kann eine starke Marktwirtschaft wie Österreich aushalten.“, so Creditreform.

Privatinsolvenzen

Creditreform hat zudem die Zahlen bei den Privatinsolvenzen für das 1. Quartal 2022 in Österreich analysiert. Demnach steigt die Gesamtzahl der Privatinsolvenzen um rund 22% auf 2.301 Verfahren weiter an und bewegt sich in Richtung Vor-Pandemie-Niveau. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet Weinhofer mit einem Anstieg auf über 9.000 Insolvenzen: „Die Preissteigerungen in fast allen Lebensbereichen – vor allem beim Wohnen, bei Treibstoffen und Energie – wird zu einem Anstieg der Privatinsolvenzen führen. Unabhängig davon bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen der weitere Verlauf des Ukraine-Kriegs auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung sowie die Digitalisierung und Klimawende auf den Arbeitsmarkt und damit auf die Insolvenzen haben werden.“ Steigende Zahlen bei den Privatinsolvenzen werden aber wieder zum Normalfall werden.

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