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Samstag, 20. April 2024
Aus dem Gremium (Teil 9): Tirol forciert Weiterbildung und Nachwuchs

„Da tut sich was!“

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 18.05.2022 | |  Wissen
Für Obmann Christian Mühlthaler stellt die Aus- und Weiterbildung ein zentrales Thema dar – dementsprechend wird dieses forciert. Für Obmann Christian Mühlthaler stellt die Aus- und Weiterbildung ein zentrales Thema dar – dementsprechend wird dieses forciert. Das Landesgremium Tirol des Elektro- und Einrichtungsfachhandels kämpft naheliegenderweise mit ähnlichen Herausforderungen wie die gesamte Branche, vom Personalmangel bis hin zur Digitalisierung. Dabei hat die Interessenvertretung für ihre gut 1.300 Mitglieder einige spezifische Initiativen gestartet, um adäquate Lösungen für eine zukunftsorientierte Ausrichtung der Betriebe bereitstellen zu können.

Mit 848 von insgesamt 1.325 Mitgliedern hat der Elektrofachhandel in Tirol zumindest quantitativ ein deutliches Übergewicht verglichen mit dem Einrichtungsfachhandel (477). Ausgeglichener ist das Verhältnis bei den Nachwuchskräften, wo 24 Lehrlinge in der Elektronikberatung sowie 50 Lehrlinge im Bereich Telekommunikation insgesamt 69 jungen Einrichtungsberatern gegenüber stehen.

Vertreten werden die Tiroler Elektro- und Einrichtungsfachhändler im Landesgremium von Fachgruppengeschäftsführer Christian Ladner sowie den beiden Assistentinnen Bettina Neuner und Ursula Hofmann. An der Spitze der Funktionäre steht als Obmann der Elektrohändler und Multimedia-Spezialist Christian Mühlthaler, sein Stellvertreter Roman Eberharter ist die Stimme des regionalen Einrichtungshandels und der zweite Stellvertreter Stefan Schlager seit rund zwei Jahren auch Lehrlingswart im Landesgremium.

Welche Besonderheiten gibt es in Tirol? Wo liegen die thematischen Schwerpunkte bei der Arbeit des Landesgremiums?

Landesgremial-Geschäftsführer Christian Ladner sucht den direkten Draht und setzt auf den persönlichen Austausch mit den Mitgliedsbetrieben.

Mühlthaler: Es es gibt bundesweit gewisse Kernthemen, wie etwa den Fachkräftemangel, dem wir uns stark widmen, oder die Digitalisierung und den Internetauftritt, was ich ebenfalls für einen enorm wichtigen Punkt halte. In diesem Zusammenhang haben wir über das Gremium auch entsprechende Förderungen ausgeschüttet, damit die einzelnen Unternehmen an ihrem Internetauftritt feilen und diesen zeitgemäß gestalten. Da wurde einiges investiert und das ist auch sehr gut angenommen worden.

Was bedeutet das konkret?

Ladner: Dieses Landesförderprogramm wurde 2020 gestartet und ist bis Ende 2021 gelaufen. Gefördert wurde die Gestaltung einer Web-Präsenz bzw. einer Homepage, sofern diese von einem entsprechenden Fachbetrieb erstellt wurde. Unserer Mitglieder erhielten dafür jeweils die Hälfte ihrer Investition bzw. maximal 500 Euro. Wir verzeichneten in Summe knapp 90 Ansuchen und konnten sehr viele Förderzusagen erteilen.

Mühlthaler: Wobei man dazusagen muss, dass wir das sehr niederschwellig aufgesetzt haben und der bürokratische Aufwand äußerst überschaubar war. In Summe hat sich die Situation damit zwar gebessert, aber es sind sich nach wie vor viele Unternehmer nicht bewusst, wie wichtig heute ein ansprechender Internetauftritt ist und dass dieser die moderne Visitenkarte des Unternehmens darstellt. Es ist ja gar nicht zwingend notwendig, hier auch einen Onlineshop zu integrieren, aber Informationen über das Leistungsspektrum, die Öffnungszeiten u.Ä. sind heute einfach ein Muss. Und da gibt es nach wie vor (zu) viele Betriebe, die das nicht ernst genug nehmen.

Damit sind wir gleich beim nächsten Thema: Wir haben vier Vorträge zur Digitalisierung bzw. zum digitalen Auftritt im stationären Handel geplant, weil das letztlich auch Kernthemen sind. D.h. abseits vom Auftritt im Internet geht es da beispielsweise um IT-Security und die Förderungen in diesem Bereich, oder auch um die Schnittstellen zur Industrie, die Warenwirtschaftssysteme, FinanzOnline etc. Es gibt mittlerweile ja ganz tolle Möglichkeiten, die das tägliche Arbeiten nach außen hin stark vereinfachen.

Sie haben eingangs auch den Fachkräftemangel angesprochen…

Ladner: Wir sind hier an allen Fronten aktiv und setzen gerade bei der Nachwuchsarbeit verschiedenste Maßnahmen, angefangen vom Ratgeber beim ORF, mit dem wir die Eltern ein bisschen sensibilisieren wollten, über die Ausbildungskampagne #träumweiter bis hin zur Lehrlingskampagne „Mei Madl, mei Bua”, bei sich Lehrlinge mit ihrer persönlichen Erfolgsgeschichte vorstellen und gezeigt wird, wie stolz man als Eltern auf einen Lehrling sein kann. Auch damit wollen wir für eine Bewusstseinsänderung sorgen. Außerdem pflegen wir einen wirklich guten Kontakt zu den beiden Berufsschulen in Innsbruck und Lienz und statten diese mit entsprechendem Equipment aus, sodass die Lehrlinge bestmöglich ausgebildet werden können.

Mühlthaler: Dazu gehören aber auch Verkaufsseminare so wie Mitte März das Seminar „Garantiert stilvoll verkaufen” mit Hannes Katzenbeisser und der „Knigge-Queen” Renate Sandler, mit dem wir ein paar frische Impulse setzen wollten. Die Zielgruppe waren da ganz bewusst nicht nur Unternehmer, sondern auch die Mitarbeiter und Lehrlinge. Ich bin nämlich der Meinung, dass sich bei vielen Unternehmern und langjährigen Mitarbeitern eine leichte Betriebsblindheit einschleicht, und solche Veranstaltungen, speziell mit den Lehrlingen, können hier einen gewissen Diskussionsprozess auslösen – ein junger Geist hat einfach oft ganz andere Ansichten. Schlussendlich muss man ja darauf schauen, dass man mit der Zeit geht. Wie schnell einem die Konkurrenz – speziell im Online-Shopping – vorauseilt, wenn man heute die Entwicklungen verschläft, hat man ja gesehen. An diesem „Stilvoll verkaufen”-Seminar haben übrigens zwei Berufsschullehrer mit zwölf Schülern teilgenommen – ich denke, auch das unterstreicht das gute Verhältnis zwischen dem Landesgremium und den Berufsschulen.

Die Lehrlingskampagne „Mei Madl, mei Bua” weckt mit persönlichen Erfolgsgeschichten die Lust auf Lehrberufe.

War dieses Verhältnis immer schon so gut?

Mühlthaler: Wir haben uns seit jeher um einen guten Kontakt bemüht und statten die Berufsschulen schon seit vielen Jahren mit Geräten aus. Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat das bei uns in Tirol immer sehr gut funktioniert – speziell auch die Umsetzung.

Warum wurde dann überhaupt ein Lehrlingswart installiert?

Mühlthaler: Weil natürlich auch die Arbeit mehr wird und es damit einen Ansprechpartner gibt, der sich auf diesen Bereich spezialisiert und alles koordiniert. Der Lehrlingswart fungiert quasi als Schnittstelle zwischen der Wirtschaftskammer, der Berufsschule sowie den Lehrlingen – und auch auf Bundesebene.

Wurden noch weitere Schritte für den lokalen Elektrofachhandel gesetzt?

Ladner: Wir haben auch noch mit einem Bildungsgutschein unseren Mitgliedern die Möglichkeit geboten, sich beim WIFI 200 Euro abzuholen, wenn sie dort einen Kurs besuchen. Zusätzlich wurden diverse Werbemaßnahmen gestartet, wie die bereits erwähnte „Mei Madl, mei Bua” oder die Regionalitätskampagne „Ja zu Tirol”.

Gibt es auch Kooperationen mit anderen Sparten?

Ladner: Die Wirtschaftskammer Tirol hat die Organisation vor ca. zwei Jahren vom traditionellen Geschäftsfeldsystem auf eine Gliederung nach Branchenverbünden umgestellt. Dabei wurden jene Fachgruppen, die aufgrund ihrer Tätigkeiten zusammenpassen, auch organisatorisch zusammengefasst. So wurde u.a. der Branchenverbund „Einrichtung” gegründet, dem die Elektro- und Einrichtungsfachhändler zugeordnet sind. Weiters mit dabei sind die Rauchfangkehrer, die Gärtner und Floristen, die Tischler und Holzgestalter, die Maler und Tapezierer sowie die Hafner, Platten- und Fliesenleger. So versucht man also, den kompletten Bereich Einrichtung abzudecken.

Seither wurde etwa gemeinsam mit den Tischlern schon eine Smart Home/Smart Living-Veranstaltung abgehalten und auch die Veranstaltung im Bereich Digitlaisierung, wo es direkt um IT-Security geht, wird zusammen mit den Tischlern durchgeführt. Die „Stilvoll verkaufen”-Veranstaltung wiederum wurde zusammen mit mehreren Fachgruppen aus der Sparte Handel initiiert. Vieles ist noch im Entstehen, aber da tut sich schon was!

Wie funktioniert die Kommunikation mit den Mitgliedsbetrieben? Sind Sie zufrieden mit dem Status quo?

Mühlthaler: Dieser Punkt ist mir sehr wichtig und wir versuchen, regelmäßig physisch vor Ort zu sein und die Mitglieder auf kurzem Wege zu erreichen. Wir haben natürlich auch Newsletter ins Leben gerufen und probiert, die Kollegen mit Postwurfsendungen zu erreichen – aber beides ist schwierig. Persönliche Termine vor Ort funktionieren am besten.

Wie laufen solche Betriebsbesuche ab?

Ladner: Wir eruieren, welche Mitgliedsbetriebe sich dafür anbieten würden bzw. Interesse hätten. Anschließend übernimmt die Geschäftsstelle die Terminkoordination, sodass wir in der jeweiligen Region einige Besuche an einem Tag schaffen. Dann fahren wir hin und stellen uns vor, stellen das Landesgremium vor und stellen unsere Tätigkeit vor. Und man merkt schon, dass all jene, die man besucht hat, danach auch den Kontakt in die Fachgruppe suchen. Das ist zwar der aufwändigste Weg, aber sicher auch der zielführendste.

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