Teuerung legt weiter zu & trifft Unternehmen in Beschaffung immer härter

Laut Handelsverband sind die Haupttreiber für die zweistellige Teuerungsrate im Großhandel:
- Feste Brennstoffe (+110,2%)
- Sonstige Mineralölerzeugnisse (+95,3%)
- Düngemitteln (+77,4%)
- Eisen & Stahl (+67,2%)
- Benzin & Diesel (+59,5%)
- Getreide, Saatgut & Futtermitteln (+59,2%)
- Altmaterial & Reststoffe (+28,5%)
- Holz (+27,2%)
- Gummi & Kunststoff (+25,7%)
- Papier (+21,9%)
- Bürobedarf (+21,9%)
- Kaffee, Tee, Kakao & Gewürze (+15,8%)
- Milch, Eier, Öle, Fette (+15,6%)
- Fleisch (+14,9%)
- Möbel (+14,5%)
- Obst, Gemüse & Kartoffeln (+12%)
Für den Einzelhandel verteuert sich die Beschaffung von Waren immer weiter
Die Folgen des Ukraine-Krieges und der pandemiebedingten Kapazitätseinschränkungen in China (insb. Shanghai) manifestieren sich immer stärker durch steigende Preise in ganz Europa. Rainer Will sagt: „Klar ist: Auf Dauer kann der Einzelhandel all diese Kostentreiber nicht nur zu einem Drittel an die heimischen Konsumenten weitergeben. Wir befinden uns in einer wirtschaftlich fragilen Situation, die jedoch mit wirtschaftspolitischen Interventionen abgemildert werden kann. Dazu muss sich die Regierung die Zwickmühle bewusst machen und rasch gegenlenken. Einerseits müssen unsere Firmen ihre Waren so teuer wie noch nie beschaffen, andererseits ist bereits jeder zweite Österreicher gezwungen, sich finanziell einzuschränken, was immer spürbarer wird. Für viele Menschen und auch für viele Firmen geht sich das vorne und hinten nicht mehr aus. Es sind jetzt auch nationalstaatlich Taten gefragt, um dem Kostendruck der Konsumenten und der Wirtschaft effektiv entgegenwirken.“
Inflation stiehlt Kaufkraft der Bevölkerung
Die stark steigende Inflation habe längst auch das Einkaufsverhalten der Österreicher negativ beeinflusst. Laut einer aktuellen Umfrage von Mindtake Research im Auftrag des Handelsverbandes müssen sich bereits mehr als 45% der Bevölkerung beim Shoppen deutlich finanziell einschränken, drei Viertel der Kunden achten verstärkt auf Rabattaktionen und zwei Drittel kaufen zurzeit verstärkt günstige Lebensmittel. „Das vorläufige Ende des Biobooms in Österreich kommt angesichts dieses Kaufkraftverlustes nicht überraschend“, sagt Will. „Viele Menschen sind jetzt schlicht gezwungen, ihre Einkaufsgewohnheiten zu ändern. Dies belastet auch die heimischen Landwirte und die gesamte Lebensmittel-Wertschöpfungskette zunehmend. Der österreichische Rindermarkt verzeichnet beispielsweise bereits Absatzeinbußen von bis zu 40%.“
„Die Inflation frisst sich von den Geringverdienern bis in den Mittelstand hinauf und verfestigt sich immer mehr in allen Schichten der Bevölkerung. Wir haben mittlerweile 1,3 Millionen Armutsgefährdete im Land, zwei Drittel der Menschen müssen beim Einkauf auf günstige Lebensmittel zurückgreifen und mehr als 14% können sich nur noch lebensnotwendige Güter leisten“, so Will.
„Die Bundesregierung wird dieser Herkulesaufgabe nur gerecht, wenn weitreichendere Anti-Teuerungsmaßnahmen umgesetzt werden, um die Kaufkraft der Österreicher zumindest auf dem derzeitigen Niveau abzusichern und die mittelständische und beschäftigungsintensive Wirtschaft krisenfester aufzustellen. Dazu zählt im Übrigen eine Arbeitsmarktreform, denn der Blick auf die Arbeitslosenquote allein ist zu wenig. Es braucht ein Bewusstsein, dass 250.000 offenen Stellen ein negativer Rekordwert sind, der zartes Wachstum und Erhalt unseres Wohlstands auf Dauer gefährdet“, ist Will überzeugt.
Erhöhung des Klimabonus wird begrüßt
Die von der Bundesregierung bereits angekündigte Erhöhung des Klimabonus auf 250 Euro wird vom Handelsverband begrüßt. Sinnvoll sei laut Verband auch die im Raum stehende Erhöhung der Familienbeihilfe. Das allein reiche allerdings nicht, strukturelle Anti-Teuerungsmaßnahmen seien überfällig.
Kaufkraftverlust durch 3 Anti-Teuerungsmaßnahmen jetzt entgegenwirken
Will fordert 3 Anti-Teuerungsmaßnahmen. Diese sind:
- „Mehr Netto vom Brutto“. Abschaffung der kalten Progression oder zumindest Anhebung der niedrigen Lohnsteuerstufen bei Geringverdienern und dem Mittelstand
- Weniger Steuern bei Inflationstreibern: Mehrwertsteuer-Senkung auf Energie und Mineralöl
- Mut, die Senkung der Lohnnebenkosten einzuleiten
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