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Freitag, 19. April 2024
Inflation, ihre Treiber und andere Herausforderungen

„Heißer Herbst“ für Handel erwartet

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 07.07.2022 | | 1  
Die Inflationsrate lag im Juni laut Statistik Austria bei +8,7% - ein Rekordwert seit 1975. (Bild: Pixabay) Die Inflationsrate lag im Juni laut Statistik Austria bei +8,7% - ein Rekordwert seit 1975. (Bild: Pixabay) Der Handelsverband informiert über einen Rekord-Preisanstieg von +26,5% im Großhandel. „Die Teuerungswelle spitzt sich zu. Ein Covid-Plan für den Herbst und eine Arbeitsmarktreform sind überfällig“, appelliert Handelsverband GF Rainer Will.

Die Inflationsrate ist im Juni laut Statistik Austria auf +8,7% angestiegen, noch dramatischer ist die Entwicklung bei den Großhandelspreisen: Diese sind im Juni um +26,5% regelrecht explodiert. „Die Großhandelspreise gelten auch als Frühindikator für die weitere Entwicklung der Verbraucherpreise. Insofern erwartet der heimische Handel einen ‚heißen Herbst‘, auf den sich Österreich jetzt bestmöglich vorbereiten muss“, sagt Handelsverband GF Rainer Will.

Haupttreiber für die historisch hohe Teuerungsrate im Großhandel sind:

  • Feste Brennstoffe (+120,8%)
  • Sonstige Mineralölerzeugnisse (+115,5%)
  • Benzin & Diesel (+75,6%)
  • Düngemitteln (+70,5%)
  • Getreide, Saatgut & Futtermitteln (+53,5%)
  • Technische Chemikalien (+44%)
  • Eisen & Stahl (+33,4%)
  • Bürobedarf (+24,9%)
  • Gummi & Kunststoff (+22,3%)
  • Papier (+22,2%)
  • Milch, Eier, Öle, Fette (+21,3%)
  • Holz (+19%)
  • Kaffee, Tee, Kakao & Gewürze (+16,1%)
  • Möbel (+15,4%)
  • Fleisch (+15,1%)
  • Obst, Gemüse & Kartoffeln (+12,7%)
  • Altmaterial & Reststoffe (+12,3%)

Händler befürchten Minus in 2022 und wirtschaftliche Instabilität

Eine Blitzumfrage des Handelsverbandes zeigt: „Die immer höheren Energie- und Treibstoffkosten sowie die schlechte Verbraucherstimmung verhageln dem österreichischen Einzelhandel in diesem Jahr das Geschäft.“ Hinzu kommt: Trotz steigender Preise verzeichnet mittlerweile jede dritte Person im Erwerbsalter Einkommensverluste. „Rund 77% der Österreicher wollen größere Ausgaben und Investitionen auf das kommende Jahr verschieben, 13% der Bevölkerung kommen mit ihrem Haushaltseinkommen kaum noch über die Runden“, berichtet Will.

Der heimische Lebensmittelhandel habe die Inflation bei Lebensmitteln und anderen Produkten des täglichen Bedarfs durch ein ganzes Bündel an preisdämpfenden Maßnahmen so gut es geht eingebremst, wie Will erzählt. „Damit reduzieren die Händler zwar die Kaufkraft-Verluste der Bevölkerung teilweise, gleichzeitig müssen sie aber auf einen Großteil ihrer Margen verzichten und den Verkauf möglichst preisgünstiger Eigenmarken forcieren. Wir hoffen, dass das Teuerungs-Entlastungspaket der Bundesregierung bald bei der Bevölkerung ankommt und damit Wirkung entfaltet.“

Handelsverband fordert detaillierten Covid-Plan für den Herbst

Im Hinblick auf den Herbst brauche es Planungssicherheit. Will fordert: „Die politische Sommerpause kann nicht starten, wenn notwendige ‚Hausübungen‘ offen sind. Es braucht eine Evaluierung der gesetzten Covid-Maßnahmen, eine nachvollziehbarere Differenzierung nach Branchen und mehr Eigenverantwortung.“

Quarantäne-Maßnahmen anpassen

Insbesondere sollte die im Epidemiegesetz neu geschaffene gesetzliche Möglichkeit, Verkehrsbeschränkungen, statt Absonderungen von infizierten Personen zu verfügen, genutzt werden. „Personen, die von ihrer Covid-Infektion gar nichts mitbekommen, sollten nicht in Quarantäne geschickt werden. In diesem Fall reichen Verkehrsbeschränkungen aus, etwa die Vermeidung von größeren Zusammenkünften oder die Pflicht, eine Maske am Arbeitsort zu tragen, wie es bereits nach der 5-tägigen Quarantäne vorgesehen ist“, so Will.

Arbeitsmarktreform nicht auf Herbst verschieben

Weder die aktuell höhere Zahl an Beschäftigten noch die niedrigere Arbeitslosenquote darf über die Not der Betriebe hinwegtäuschen: 41% der Händler klagen über Personalmangel trotz Überzahlung und verzeichnen zudem eine hohe Fluktuation. Die Arbeitsmarktreform darf daher nicht in den Herbst verschoben werden, ansonsten gefährdet man die Stabilität des Wirtschaftssystems. Es braucht dringend eine Mobilisierung jener Menschen, die arbeiten können, aber nicht wollen, um auch jene nachhaltig in ihrer Lebenssituation abzusichern, die arbeiten wollen aber nicht können.“

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Kommentare (1)

  1. Dem Schlusssatz des Artikels gebührt der Wirtschaftsnobelpreis:
    „Es braucht dringend eine Mobilisierung jener Menschen, die arbeiten können, aber nicht wollen, um auch jene nachhaltig in ihrer Lebenssituation abzusichern, die arbeiten wollen aber nicht können.“

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