Der kühlste Sommer
In den vergangenen 40 Jahren hat die E&W immer wieder über wichtige Kernthemen der Branche berichtet. Einer der massivsten Umbrüche war in dieser Hinsicht sicher der Aufstieg von Internet und E-Commerce, welcher die Branche in den vergangenen 20 Jahren auf den Kopf gestellt hat. Nun sieht sich die Branche einem neuen Thema gegenüber: Nachhaltigkeit. Daran wird der Handel zunehmend gemessen.Die Konsumenten fordern in der WW, der UE und der Telekommunikation nachhaltige Produkte ein. Sie wünschen sich ein nachhaltiges Recycling von defekten Produkten bzw. Reparaturservices zur Verlängerung der Lebensdauer von Geräten und schließlich ein nachhaltig klimafreundliches Verhalten von Herstellern sowie dem Handel im täglichen Betrieb. Dieser Druck ist längst in der Politik angekommen, der Gesetzgeber – egal, ob auf österreichischer oder europäischer Ebene – treibt das Thema mit immer neuen Regeln voran.
Jetzt kann man meinen, die Branche werde ob der vielen Vorschriften bald überreguliert sein. Andererseits ist auch klar, dass es nicht genügen wird, sich ein grünes Mäntelchen umzuhängen. Die Kunden durchschauen solches „Greenwashing“ in der Regel recht schnell. Und wer glaubt, dass mit der derzeitigen Krise in der Ukraine oder mit der hohen Inflation das Thema Nachhaltigkeit vom Tisch ist, sollte nochmals kurz in sich gehen. Denn die Probleme verursacht durch Klimawandel und Umweltverschmutzung verschwinden nicht einfach, nur weil sie nicht ständig im Scheinwerferlicht stehen. Vielmehr akkumulieren sie sich und brechen sich irgendwann ihre Bahn. Die Auswirkungen sind dann für jeden sichtbar und können dann nicht mehr ignoriert werden.
In seinem Interview mit E&W sagte Arçelik CCO Ragip Balcioglu einen denkwürdigen Satz: „Der vergangene Sommer, welcher von Waldbränden auf allen Kontinenten gekennzeichnet war, war wahrscheinlich der kühlste Sommer für den Rest unseres Lebens.“ Balcioglu bezog sich auf den Sommer von 2021. – Und der Sommer 2022 scheint ihm bereits Recht zu geben – zumindest für Österreich. Als diese Zeilen geschrieben wurden, lag die bisherige Durchschnittstemperatur im Juni und den ersten Juli-Tagen österreichweit gesehen um 3,2° Celsius über dem Durchschnitt des Bezugszeitraumes 1981 bis 2010, oder 4,2° Celsius über dem Durchschnittswert des Bezugszeitraums 1961 bis 1990. Der Alpenraum ist eben besonders anfällig für den Klimawandel und immer mehr Konsumenten nehmen die Auswirkungen dieser Veränderung auch im täglichen Leben wahr.
Jedes Unternehmen wird daher gut beraten sein, ein wohl durchdachtes und glaubwürdiges Nachhaltigkeitskonzept für sich zu erstellen, welches alle Bereiche des Unternehmens erfasst: Produkte, Services und Betrieb. Mit dem Konzept alleine ist es allerdings nicht getan. Bei der Veränderung muss man auch die Mitarbeiter mitnehmen, schließlich müssen sie diese Maßnahmen im täglichen Betrieb umsetzen, wie z.B auch Walter Sabitzer, Inhaber von Expert Sabitzer betonte. Auch hier gilt: Tu Gutes und rede darüber. Ein umfassendes und gelebtes Nachhaltigkeitskonzept gehört in Zukunft einfach zur Kundenkommunikation dazu.
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