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Donnerstag, 28. März 2024
40 Jahre E&W: Robert Pfarrwaller und BianCa Dvorak über die Bedeutung von Fachmedien

„Information wird umso wichtiger“

Hintergrund | Dominik Schebach | 13.07.2022 | |  
Bundesgremial​obmann Robert Pfarrwaller und Bianca Dvorak, GF des Bundesgremiums, sprachen mit E&W anlässlich des 40-jährigen Jubiläums über die Bedeutung von Fachzeitschriften. Bundesgremial​obmann Robert Pfarrwaller und Bianca Dvorak, GF des Bundesgremiums, sprachen mit E&W anlässlich des 40-jährigen Jubiläums über die Bedeutung von Fachzeitschriften. Für unsere Jubiläumsausgabe haben wir auch Robert Pfarrwaller und Bianca Dvorak zu einem Interview gebeten. Mit dem Obmann sowie der Geschäftsführerin des Bundesgremiums des Elektro- und Einrichtungsfachhandels haben wir über die Umbrüche in der Branche in den vergangenen 40 Jahren gesprochen und welche Rolle dabei ihrer Ansicht nach Fachmedien wie die E&W spielen.

Herr Pfarrwaller, wir feiern dieses Jahr 40 Jahre E&W. Sie haben sich in diesem Zeitraum der Branche schrittweise angenähert. Woran denken Sie, wenn Sie sich an 1982, das Gründungsjahr der E&W, zurückerinnern?

 Robert Pfarrwaller: 40 Jahre sind eine beeindruckende Zeitspanne. Ich selbst war damals noch im Strahlenschutz tätig, also ganz weit weg von der Branche. Und erinnere mich, dass damals Nicole mit ihrem Song „Ein bisschen Frieden“ den Eurovision Songcontest gewonnen hat. Erst 1985 wechselte ich zu Philips Healthcare und näherte mich so der Branche an. Aber schon damals setzte bei den bildgebenden Verfahren die Digitalisierung ein. Zu dem Zeitpunkt waren Röhrenfernseher in der Branche der Stand der Technik und der VHS-Recorder-Boom begann gerade. Das sind Produkte, die gibt es heute nicht mehr. Das zeigt aber auch, wie stark sich seither die Gesellschaft, die Branche, aber auch die Technologien verändert haben.

Wie sind Sie zum ersten Mal mit der E&W in Kontakt gekommen?

 Robert Pfarrwaller: Das war 2003. Damals wurde ich Chef von Philips DACH – und da war auch Österreich dabei. Da habe ich natürlich die Fachzeitschriften aus Österreich gelesen. Ich kann mich erinnern, schon damals kamen im vorderen Teil der E&W die Interviews und danach die Produkte sowie die Marktzahlen. Damit hatte man immer einen guten Überblick über den Markt, auch wenn man im Ausland war. Als ich 2009 nach Österreich zurückkehrte, wusste ich bereits, was sich hier überhaupt tat. Vor allem auch, weil die E&W als B2B-Magazin sich auf den Handel sowie den Konsumgüterbereich fokussiert hatte – und nicht versucht hatte, ein weiteres Insta-Magazin zu sein.

Die E&W hat sich immer als Informationsdrehscheibe zwischen Handel, Großhandel, Gremien und Industrie gesehen. Hat sich für Sie die Rolle der E&W über die Jahre verändert?

 Robert Pfarrwaller: Ich habe die E&W immer als objektives Branchenmagazin erlebt. Wenn es z.B. zu den Messen ging, da hat E&W immer für den Handel berichtet. Und für mich als Geschäftsmann war die E&W immer ein guter, verlässlicher und objektiver Partner. Ein Magazin, mit dem konnte man Klartext reden. Und diese Rolle hat die E&W für mich noch heute.

Bianca Dvorak: Ich darf die Interessen der Branche seit 2013 vertreten. Gleich zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich die letzten Ausgaben von E&W durchgelesen, um herauszufinden, was wichtige Themen für die Branche sind. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich damals über die vielen Aktivitäten und auch die Berichterstattung zu Aus- und Weiterbildung gestaunt habe. Die Aktivitäten gestalte ich inzwischen gerne mit, die Artikel begeistern mich nach wie vor.

Jetzt hat sich in dem Beziehungsgeflecht zwischen Handel, Industrie und Endkunden das Kräftegleichgewicht in den vergangenen 40 Jahren deutlich verschoben. Die Kunden haben heute mehr Informationen und Macht als in der Vergangenheit. Haben Sie diese Veränderung ebenso dramatisch erlebt?

 Robert Pfarrwaller: Ich bin heute Geschäftsführer des größten elektrotechnischen Großhändlers in Österreich. Wenn ich heute die tiefgreifendste Veränderung der vergangenen 40 Jahre nennen muss, dann ist es das Internet und die Digitalisierung. Informationen wurden über die gesamte Wertschöpfungskette instant verfügbar. So kommt der Kunde heute vorinformiert ins Geschäft und ich muss nicht mehr über Pixel, sondern über seine Bedürfnisse reden – und so das richtige Gerät für ihn finden. Aber auch die Messen haben sich damit verändert. Da geht es nicht mehr ums Tagesgeschäft und Messeangebote, sondern um Innovationen und persönlichen Austausch.

Trotzdem ist es wichtig, dass objektive Informationen und der Dialog entlang der Wertschöpfungskette erhalten bleiben. Da spielen Branchenmagazine wie die E&W und die damit verbundene Internetplattform elektro.at für mich eine wichtige Rolle. Wir – d.h., das Gremium – haben deswegen die Zusammenarbeit mit der E&W intensiviert. Aber auch die Schnelligkeit, mit der Informationen in Krisensituationen, wie wir sie in den vergangenen zwei Jahren gesehen haben, der Branche vermittelt werden, demonstrieren die Bedeutung eines Fachmediums wie der E&W. Wenn man sich die vergangenen 40 Jahre ansieht, so hat es laufend radikale Umbrüche gegeben – von dem Zusammenbruch des Ostblocks über den EU-Beitritt und der Euro-Einführung bis zur Finanzkrise und zuletzt der Doppelschlag aus COVID-Pandemie und Energiekrise. Aber genau deswegen ist eine objektive Branchenberichterstattung und -information umso wichtiger. Man muss sehen, dass es heute unterschiedliche Plattformen gibt. Die Industrie gibt Informationen raus, Händler, das Gremium, die Kooperationen. Aber es braucht eine Plattform, wo all diese Informationen zusammengeführt und für die Leser neutral und objektiv aufbereitet werden. – Und das ist für mich die Rolle einer Fachzeitschrift wie der E&W. Genauso bei neuen Trends. Nicht jeder kann alle Schulungen besuchen. Aber trotzdem wird man es schätzen, wenn er über die neuesten Trends von einem neutralen Medium informiert wird.

 Bianca Dvorak: Das sehe ich auch als eine Stärke der E&W, neue Trends und Themen aufzuzeigen. Das betrifft auch Themen, die vielleicht gerade nicht im Fokus stehen, aber den Handel mittel- bis langfristig betreffen. Das unterscheidet die E&W von anderen Branchenmedien. Ich lese die E&W deswegen sehr gerne, weil sie mit solchen Artikeln oft zum Nachdenken anregt, wie es mit der Branche weitergeht.

Betrifft das auch die tägliche Arbeit im Gremium?

 Robert Pfarrwaller: Sicher. Früher hatten wir viel mit Normen zu tun. Heute sind wir auf der juristischen Seite unterwegs, wichtige Verordnungen werden oft in Wochen durchgepeitscht. Unsere beiden Juristinnen, Frau Magister Dvorak und Frau Magister Humer, sind viel mehr beschäftigt. In so einem Umfeld ist es wichtig, dass der Handel mit einer Stimme spricht. Was wollen wir als Branche? Wie vermitteln wir das aber unseren Mitgliedern? Und wenn wir – als Bundesgremium – etwas politisch wollen, dann benötigen wir Medien, die uns als Fürsprecher des Handels unterstützen. Denn wenn wir uns für etwas einsetzen (als Gremium), um den Handel zu entlasten, dann wäre es nicht schlecht, dass der Handel sagt, das will ich auch. Dazu muss der Handel informiert werden – und zwar neutral. Denn auch wir sind befangen und haben unsere Standpunkte. Da muss man die Informationen objektivieren und so die Händler an Bord holen. Da sehe ich eine weitere Rolle für Qualitätsmedien.

Über welche Themen wird Ihrer Ansicht nach die E&W in den nächsten 40 Jahren schreiben?

 Robert Pfarrwaller: Die Zukunft des Handels ist digital und nachhaltig – in allen Aspekten – das beginnt bei der Produktion und geht rüber zum Energielabel und dem Energiemanagement. Über alle diese Dinge müssen wir in der Branche reden und damit werden auch den Fachmedien wie der E&W nicht die Themen ausgehen. Ein Thema ist sicher Smart Home: Da gibt es auch eine große Verwirrung bei den Endkunden und den Publikumsmedien. Es werden 1000 Begriffe für dasselbe gebraucht: Smart Home, Smart Building, Intelligent Living usw. – aber was heißt das genau? Da braucht es Orientierung, damit jeder bei der Diskussion dasselbe versteht. Da spielen kompetente Fachmedien eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Diskussion entlang der Wertschöpfungskette.

Aber auch bei den Kernthemen des Handels wie dem Verkauf beschleunigt sich die Entwicklung. Natürlich werden Produkte und Services bestehen, immer eine Rolle spielen. Product ist king. Schließlich wollen wir auch in Zukunft etwas verkaufen. Davon leben wir. Aber Vernetzungsfähigkeit der Produkte und die Beratung dazu wird sich weiter verändern. Wie gesagt, der Konsument weiß heute schon meistens die technischen Details. Vom Handel will er wissen, welches das optimale Geräte für seine Bedürfnisse ist. D.h., die Art des Verkaufs wird sich verändern und auch das müssen wir in der Branche besprechen. Denn wir wollen ja alle, dass es den Handel weiterhin gibt – als Ansprechpartner für die Endkunden. Der will am Ende des Tages mit irgendjemandem reden, der ihn versteht. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Gerade in Zeiten, in denen sich die Entwicklung immer mehr beschleunigt, sind für Robert Pfarrwaller Fachmedien ein wichtiger Kanal der Kommunikation – besonders, wenn sich einmal die Ereignisse überschlagen wie in Zeiten der Pandemie.

Sie stehen seit 2003 im Kontakt mit der E&W. – Gab es in dieser Zeit eine Geschichte / Erlebnis mit der E&W, über die Sie sich persönlich besonders gefreut, geärgert oder gewundert haben?

 Robert Pfarrwaller: Fairerweise – nein, da gab es keine besonders negativen Erlebnisse. Wer für mich allerdings eine prägende Person war, war Herr Helmut J. Rockenbauer. Der war eine Branchenpersönlichkeit und mit ihm hat man die E&W verbunden. Aber – und das kann ich wirklich sagen – in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie war E&W ein wichtiger Kanal, wenn es um die Information des Handels ging und ein wertvoller Partner in der COVID-Kommunikation. Das kann man schon sagen, wenn ich heute an die E&W denke, dann denke ich an diese Partnerschaft während der Pandemie. Und dafür möchte ich hier auch Danke sagen.

 Bianca Dvorak: Manchmal haben wir etwas ausgesendet und dann kam schon innerhalb von Minuten der Anruf von E&W und dann die Ad hoc-Meldung auf elekro.at gleich danach. Das hat uns während der Pandemie sehr geholfen, kritische Informationen zeitgerecht hinauszubringen. Und wir haben das Feedback bekommen, dass sich unsere Mitglieder dadurch sehr gut informiert gefühlt haben.

Dieses Feedback ist für uns natürlich auch ein Auftrag. Was wünschen Sie sich aber von einer Fachzeitschrift wie der E&W?

 Robert Pfarrwaller: Persönlich wünsche ich mir, dass die E&W die Wichtigkeit der Zukunftsfragen für die Branche weiterhin so herausarbeitet. Wir stehen vor der größten Transformation der vergangenen 70 Jahre im Energiesektor. Welche Rolle haben hier Handel und Industrie, um die Konsumenten mitzunehmen? Wie kann ich – als Konsument, Händler und Industrie – einen Beitrag bei der Transformation leisten? Da geht es einerseits wie gesagt um die elektronische Seite und andererseits um die wirtschaftlichen Aspekte. Beides führt die E&W im Namen. Schließlich kommt durch die Veränderungen in den Bereichen Energie, Handel oder Produkte einiges an neuen Regelungen auf uns zu. Allein wegen des Green Deals. Da aber niemand Gesetzestexte liest, müssen diese Themen für den Handel übersetzt werden. Was bedeuten die neue Regeln für den einzelnen Händler, für die Beziehung zu seinen Kunden? Diese Themen werden uns als Branche beschäftigen. Da sehe ich eine weitere wichtige Aufgabe für die E&W in der Zukunft.

Neben der Energietransformation werden uns Themen wie der Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie die ewig fortschreitende Digitalisierung vor große Herausforderungen stellen. Wie kann man unter diesen Umständen die Kunden weiterhin an sich binden, wird zur entscheidenden Frage für den Handel. Dies müssen wir diskutieren und da bietet  ein Fachmedium wie die E&W eine wichtige Plattform.

Bianca Dvorak: Zur Berichterstattung nur ein Satz, den ich nur sehr selten von mir gebe: Es soll bleiben, wie es ist – eine offene und ehrliche Zusammenarbeit, unabhängige und kritische Berichterstattung und Artikel, die sowohl von der Sprache als auch vom Inhalt sehr modern sind.

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