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Freitag, 26. April 2024
Editor's ChoiceUkraine-Krieg & Inflation bringen jeden zweiten Händler in Verlustzone

HV: „Bis zu 6.000 Handelsbetrieben droht Schließung“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 25.08.2022 | | 6  
(Bild: Pixabay) (Bild: Pixabay) Der Ukraine-Krieg und die pandemiebedingten Kapazitätseinschränkungen in Asien haben die Preise in ganz Europa in die Höhe getrieben. In Österreich hat die Inflationsrate im Juli mit +9,3% den höchsten Wert seit Februar 1975 erreicht. „Diese Teuerungswelle stellt für alle Handelsformate und Warengruppen eine existenzielle Herausforderung dar“, sagt der Handelsverband, der in einer Blitzumfrage erhoben hat, wie es den heimischen Handelsbetrieben – vom KMU bis zum filialisierten Konzern – derzeit geht. Die Ergebnisse seien besorgniserregend, wie der Verband sagt.

Die Blitzumfrage unter österreichischen Handelsbetrieben hat ergeben:

  • 14% aller österreichischen Handelsbetriebe (=5.880 Unternehmen) überlegen, ihre Geschäftstätigkeit bis Jahresende einzustellen.
  • 42% der österreichischen Händler werden im Gesamtjahr 2022 aufgrund des Kaufkraft-Verlustes der Bevölkerung voraussichtlich einen Verlust erwirtschaften, nur 23% erwarten heuer einen Gewinn.
  • Die heimischen KMU-Händler verzeichnen im 1. Halbjahr 2022 einen durchschnittlichen inflationsbereinigten Umsatzverlust von -16% im Vergleich zum ebenfalls umsatzschwachen 1. Halbjahr 2021.
  • Die Energiekosten der Händler liegen mittlerweile im Schnitt bei rund 21% des Umsatzes.
  • Die Stromkosten der Händler haben sich heuer im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um +43% erhöht, die Gaskosten sind um durchschnittlich +44% gestiegen.
  • 79% aller Händler kämpfen zurzeit mit Lieferverzögerungen bzw. Lieferantenausfällen.
  • 70% erwarten in ihrem Segment Lieferengpässe im Weihnachtsgeschäft.
  • 43% der Händler haben zurzeit Personalmangel, bei 20% war/ist dadurch (oftmals) nur ein eingeschränkter Betrieb möglich.
  • Bei 44% aller Betriebe hat sich die Kapitalstruktur aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs deutlich verschlechtert (= weniger Eigenkapital).
  • Als größte Herausforderungen nennen die österreichischen Händler die enormen Kostensteigerungen in der Beschaffung und Logistik, Beschaffungsengpässe und Lieferverzögerungen im Einkauf sowie die hohen Energiekosten.

„Politik gefordert, Reformagenda auf den Weg zu bringen“

Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will sagt: „Die Ergebnisse unserer Befragung machen einmal mehr deutlich, welche gravierenden Folgen die Teuerungswelle auf den österreichischen Handel hat. Unsere Händler kämpfen mit sinkenden Umsätzen auf der Konsumentenseite und anhaltenden Liquiditätsproblemen infolge der Corona-Pandemie, gleichzeitig müssen sie massive Kostensteigerungen bei Strom, Gas, Mieten, im Einkauf und in der Logistik stemmen. Jeder zweite Betrieb rutscht dadurch auch heuer in die Verlustzone.“

Das Fazit aus der Branche und der Ausblick auf 2023 stimmen Will besorgt, wie er ausführt. Er appelliert an die politischen Entscheidungsträger, einen Flächenbrand zu verhindern: „Die große Herausforderung kommt erst 2023. Da werden alle Energiepreiserhöhungen bei den Konsumenten schlagend und die verfügbare Kaufkraft wird weiter sinken. 2022 ist trotz allem nur ein Vorgeschmack auf das, was 2023 durch die Indexanpassungen in den Verträgen noch kommen wird. Es besteht unmittelbarer Handlungsbedarf, ansonsten werden 14% aller österreichischen Händler, bis zu 6.000 Betriebe, ihre Geschäftstätigkeit bis Jahresende einstellen müssen.“

„Es muss eine ‚Reformagenda‘ rasch auf den Weg gebracht werden, anstatt ausschließlich mit Einmalzahlungen zu arbeiten. Wir fordern ein durchgängige Abgaben- und Gebührenreform sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten zur Entlastung der österreichischen Unternehmen. Eine Senkung der Mehrwertsteuer für Energie von 20% auf 10% sowie die Einführung eines Energiepreisdeckels für Betriebe müssen ebenso dringend umgesetzt werden, um die bevorstehende Kostenexplosion abzuwenden!“

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Kommentare (6)

  1. Und die nächste Angstmache, die vom HV kommt! Seit Beginn der Pandemie hab ich den Herrn W. nur raunzen hören und Angst und Schrecken verbreiten. Konkrete Vorschläge, wie es dem Handel besser gehen könnte, vermisst man. Glaubt Herr W. tatsächlich, dass eine Regierung das alles lösen kann? Vielleicht sollte er einmal die Ärmel hochkrempeln und sich selbst bei den Händlern sehen lassen, um ihnen unter die Arme zu greifen, als permanent zu heulen, sonst werden noch mehr der Händler w.o. geben. Ist ja nicht mehr auszuhalten, die Frust-Propaganda!

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  2. Weswegen ist der Strom auf einmal so Teuer?
    Unser Strom kommt doch großteils nicht von Gaskraftwerken sondern zu 75% aus erneuerbarer Quellen…

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  3. Die schlechteste Regierung aller Zeiten…..

    Wenn Menschen, die täglich zur Arbeit gehen, nicht mehr wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, ist das eine Schande für unser Land.“ Doch die Regierung unternehme nichts dagegen: „Elf Milliarden Euro Mehreinnahmen des Finanzministers durch die Teuerung. Warum wird ein Teil nicht wieder zurückgegeben?
    WAS FÜR EIN HAUFEN……

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    1. Was bitte haben die Auswirkungen der Corona- & Ukrainekrise mit unserer Regierung zu tun? Ich bin auch kein Fan von dieser, aber manche Leute machen es sich echt zu leicht oder leiden unter Realitätsverlust.

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    2. Die Pandemie hat den Staat so viel Geld gekostet, was glaubt Ihr wo das ganze Geld herkommt? Einfach drucken geht nicht. Deswegen werden nun wir alle über Umwege zur Kasse gebeten, um die Löcher zu füllen. Und wir alle bezahlen jetzt übrigens auch für alle die Unternehmen, die sich in der Pandemie eine goldene Nase verdient haben mit staatlichen Unterstützungen – obwohl sie diese gar nicht nötig gehabt hätten.

      Viele kritisieren, dass die Regierung nix tut gegen die Milliardengewinne, die die Energiekonzerne (Strom, Gas) gerade auf Kosten der Bürger einnehmen. Aber warum tut sie nichts? Weil diese Milliardengewinne natürlich auch Milliarden Steuern für die Staatskasse bedeuten.

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