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Freitag, 19. April 2024
„Deutliche Verluste aufgrund multipler Krisen“

HV: „Reformen – jetzt!“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 06.09.2022 | |  
Angesichts der hohen Inflation und des damit einhergehenden Kaufkraftverlustes, wiederholt der Handelsverband seine Forderung nach Reformen.

Laut Statistik Austria musste der österreichische Handel im zweiten Quartal 2022 einen inflationsbereinigten Umsatzrückgang von -3,3% hinnehmen. Starke Verluste gab es dabei auch im Elektro- und Möbelhandel. Wie der Handelsverband vorrechnet, zeigt der preisbereinigte Halbjahresvergleich 2022 (vs. 1. HJ 2021) für den gesamten Handel keine Umsatzveränderung. „Allerdings hatten die heimischen (Non-Food-)Handelsbetriebe im ersten Halbjahr 2021 bis zu 8 Lockdown-Wochen geschlossen. Daher wird hier tatsächlich ein dickes Minus verzeichnet“, so der Verband.

„Der Handel verzeichnete heuer im zweiten Quartal in fast allen Warengruppen deutliche Verluste aufgrund der multiplen Krisen, die einen massiven Kaufkraftrückgang ausgelöst haben. Das dickste Minus verzeichnet der Autohandel (-17,3%), bei dem die Umsätze in Q2 im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Fünftel eingebrochen sind. Für die Branche ist das ein Kahlschlag sondergleichen. Im Lebensmitteleinzelhandel zeigt das Minus von 5,1% deutlich, dass sich drei Viertel aller Menschen inflationsbedingt auf den Kauf günstiger Lebensmittel beschränken müssen“, bilanziert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

„Die neuesten Zahlen der Statistik Austria und das jüngste Konsumbarometer des Handelsverbandes bestätigen die dramatische Lage im Handel, auf die wir seit Monaten hinweisen. 83% der Bevölkerung bereitet die Teuerung große Sorgen. Bereits ein Viertel der Menschen hat Konsumschulden, ein Fünftel muss sich auf den Kauf lebensnotwendiger Güter beschränken. Die Verdoppelung der Insolvenzen ist ein erstes Resultat dieser Effekte. Wenn die Politik nicht rasch gegensteuert, droht 6.000 Handelsbetrieben bis Jahresende die Schließung“, wiederholt Will.

Investitionsstopp bei 60% der KMU Händler

Bereits jetzt sei klar, dass viele Geschäfte des nicht-lebensnotwendigen österreichischen Handels im dritten und vierten Quartal 2022 einen Überlebenskampf führen werden, so Will weiter. „Der Flächenschwund im Non-Food-Handel – minus 500.000 Quadratmeter in 2021 – wird sich heuer wegen der Energiekrise und der Teuerungswelle eklatant beschleunigen.“

Laut einer bundesweiten Befragung des Handelsverbandes werden im Gesamtjahr 2022 42% der österreichischen Händler aufgrund der explodierenden Kosten für Strom und Gas einen Verlust erwirtschaften, wobei insbesondere KMU-Betriebe betroffen seien. „60% der kleinen und mittelgroßen Handelsbetriebe haben bereits mit einem Investitionsstopp reagiert“, berichtet der Verband.

Online-Boom vorbei

Will ergänzt: „Selbst der Onlinehandel, unser Wachstumskaiser in der letzten Dekade und gallisches Dorf während des ersten Coronapandemie-Jahres, kommt inflationsbedingt ins Straucheln. Im zweiten Quartal 2022 sind die Umsätze hierzulande um -4,8% eingebrochen. Der eCommerce-Boom ist bis auf weiteres vorbei.

Die Forderungen des Handelsverbandes

Wils Fazit: „Die Energie-Krise, der Ukraine-Krieg, die höchste Inflationsrate seit 1975, der schwache Euro und die pandemiebedingten Kapazitätseinschränkungen in Asien stellen für den österreichischen Handel, der in Österreich 600.000 Mitarbeiter beschäftigt, eine existenzielle Bedrohung dar. Die Herausforderungen werden sich 2023 noch verstärken, wenn die Energiepreiserhöhungen bei den Konsumenten und Unternehmern voll schlagend werden und die verfügbare Kaufkraft weiter sinkt. 6.000 Händler geben an bis Jahresende zu schließen, daher braucht es eine zeitnahe politische Reaktion auf diese Ausnahmesituation, auch um Stadt- und Ortskerne zu erhalten.“

Der HV empfiehlt

  • Energiekostenzuschuss für alle Handelsbetriebe
  • Umfassende Arbeitsmarktreform, um dem Personalmangel entgegenzuwirken
  • Durchgängige Abgaben- und Gebührenreform (u.a. Abschaffung der Mietvertragsgebühr)
  • Weitere substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten zur Entlastung der österreichischen Unternehmen
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