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Samstag, 20. April 2024
Gute Auftragslage, jedoch große Unsicherheiten

FEEI fordert Einstufung der Elektro- und Elektronikindustrie als Schlüsselindustrie

Hintergrund | Julia Jamy | 16.09.2022 | |  
FEEI-GF Marion Witsch und Obmann Wolfgang Hesoun informierten darüber, wie die heimische Elektro- und Elekotronikindusitrie durch das vergangene Jahr gekommen ist. FEEI-GF Marion Witsch und Obmann Wolfgang Hesoun informierten darüber, wie die heimische Elektro- und Elekotronikindusitrie durch das vergangene Jahr gekommen ist. Steigende Energiekosten, Lieferkettenproblematik, Rohstoff- und Fachkräftemangel und der Krieg Russlands gegen die Ukraine belasten die heimischen Betriebe. Die Elektro- und Elektronikindustrie konnte 2021 dennoch ihre Standfestigkeit bewiesen. So konnte die EEI nicht nur ihre Produktion und den Umsatz steigern, sondern auch die Arbeitsplätze auf dem Vorkrisenniveau 2019 halten, wie der FEEI in seiner Jahrespressekonferenz erklärte.

Die EEI konnte 2021 ihre Produktion um 14,9 % auf 19,73 Mrd. Euro gegenüber dem Jahr 2020 steigern. Auffallend dabei sei, dass alle Sparten ein Plus verzeichnen. Auch der Dienstleistungsbereich der EEI erzielte ein Plus von 10,6 %. Die positive Entwicklung wirkt sich auch auf den Umsatz aus: Ein Zuwachs von über 28 % bei den Auftragseingängen generierte einen gesamten Branchenumsatz von über 22,7 Mrd. Euro oder plus 17,9 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sichert die EEI in Österreich rund 70.000 Arbeitsplätze (68.640, 2021) und ist damit wieder auf dem Vorkrisen-Niveau 2019.

„Diese erfreuliche Entwicklung ist der EEI aber nicht in den Schoß gefallen“, betont Marion Mitsch, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie, „wir stellen tagtäglich mit Fleiß und Knowhow unter Beweis, dass wir auch in schwierigen Zeiten als Wirtschaftsmotor Österreichs funktionieren und daher unverzichtbar sind.“

Positive Entwicklungen, dramatische Einschnitte

Der FEEI führte eine Blitzumfrage unter Unternehmen der EEI durch. So rechnen etwa zwei Drittel (63,1 %) aller Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern. Noch mehr (70,2 %) der befragten Unternehmen geben sogar an, dass die Umsätze auch 2022 weiter deutlich steigen werden. Ganz anders stellt sich die Lage der erwarteten Energie- und Rohstoffpreise unter dem Eindruck der Gas- und Lieferkettenkrise dar. Knapp drei Viertel der Unternehmen (73,7 %) leiden unter den Lieferschwierigkeiten, noch mehr (76,3 %) geben an, dass die in deren Folge gestiegenen Rohstoffpreise eine starke bzw. sehr starke Belastung darstellen. Die Situation werde durch die Lieferkettenkrise, den Bauteilmangel und den prekär gewordenen Fachkräftemangel verschärft.

Die Konsequenzen der Krise seien dramatisch. Die Firmen versuchten aufgrund der Lieferengpässe und verknappter Rohstoffsituation die Lieferketten zu diversifizieren (21,3 %) und arbeiten an Krisenplänen. Von fast 15 % wird eine Einschränkung der Produktion in Erwägung gezogen. „So sehr wir es uns alle wünschen würden, 2022 ebben die Herausforderungen nicht ab. Vielmehr gilt es heute – noch mehr als sonst – mit Bedacht und Weitsicht zu agieren, um eine Kostenflut oder nachhaltige Wettbewerbsnachteile am Weltmarkt zu verhindern. Die Auftragsbücher sind zwar voll, aber gestörte Lieferketten, unbestimmbar hohe Energiekosten und mangelnde Versorgungssicherheit für Energie, Rohstoffe und Basistechnologien schaden nicht nur der Industrie, sie können auch ungeahnte Auswirkungen auf das öffentliche Leben, die Güterversorgung, die öffentliche Sicherheit und somit auf jeden einzelnen haben“ sagt Obmann Wolfgang Hesoun, der daher mit Nachdruck eine Berücksichtigung der Elektro- und Elektronikindustrie als Schlüsselindustrie im Energielenkungsgesetz (EnLG) und den Detailregelungen zur Strompreis-Kompensation im Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz fordert. 

Ausblick

„Bei der EEI handelt es sich um eine Schlüsselindustrie für kritische Infrastrukturen. Nicht nur Telekommunikation und Stromversorgung, die von den Produkten der EEI direkt abhängig sind, sondern ausnahmslos jede Infrastruktur wäre von Produktionsengpässen der österreichischen EEI betroffen“, so Hesoun. „Ein Engpass an Ersatzteilen, etwa der Regeltechnik, könnte von heute auf morgen die Wasserversorgung einer ganzen Gemeinde lahmlegen. Man denke auch an Produkte der Medizintechnik, an Komponenten und Ersatzteile für die Gesundheitsversorgung. Auch der öffentliche und der Individualverkehr, kommen ohne einer produktiven EEI rasch zum Erliegen.“

Innerhalb von vier Monaten ist der Gaspreis auf mehr als das Vierfache angestiegen. Gegenüber dem Vorjahr sogar um mehr als das Zehnfache, wird in der Jahrespressekonferenz betont. Signifikantes Gassparen zur Kompensation sei in der EEI aber kurzfristig nahezu unmöglich. „Die EEI braucht unverzüglich einen verbindlichen, bundesweit gültigen Rechtsrahmen für einen freiwilligen Energieträgerwechsel. Die Voraussetzung dafür müssen unbürokratische Genehmigungen für den Umbau von Anlagen sein. Denn wer A sagt muss auch B sagen. Es kann von der Industrie nicht verlangt werden aus fossilen Energien auszusteigen und gleichzeitig keine realistische und zeitnahe Lösung vorzusehen “ sagt Hesoun.

Aus der Perspektive der zweiten Jahreshälfte 2021 würden die wirtschaftlichen Entwicklungen auf ein rasches Aufholen der Sachgüterproduktion auf Vor-Corona-Niveau hindeuten. Das veränderte Weltgeschehen, ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, habe die positive Ausgangslage sichtlich verschlechtert. Der FEEI geht zwar von einer guten Auftragslage für 2022 aus, sieht sich aber mit großen Unsicherheiten und Herausforderungen, wie Einschränkungen der Produktion, konfrontiert, die ohne tatkräftige Unterstützung der Politik und notwendige Rahmenbedingungen nicht zu meistern sind.

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