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Freitag, 19. April 2024
Alarmierendes Stimmungsbild

Gewerbe und Handwerk: „Stimmung ins Negative gekippt“

Hintergrund | Julia Jamy | 07.10.2022 | |  
„Das beherrschende Gefühl ist Machtlosigkeit. Die hohen Energiekosten ziehen vielen Betrieben den Boden weg“, so Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ. „Das beherrschende Gefühl ist Machtlosigkeit. Die hohen Energiekosten ziehen vielen Betrieben den Boden weg“, so Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ. Hohe Kosten für Energie und Materialien sowie der Mangel an Arbeitskräften drücken bei vielen Unternehmen auf die Stimmung, so auch im Gewerbe und Handwerk. Wie die jüngste Konjunktur-Umfrage von KMU Forschung Austria zeigt, ist die Stimmung ins Negative gekippt.

Ein alarmierendes Stimmungsbild kommt aus dem Gewerbe und Handwerk. Die jüngste Konjunktur-Umfrage von KMU Forschung Austria zeigt: Die Stimmung ist ins Negative gekippt. Demnach gingen schon im ersten Halbjahr 2022 die Umsätze bzw. Auftragseingänge mengenmäßig (real) um 4 Prozent zurück. Von einer Erholung von der Corona-Pandemie könne nun keine Rede mehr sein: Für das vierte Quartal 2022 dominiere bereits Pessimismus.

„Die Kurve zeigt deutlich nach unten – bei den konsumnahen Branchen ebenso wie bei jenen, die den Baubereich umfassen. Besonders pessimistisch sind derzeit neben dem Baugewerbe das Bauhilfsgewerbe, die Fahrzeugtechnik und der Holzbau eingestellt“, sagte Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria.Für das vierte Quartal erwarten jetzt nur noch 22 Prozent der befragten Unternehmen eine positive Geschäftsentwicklung, der Saldo ist negativ.

Wie die Studie zeigt, steckt in den konsumnahen Branchen die Umsatzentwicklung nach Corona weiterhin im negativen Bereich fest: Im dritten Quartal 2022 konnten nur 20 Prozent der Betriebe ihre Umsätze steigern. Für 32 Prozent gab es Rückgänge, bei 48 Prozent stagnierten die Zahlen. Insgesamt verzeichnen in Summe 80 Prozent der Gewerbe- und Handwerksbetriebe reale Umsatzverluste.

Große Sorge

„Das beherrschende Gefühl ist Machtlosigkeit. Die hohen Energiekosten ziehen vielen Betrieben den Boden weg“, sagte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ, am Dienstag bei einem Pressegespräch: „Unternehmer wollen Herausforderungen aktiv in Angriff nehmen. Jetzt fühlen sie sich wie ein Spielball von Entwicklungen, die sie selbst nicht in der Hand haben.“

Viele Betriebe würden bereits kalkulieren, ab wann sie den Betrieb schließen müssen, um nicht dauerhaft in die Verlustzone zu rutschen oder sogar zahlungsunfähig zu werden. „Wir machen uns große Sorgen, dass viele still und ohne großes Aufsehen zusperren. Und einmal weg heißt: für immer weg“, so Scheichelbauer-Schuster.

In vielen Betrieben sei die finanzielle Decke nach der Corona-Pandemie zu dünn, um die Kosten selbst zu stemmen. Dass sie diese nicht einfach weiterverrechnen können, sei auch an steigenden Insolvenzzahlen zu erkennen. „Wir brauchen europäische Notfallinstrumente, die die Strom- und Gaspreise dauerhaft runterbringen und unternehmerisches Handeln in Europa wieder möglich machen“, forderte Scheichelbauer-Schuster. Zur Sicherung der Liquidität in den Unternehmen wären mit einem dauerhaften Verlustrücktrag und staatlich besicherten Kreditgarantien Instrumente verfügbar, die sich schon in der Corona-Pandemie bewährt hätten – ebenso wie die Kurzarbeit.

Zudem appelliert Scheichelbauer-Schuster an die öffentliche Hand, die Krise nicht durch das Zurückhalten von Investitionen weiter zu verschärfen, sondern gerade jetzt vermehrt Aufträge zu vergeben.„Wir haben im Gewerbe und Handwerk eine besonders enge Bindung zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In Zeiten des Arbeitskräftemangels hat es für uns allerhöchste Priorität, unser Personal im Betrieb halten zu können“, so Scheichelbauer-Schuster.

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