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Freitag, 26. April 2024
Telekom-Kommentar E&W10/2022

Der langwierige Wechsel zu 5G

Dominik Schebach | 09.10.2022 | Bilder | |  Meinung
Seit 2019 ist der Mobilfunkstandard 5G in Österreich im kommerziellen Betrieb. Jetzt hat Drei die Aktivierung von 5G+ verkündet. Sprich, auch 5G entwickelt sich weiter. Die Leistungsfähigkeit wird höher, die verfügbaren Bandbreiten größer und neue Funktionen erlauben zusätzliche Services. Es zeigt sich aber auch, dass die Endkunden bei 5G-Smartphones noch recht zurückhaltend sind.

Nach Informationen von Magenta nutzen bisher nur 9 % der Kunden 5G-fähige Smartphones mit entsprechenden Verträgen. Das hängt offensichtlich damit zusammen, dass die meisten 5G-Smartphones eindeutig im Highend angesiedelt sind. Vielen Endkunden sind diese Endgeräte schlicht zu teuer, gleichzeitig bieten sie für ihre typischen Anwendungen zu wenig Nutzen.

Nur für die 4G-Mobilfunknetze wird es langsam eng. Nimmt man sich den jüngsten RTR Telekom Monitor für das Q1 / 2022 her, dann bleibt die Anzahl der Breitbandanschlüsse – einschließlich der Smartphones – relativ konstant. Die hat sich grob bei 13 Millionen eingependelt: 2,6 Millionen werden über Glasfaser / Kabel / Festnetz realisiert und 10,6 Millionen über Mobilfunk. Der Datenkonsum stieg gegenüber dem Vorquartal im 1. Quartal 2022 allerdings um rund 4 % von 2.291 Petabyte auf insgesamt 2.386 Petabyte. 1.484 Petabyte wurden im 1. Quartal über Festnetz konsumiert, 902 Petabyte über Mobilnetze. Der Grund dafür ist einfach: Die Menschen nutzen digitale Services häufiger, länger und praktisch überall. Einige Dienste wie hochauflösende Filme, Virtual Reality-Apps oder Social Media treiben den Bedarf besonders stark und ein Ende des Trends ist nicht abzusehen. Damit kommt es aber in einzelnen Mobilfunkzellen schon einmal zu Überlastungen, wenn sehr viele User gleichzeitig auf das Netz zugreifen. Das bedeutet für die Mobilfunker, dass sie ihre Endkunden eher früher als später auf die neue Mobilfunk-Entwicklungsstufe heben müssen, damit sie diese Unmengen an Daten auch transportieren können. Schließlich können mit 5G ungleich mehr Endgeräte in einer Zelle versorgt werden. Dass Magenta nun ein kostengünstiges 5G-Smartphone einführt, passt da ins Bild.

Das mag die Preisproblematik lindern, ich fürchte allerdings, dass sich viele Kunden weiterhin nur sehr träge in Richtung 5G bewegen werden. Ich möchte hier auf eine Studie aus dem Februar diesen Jahres verweisen: So kommt eine Untersuchung des Kreditversicherers Euler Hermes zum weltweiten Smartphone-Markt zu dem Ergebnis, dass die Kunden in Westeuropa (mit Stand Ende 2021) ihre Smartphones im Schnitt alle 40 Monate tauschen. Ein Ergebnis, das durch die stagnierenden oder rückläufigen Produktionszahlen von Endgeräten weltweit (-9% im Q2/2022) gestützt wird. Die Smartphones wurden in den vergangenen Jahren so gut und hochwertig, dass viele Konsumenten diese ohne weiteres länger nutzen können – und wollen. Das bringt nicht nur viele Erzeuger unter Druck, auch der Handel muss sich etwas überlegen. Ein Ausweg ist die Dienstleistung rund ums Mobiltelefon zu forcieren. Reparaturen und Garantieverlängerungen werden für den Handel immer wichtigere Tools, um mit den Kunden in Kontakt zu bleiben, und ihn beizeiten ins 5G-Zeitalter zu begleiten. Das ist fordernd – auf eine 5G-Killerapplikation zu warten, welche die Kunden ins Geschäft treibt, ist aber auf jeden Fall der falsche Weg.

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