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Donnerstag, 25. April 2024
Angst bei kleinen Anbietern vor steigenden Netzkosten

ISPA kritisiert Ende der Zugangsregelung für Netzinfrastruktur

Telekom | Dominik Schebach | 13.10.2022 | | 1  
Der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur schreitet voran. Nun aber befürchten die kleineren ISPs, dass sie den Zugang zum Netz finanziell nicht mehr stemmen können. Der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur schreitet voran. Nun aber befürchten die kleineren ISPs, dass sie den Zugang zum Netz finanziell nicht mehr stemmen können. (© schebach) Kommt es zu einem Umbruch auf dem Breitbandmarkt? Zumindest der ISPA, die Vereinigung der Internet Service Provider Österreichs, schwant nichts Gutes. Denn seit 10. Oktober ist die A1 Telekom Austria nicht mehr verpflichtet, anderen Netzbetreibern Zugang zu ihrer Netzinfrastruktur zu gewähren. Die ISPA fürchtet deswegen um die Existenz der kleinen Provider, die A1 sieht dagegen eine marktwirtschaftliche Öffnung des stark regulierten Breitbandmarktes.

„Für einige Anbieter wird sich das Geschäft in Zukunft schlicht nicht mehr rechnen“, fürchtet Harald Kapper, Präsident des Dachverbands der österreichischen Internetwirtschaft ISPA . „Massive Preissteigerungen zu Gunsten der A1 sind mit diesen Regulierungsferien behördlich genehmigt.“ Viele Anbieter stehen nun vor der Frage, wie sie neben der bereits allgemeinen Kostensteigerung nun auch noch für höhere Entgelte zur Nutzung der Netzinfrastruktur der Telekom Austria aufkommen sollen.

Der Hintergrund: Bisher musste die A1 wegen ihrer marktbeherrschenden Stellung alternativen Internetanbietern Zugang zu ihrer bundesweiten Netzinfrastruktur gewährleisten. Dafür erhielt der Betreiber ein durch die Regulierungsbehörde festgelegtes Entgelt. Damit können kleine Internet Service Provider ihre Zugänge auch dort anbieten, wo sie über kein eigenes Netz verfügen. Damit sollte auch der Wettbewerb und die Produktvielfalt am österreichischen Breitbandmarkt gesichert werden. Diese Regulierung bestand seit Einführung der Liberalisierung des Zugangsmarktes Ende der 90er-Jahre.

Weniger Auswahl?

Kapper sieht nun die gesamte Branche gefährdet. „Zwar bietet A1 Telekom Austria weiterhin Zugang zu ihrer Infrastruktur an, nun aber zu Konditionen, die sich gerade für kleinere Anbieter häufig nicht rechnen. Es ist daher leider zu befürchten, dass in den kommenden Jahren zahlreiche kleine und mittelgroße Anbieter, die den österreichischen Breitbandmarkt über Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt haben, den Markt nicht mehr bearbeiten können“, so der ISPA-Präsident. „Die Folgen werden auch die Kundinnen und Kunden zu spüren bekommen, da die Preise nun empfindlich steigen werden und gleichzeitig mit weniger Auswahl zu rechnen ist.“

Bei der Regulierungsbehörde argumentiert man die Aufhebung der Regulierungsmaßnahmen mit den notwendigen Anreizen, damit A1 in die eigene Glasfaserinfrastruktur investiere. Für die ISPA sind diese Argument nicht nachvollziehbar: Schließlich betrage der Marktanteil der A1 am Festnetzmarkt weiterhin bei weit über 50%. Zudem sei die A1 in der Vergangenheit laut ISPA der größte Nutznießer von öffentlichen Förderungen gewesen.  „Diese wurden jedoch leider zu oft in veraltete Kupferinfrastruktur anstelle neuer Glasfaserinfrastruktur investiert. Dass dies nun als Anlass dafür genommen wird, um den Rest des Marktes vor zusätzliche Herausforderungen zu stellen ist für uns als Dachverband der österreichischen Internetwirtschaft schlicht nicht nachvollziehbar, umso mehr da der Glasfaserausbau in Österreich längst durch zahlreiche andere Unternehmen wahrgenommen wird, die dafür Milliarden investieren“, erklärte ISPA-Generalsekretär Stefan Ebenberger kritisch.

Marktwirtschaftliche Öffnung

Ganz anders sieht man die Situation bei A1. Der Betreiber betont seine Rolle beim Glasfaserausbau und die Kooperationen mit Partnern in ganz Österreich. „Wir begrüßen die Entscheidung der RTR, den bisher stark regulierten Breitband-Markt marktwirtschaftlich zu öffnen.  Damit sind die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das Glasfasernetz noch schneller und effizienter in ganz Österreich ausgebaut werden kann. A1 investiert bereits jährlich rund eine halbe Milliarde Euro in die digitale Infrastruktur. Die Entscheidung ermöglicht Kooperationen mit Partnern und Service Anbietern in ganz Österreich und damit eine optimale gemeinsame Nutzung des A1 Glasfasernetzes. Unser Ziel ist es, das größte Glasfasernetz Österreichs schnell und möglichst flächendeckend auszubauen, damit Alle von den digitalen Möglichkeiten profitieren“, erklärte dazu ein Sprecher von A1 gegenüber elektro.at.

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Kommentare (1)

  1. 2.588.000 aktive stationäre Internetanschlüsse (DSL, Kabel, FTTH usw., lt. RTR-IM 1.Qu.22) gibt es in Österreich,
    davon entfallen auf A1 insgesamt 1.339.000 Anschlüsse (51,7 %).
    2.528.000 aktive stationäre Internetanschlüsse (DSL, Kabel,FTTH usw., lt.RTR-IM 1.Qu.17) waren es vor 5 Jahren, davon A1 insgesamt 1.480.400 Anschlüsse (58,6 %).

    Breitbandmilliarde, Übernahme von Tele2 durch Hutchison, Übernahme von UPC durch T-Mobile und ein
    Bevölkerungszuwachs vom mehr als 246.000 haben gerade einmal für 60.000 zusätzliche stationäre Internetanschlüsse in den letzten 5 Jahren gesorgt. Kann es sein das gerade die Regulierung für A1 und die Abschottung der div. Kabelnetze dafür mitverantwortlich ist ? Warum setzt sich die ISPA nicht dafür ein
    das z.B. Magenta (Miteigentümer Stadt Wien) usw. ihre Netze zu den gleichen Bedingungen wie A1 öffnen muss ?
    mfg

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