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Freitag, 29. März 2024
Handelsverband, Österreichische Post & Unito Group ziehen Resümee

Minus im Onlinehandel – erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 18.11.2022 | |  Wissen
Mit der „E-Commerce-Landkarte“ von Handelsverband und Post sollen Händler einen kompakten Überblick zu österreichischen Dienstleistern im Onlinehandel erhalten. Mit der „E-Commerce-Landkarte“ von Handelsverband und Post sollen Händler einen kompakten Überblick zu österreichischen Dienstleistern im Onlinehandel erhalten. Letztes Jahr, also 2021, durfte sich der österreichische Onlinehandel noch über ein Plus von 10% freuen, heuer sieht die Situation anders aus: Der Handelsverband und Kreutzer, Fischer & Partner erwarten im Gesamtjahr 2022 einzelhandelsrelevante Online-Ausgaben von rund 8,5 Milliarden Euro. Das entspräche erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt einem realen Minus von 3%. Der Onlineanteil an den gesamten einzelhandelsrelevanten Ausgaben würde demnach von 11,9% im Jahr 2021 auf 11,6% schrumpfen.

Der österreichische Onlinehandel durfte sich 2021 über ein Allzeit-Ausgabenhoch freuen. Erstmals konnte bei den privaten Haushaltsausgaben (ohne KFZ-Handel) die Marke von 8,315 Milliarden Euro geknackt werden (+10%). Heuer ist alles anders: Allein im 2. Quartal 2022 sind die E-Commerce-Umsätze hierzulande laut Statistik Austria inflationsbereinigt um -4,8% zurückgegangen. Für das Gesamtjahr 2022 erwarten der Handelsverband und Kreutzer, Fischer & Partner einzelhandelsrelevante Online-Ausgaben von rund 8,5 Milliarden Euro – und damit „erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt ein reales Minus von -3%“, sagt Handelsverband GF Rainer Will. Die Onlinequote im Bereich der einzelhandelsrelevanten Ausgaben wird von 11,9% im Jahr 2021 auf 11,6% schrumpfen.

Substanzielle Anteilsgewinne sind lediglich im Bereich Health Care, Körperpflege und Kosmetik zu erwarten, ein moderates Plus wird es bei Elektrogeräten & IT sowie Druckwerken geben. Rückläufig entwickle sich der E-Commerce heuer insbesondere bei Mode- und Sportartikel, wie Will ausführt. „So fällt beispielsweise die Onlinequote im Bekleidungssegment von 30% auf 25%, bei Sportartikel von 18% auf 16%. Der Onlinehandel kämpft aber nicht nur mit stagnierenden Umsatzzahlen, sondern auch mit der hohen Inflation (zuletzt +11%), Personalmangel (44%) sowie explodierenden Energie- und Logistikkosten.“

Zahl der aktiven österreichischen Webshops steigt auf über 9.000

Laut Will gibt es aber auch eine positive Nachricht: „Trotz aller Herausforderungen und multipler Krisen – immerhin muss der heimische Onlinehandel erstmals in seiner Geschichte heuer ein reales Umsatzminus verkraften – setzen immer mehr heimische Händler auf die Digitalisierung. Mittlerweile gibt es 9.000 heimische Webshops. 84% aller Einzelhandelsunternehmen des Landes haben eine eigene Website, um digital auffindbar zu sein und mehr als 35% verkaufen via Internet erfolgreich – auch Cross-Border. Die österreichischen Webshops erwirtschaften damit einen Brutto-Jahresumsatz von 4,8 Milliarden Euro„, bilanziert Will.

1.930 Euro pro Kopf-Ausgaben im Internet

Laut KMU Forschung Austria ist die Zahl der Online-Shopper in Österreich zuletzt auf 5,4 Millionen angestiegen (+3% im Vergleich zu 2021). Die durchschnittlichen E-Commerce-Ausgaben der Österreicher liegen aktuell pro Kopf bei 1.930 Euro im Jahr. Die Top-Warengruppen sind Bekleidung/Textilien, Elektro sowie Möbel/Deko.

72% kämpfen mit Lieferverzögerungen – Entspannung in Sicht

Wie auch der HV berichtet (und sich dabei auf eine Händlerbefragung bezieht), hat sich die Lage in puncto Lieferverzögerungen und -engpässe im Vergleich zum Vorjahr ganz leicht entspannt. Allerdings: „Aktuell kämpfen immer noch 72% der heimischen Online- und Omnichannel-Händler mit Lieferverzögerungen und Lieferantenausfällen. Knapp zwei Drittel (65%) erwarten in ihrem Segment Lieferengpässe im Weihnachtsgeschäft. Die Verbraucher sind daher gut beraten, ihre Weihnachtsgeschenke möglichst frühzeitig zu besorgen“, sagt Will.

Black Friday : 77% kaufen am 25.11. schon Geschenke

Über den Black Friday (25.11.2022) und den Cyber Monday (28.11.2022) weiß der HV folgendes zu berichten: „Heuer planen mehr als drei Viertel der Österreicher (77%), diese Sondereinkaufstage zu nutzen, um erste Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die heimischen Konsumenten werden in der Black Friday-und Cyber Monday-Woche 2022 im Schnitt 297 Euro ausgeben – exakt gleich viel wie schon im Vorjahr. Insgesamt bedeutet das einen bundesweiten Handelsumsatz von rund 450 Millionen Euro.“

„Zwei unglaublich gute Jahre“

Harald Gutschi, Vizepräsident des Handelsverbandes und Geschäftsführer der Unito/Otto Gruppe sagt: „Der Onlinehandel hatte mit 2020 und 2021 zwei unglaublich gute Jahre. Definitiv kann man es jetzt zwar noch nicht sagen, aber 2022 wird auf dem Online-Markt wahrscheinlich mit einer Stagnation oder einem Rückgang beendet werden. Es ist eine komplett normale Entwicklung, dass es nach zwei Jahren, in denen der Onlinehandel wie verrückt gewachsen ist, ein Jahr stagniert oder wieder runtergeht. Für 2023 bin ich sehr optimistisch und rechne mit einer normalen Entwicklung mit 5% bis 8% Online-Wachstum und E-Commerce-Umsätzen sehr deutlich über Vor-Pandemie-Niveau. Momentan wird im Non-Food-Bereich jeder fünfte Euro im Onlinehandel ausgegeben, perspektivisch in drei bis fünf Jahren wird es jeder dritte Euro sein“, so Gutschi.

B2C Paketvolumen bewegt sich auf hohem Niveau des Vorjahres

Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft stellt sich auch Jahr für Jahr die Frage nach der Entwicklung des Paketvolumens im B2C-Bereich. „Dieses kannte in der letzten Dekade nur eine Richtung: steil nach oben. 2021 wurden in Österreich laut Branchenradar.com insgesamt mehr als 139 Millionen Pakete an Privathaushalte zugestellt. DasB2C-Paketvolumen bewegt sich auch 2022 auf dem hohen Niveau des Vorjahres“, so Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik der Österreichischen Post AG, und weiter: „In den letzten beiden Pandemiejahren sind unsere Paketmengen lockdownbedingt um 40% auf 184 Millionen Pakete angestiegen. Mittlerweile haben sich die Zahlen auf einem hohen Niveau eingependelt. Wir rechnen heuer mit einem Volumen auf Vorjahresniveau.“

„E-Commerce-Landkarte Österreich 2023″

Handelsverband, Post und Unito stellten erstmals die sogenannte „eCommerce-Landkarte Ös-terreich 2023″ mit den 160 führenden heimischen eCommerce-Dienstleistern vor. Die Karte deckt 11 zentrale Bereiche des Onlinehandels ab: Shop-Systeme; Shop-Verzeichnisse; Marktplätze & Plattfor-men; Payment; Bonität, Identität & Loyalty; Fulfillment; Zustellung; Analytics; Kundenservice; Gütesiegel & Rechtssicherheit sowie Enterprise & B2B Partner. Sie soll den Händlern einen kompakten Überblick über das österreichische Ökosystem Onlinehandel geben und die wichtigsten Player abbilden.

Die gemeinsam von Post und Handelsverband erstellte Karte soll regelmäßig aktualisiert und weiterentwickelt werden. Dienstleister haben die Möglichkeit, sich und ihre Leistungen in kommenden Ausgaben der „eCommerce-Landkarte Österreich“ zu verorten.

Umundum meint abschließend: „Wir wollen die Österreich-Quote im E-Commerce anheben. Damit der heimische Handel stärker von den hohen Paketmengen profitiert, haben wir gemeinsam mit dem Handelsverband die eCommerce-Landkarte ins Leben gerufen. Händler erhalten damit einen kompakten Überblick zu rot-weiß-roten Dienstleistern im Onlinehandel.“

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