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Mittwoch, 24. April 2024
Alles andere als normal

Skurriles für Könner und Anfänger

Über den Rand | Stefanie Bruckbauer | 27.11.2022 | Bilder | |  Meinung
Jeder ist mal genervt oder gelangweilt vom eigenen Job und spielt sich in Gedanken mit anderen, neuen und vielleicht sogar außergewöhnlichen Berufen. Aber wie skurril darf es sein?

Im Zuge der Recherche zu einem meiner letzten Kommentare stieß ich auf einen Beruf, der immer gefragter wird, den ich bis dahin aber nicht kannte – ich spreche vom sogenannten „Feelgood Manager“. Für mich klang das zunächst nach Eitel, Wonne, Sonnenschein und nach einem Sprung ins bunte Bällebad und ganz so weit entfernt von der Realität, lag ich mit meiner Ersteinschätzung gar nicht.

Um Personal in Zeiten wie diesen zu finden und zu binden wird ein Aspekt immer wichtiger: Die Mitarbeiter müssen sich rundum wohlfühlen und dafür soll eben der „Feelgood Manager“ hauptberuflich sorgen. Dieser muss nicht im Clownkostüm durch die Firma hüpfen, Scherze machen und Witze reißen, sondern soll identifizieren, was Mitarbeiter brauchen und daraufhin Maßnahmen planen, um ihre Bedürfnisse im Unternehmen zu verwirklichen. Erlaubt ist alles, was die Mitarbeiter glücklicher macht – je mehr Kreativität und Ideenreichtum, desto besser. Also vielleicht doch ein Clownkostüm?

Das Prinzip hinter Feel Good Management (FGM) ist einfach: Wer glücklich ist, arbeitet besser. Und Experten sind sich einig: Schon bald wird es zu einer Selbstverständlichkeit, den eigenen Mitarbeitern – abseits der Gehaltserhöhung – etwas Gutes zu tun. Unternehmen brauchen ein durchdachtes „Wohlfühlmanagement“, um attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben, heißt es.

Eng verwandt mit dem „Feelgood Manager“ ist übrigens der „Happiness Manager„. Die einen sagen, das ist dasselbe. Die anderen sagen, der Happiness Manager kümmert sich nicht direkt um das „Glück der Angestellten“, sondern viel mehr um das „Wohlbefinden am Arbeitsplatz“ insgesamt, wobei sich hier viel um die Unternehmenskultur und um effizientes Arbeiten dreht. Laut Definition zählen zu den Aufgaben des „Happiness Managers“ hauptsächlich die Verwaltung und die Versorgung des Teams, sowie das Office Management oder auch die Organisation von Team-Events.

Da muss es mehr geben

Definitiv ein außergewöhnlicher Job! Doch da gibt es noch viel mehr – vor allem viel mehr Skurriles! Zu den skurrilsten Jobs, von denen man hört, zählt beispielsweise der „Wurmfänger“ oder auch „Wurmsammler“. Solche Leute werden vornehmlich in Kanada gesucht und zwar weil in Kanada viel gefischt wird und weil man beim Fischen oft Würmer braucht. Wie gut, dass es da die Wurmfänger gibt, die den Fischern die Arbeit abnehmen und nach den Tierchen suchen. Dabei zählt die schiere Masse: Etwa vier Cent pro Wurm zahlen Abnehmer in Kanada den Wurmfängern. Fündig werden diese auf Feldern, am besten ist die Wurmernte wenn es regnet, wissen Insider.

Ähnlich schräg ist der Beruf des „Golfballtauchers“. Es gibt kaum Golfplätze auf dieser Welt, wo sich zwischen den grünen Flächen nicht irgendwo ein – zumindest kleines – Gewässer befindet. Diese ziehen Golfbälle wie magisch an, und öfter als man denkt, landet so mancher Querschläger im Nass. Schade drum, denn Golfbälle sind nicht billig, aber selbst reinspringen möchte man auch nicht (immerhin war auch das Golfoutfit nicht gerade ein Schnäppchen). Der Ball wäre auf immer und ewig im Nass verschollen, gäbe es da nicht den Golfballtaucher, der – wie schon sein Name sagt – die versenkten Golfbälle wieder heraufholt. Dafür wirft er sich in eine Taucherausrüstung und begibt sich auf die Suche nach all den fehlgeleiteten Wurfgeschossen.

Der Beruf Golfballtaucher kommt – wie sollte es anders sein – aus den USA, hat sich mittlerweile aber auch in anderen Ländern ausgebreitet. Die Geschäftsidee funktioniert folgendermaßen: Der Golfballtaucher ist sozusagen selbstständig als Ich-AG tätig und fragt bei einem Golfplatz an, ob er dort tauchen gehen darf. Da er die gefundenen und heraufgetauchten Bälle selbst behält, säubert und anschließend auf eigene Faust meist via Internet wieder weiterverkauft, zahlt er dem Golfplatzbesitzer pro empor getauchtem Golfball einen geringen Obolus. Neben dem Verkauf der Golfbälle an Endkunden, gibt es mittlerweile auch Online-Portale, die gebrauchte Golfbälle von Tauchern ankaufen, diese selbst säubern und dann weiterverkaufen.

Eng verwandt mit dem Beruf des Golfballtauchers ist übrigens der „Fahrrad-Fischer“, der vorwiegend (eigentlich ausnahmslos soweit ich weiß) in Amsterdam tätig ist, wo pro Jahr rund 15.000 (!) Fahrräder im Wasser landen. Die Fahrrad-Fischer schippern durch die zahlreichen Kanäle Amsterdams und befreien selbige von den Drahteseln, von denen ein Teil durch den Wind einfach reingefallen ist, ein Großteil aber wohl von Leuten stammt, die nach einer durchzechten Nacht ihr Rad einfach ins Wasser schmeißen. Die Räder werden nach dem Rausfischen aber nicht einfach irgendwo zum Verrotten hingelegt, nein, die Holländer machen einfach Getränkedosen daraus.

Skurril und obendrein irgendwie ziemlich grauslig ist der Beruf eines „Body Farmers“. Dieser arbeitet auf einer „Body Farm“, einem Freiluft-Gelände, das allerdings überhaupt nichts mit idyllischen Bauerhöfen zu tun hat. Auf einer Body Farm finden wissenschaftliche Studien statt und zwar über Verwesungsprozesse von Leichen. U.a. Rechtsmediziner untersuchen dort, wie sich die Körper nach dem Tod verändern, beeinflusst von Todesart, Alter, Geschlecht, Witterung oder Leichenlagerung, etc. Mit diesem Wissen soll sich so mancher Mordfall aufklären lassen.

Die sogenannten „Body Farmer“, also die Angestellten der Body Farmen, müssen die Leichen hinausbringen und in verschiedenen Positionen arrangieren. Sie vergraben die sterblichen Überreste im Schlamm, balsamieren sie ein oder verstecken sie im Kofferraum eines Autos. Nachdem Studenten und Forscher die verwesenden Körper inspiziert haben, wird aufgeräumt. Übrigens: Die Verstorbenen spenden ihren Körper der Wissenschaft freiwillig, niemand landet unfreiwillig als Versuchsleiche auf so einer Body Farm.

In Teig gebackenes Glück

Aber weg von den Grausligkeiten und hin zu schöneren Themen, wie zB der Poesie: All jene, die gerne schreiben, können ihre Talente neu einsetzen und „Glückskeks-Texter“ werden. Viele Glückkekshersteller – darunter der größte der Welt: Wonton Food – suchen immer wieder nach Textern, die die Datenbank mit neuen Glückskekssprüchen füllen.

Glückskeks-Texter haben es allerdings nicht leicht. Erstens gibt es schon zigtausend Glückkekstexte und es gilt, immer wieder neue zu erfinden. Dabei muss man sich kurz halten – die Gesamtzahl der Wörter, aus denen so eine Glückskeksnachricht besteht, sollte 20 nicht überschreiten. Und mit einer so geringen Anzahl von Wörtern eine fantasievolle, wenn geht sinnvo

Damit reinigten professionelle Ohrenputzer früher die Gehörgänge ihrer Kunden. (Berufe dieser Welt)

lle und noch dazu aussagekräftige Botschaft zu formulieren, kann durchaus herausfordernd sein. Wenn ich mir meine Glückskeks-Zettel-Sammlung so ansehe (ich liebe Glückskekse, für mich die in Keksteig eingebackene pure Essenz tiefster Philosophie, und ich glaube, dass es Unglück bringt, die kleinen Zettelchen wegzuschmeißen), dürften da manchmal eher nur semi-talentierte Texter am Werk gewesen sein. Ich weiß bis heute nicht was „besondere Berührungen wurden im Hinblick auf dich geplant“ bedeutet, bzw. warte bis heute darauf, dass mich „der Reichtum überschwemmt“. Schön ist allerdings zu wissen, dass „ich mir über meine Zukunft keine Gedanken machen muss“, dass „ich eine glückliche Hand habe“ und „ein unbeschwertes langes Leben führen werde“. 🙂

Wir bleiben noch kurz im Land der aufgehenden Sonne (von dort kommen die Glückskekse nämlich ursprünglich her). Dort (und auch in China, Indien, Bangladesch sowie in Teilen Afrikas) greift man nämlich nicht wie hierzulande selbst zum Wattestäbchen, um den Gehörgang zu reinigen, sondern man geht zum sogenannten „Ohrenputzer“. Die Vertreter dieses langsam aussterbenden Berufes bieten ihren Service auf öffentlichen Plätzen an. Das Ohrenschmalz wird mit einem speziellen Besteck fingerfertig entfernt. Im Anschluss daran gibt es auch noch andere Ohren-Services, wie zB eine entspannende Ohrläppchen-Massage.

Ein Knochenjob

Wenn kleine Kinder im Dunklen Erschrecken spielen, dann ist das eine spaßige Angelegenheit. Doch im echten Leben ein gruseliger „Erschrecker“ zu sein, ist ein echter Knochenjob. Man muss körperlich fit sein, im Dunklen arbeiten können und viiiel Motivation mitbringen, um von morgens bis abends wildfremde Leute zu erschrecken. Professionelle Erschrecker findet man gewöhnlicherweise in Geisterbahnen, Gruselkabinetts und ähnlichen Etablissements. Dort stehen sie meist übelst hergerichtet zwischen Grusel-Equipment, warten (oft auch länger) bis jemand kommt und springen – wenn es soweit ist – auf die Besucher los, um diese (was sonst?) zu erschrecken. That’s it!

Handarbeit

Was für die meisten Menschen ein ekliges Abenteuer ist, ist für manch einen ein ganz normaler Beruf: Es geht um das Besamen einer Kuh. Diese sogenannten „Kuh-Besamer“ haben ihren Arm (zumindest bis zum Ellenbogen) rund 30 Mal am Tag im Rektum einer Kuh stecken und führen mit der anderen Hand die Befruchtung durch und wenn alles gut geht, erblickt circa neun Monate später ein gesundes Kalb das Licht der Welt.

„Kuh-Besamer“ haben ihren Arm (zumindest bis zum Ellenbogen) rund 30 Mal am Tag im Rektum einer Kuh stecken.

Im Hintergrund dieser „Handarbeit“ steckt viel Hightech. So zeigen spezielle Computerprogramme, wann die Kuh fruchtbar ist und ermitteln den passenden Bullen für die Herdenzucht. Die Kuhbesitzer können auch Wünsche äußern, welche Sorte Bulle sie haben wollen. Hat die Kuh zum Beispiel eher kurze Beine, soll der Bulle im besten Fall lange Beine haben, damit es sich beim Kalb wieder halbwegs ausgleicht. Der Samen wird im 196-Grad-kalten Flüssigstickstoff tiefgefroren, bis er zum Einsatz gebracht wird – und hier kommt dann der Kuh-Besamer ins Spiel. Der 20-jährige Pascal Kilian-Neese ist zum Beispiel ein solcher professioneller Besamer. Er sagt über seinen Beruf: „Es ist überraschend heiß im Hintern der Kuh.“

Wir bleiben im Tierreich. Wem die Rinderbesamung etwas zu intim ist, könnte vielleicht besser „Hühner-Sexer“ werden. Ja, diesen Beruf (bzw. diese Berufsbezeichnung) gibt es wirklich und es geht darum auf die Schnelle zu checken, ob ein Hühnerküken männlich oder weiblich ist. Auch den „Elefanten-Sperma-Entnehmer“ gibt es, weil künstliche Befruchtung ebenso Dickhäuter etwas angeht, und auch als „Lebende Vogelscheuche“ kann man sein Berufsleben verbringen. Diese – auch „Bird Controller“ genannten – Personen arbeiten in den allermeisten Fällen auf Flughäfen und haben die Aufgabe Vögel von Flugzeugen fernzuhalten. Auf Deutsch klingt dieser Beruf übrigens weitaus weniger aufregend, da sagt man nämlich „Fachkraft für biologische Flugsicherheit“.

Die Liste der skurrilen Berufe ließe sich noch lange fortsetzen. Es gibt Apfel-Etikettierer (jeder kennt die lästigen Mini-Patches, die hartnäckig auf Äpfeln kleben, klar, dass die vorher jemand dort anbringen muss), es gibt Schlangenmelker, Lego-Bauer, Kokosnuss-Sicherheitsbeauftragte, Lebende Schaufensterpuppen, Möbel-Probesitzer, Professionelle Ansteher und Eierschnüffler, auch Eierbrecher genannt. Letztere trennen für industrielle Produktionen Eigelb und Eiweiß voneinander und riechen auch gleich daran, ob die Eier noch gut sind.

Vielleicht haben Sie ja Lust bekommen auf einen neuen Beruf! Vielleicht sind Sie jetzt aber auch einfach nur heilfroh, dass Sie Ihren gewohnten Job haben, auch wenn er manchmal stressig, nervig oder langweilig ist 😉

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