Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 19. April 2024
Langfristige Prognose sieht allgemeine Erholung erst 2024

OeNB: Milde Rezession trotz hoher Energiepreise

Hintergrund | Dominik Schebach | 22.12.2022 | |  
Für den Jahreswechsel 2022/23 erwartet die OeNB eine leichte Rezession. Für den Jahreswechsel 2022/23 erwartet die OeNB eine leichte Rezession. (© pixabay/Steve Buissinne) In ihrer aktuellen gesamtwirtschaftlichen Prognose für Österreich 2022 bis 2025 geht die Österreichische Nationalbank für das Gesamtjahr – trotz der Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in der zweiten Jahreshälfte – noch von einem kräftigen Wirtschaftswachstum von 4,9% aus. Mit dem Jahreswechsel kommt es allerdings zu einer Rezession auf die 2023 nur eine schwache Erholung folgen soll.

Zum Jahreswechsel verbreitet die Österreichische Nationalbank ein gemischtes Bild:  So zeigt die Wirtschaftsentwicklung in Österreich für 2022 ein zweigeteiltes Bild: Das erste Halbjahr war noch stark von coronabedingten Aufholprozessen geprägt, während die zweite Jahreshälfte aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der hohen Inflation deutlich schwächer ausfällt. Damit ergibt sich in Summe für 2022 das oben erwähnte Wachstum von 4,9%.

Aufgrund der zuletzt schwachen Entwicklung der Industrie, sinkender Export- und Produktionserwartungen, einem schwächeren internationalen Umfeld und hoher Energiepreise wird allerdings eine technische Rezession, d. h. zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum, für den Jahreswechsel 2022/23 erwartet. So geht im Wohnbau ein langer, ausgeprägter Zyklus mit zuletzt hohen Zuwachsraten zu Ende, und das Wachstum der Wohnbauinvestitionen dreht ins Minus.

Zögerliche Erholung und Risiko

Da sich die internationalen Rahmenbedingungen kurzfristig kaum ändern, erwartet die OeNB im Verlauf des Jahres 2023 nur eine sehr zögerliche Erholung der internationalen Konjunktur. Außerdem soll die Inflation vergleichsweise hoch bleiben. Das Wirtschaftswachstum wird 2023 daher nach Einschätzung der OeNB mit 0,6% nur schwach positiv ausfallen.

Für das Jahr 2024 wird eine deutliche Erholung der globalen Konjunktur und ein Nachlassen des Inflationsdrucks erwartet. Vor diesem Hintergrund führe die verzögerte Inflationsabgeltung zu einem kräftigen Anstieg der Reallöhne und einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf 1,7%. Im Jahr 2025 werde demnach das Wachstum bei 1,6% zu liegen kommen. Innerhalb des Prognosezeitraums wird nicht von Produktionseinschränkungen aufgrund hoher Energiepreise oder Gasrationierungen ausgegangen, ein gänzlicher Ausfall russischer Gaslieferungen ohne entsprechende Sicherung alternativer Versorgungsquellen stellt jedoch ein Wachstumsrisiko (insbesondere für 2023/24) dar.

Inflation: Höhepunkt überschritten

Der Arbeitsmarkt ist von einem anhaltenden Arbeitskräftemangel gekennzeichnet. Daher wird trotz der milden Rezession zum Jahreswechsel nur mit einem geringen Anstieg der Arbeitslosenquote (gemäß AMS) von 6,3% im Jahr 2022 auf 6,6 Prozent im Jahr 2023 gerechnet, gefolgt von einem Rückgang auf 6,5% im Jahr 2024 und 6,3% im Jahr 2025.

Die Inflation laut HPVI erreicht im Jahr 2022 – getrieben von den Energiepreisen – mit 8,6% ihren Höhepunkt. Infolge rückläufiger Rohstoff- und Energiepreise wird sich der Preisauftrieb im Jahr 2023 auf 6,5% verlangsamen und in den Jahren 2024 und 2025 weiter auf 3,6% bzw. 2,9% zurückgehen. Die Inflation bleibt damit aber auch mittelfristig deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt. Bei der Haushaltsenergie wird in den nächsten Monaten noch mit weiteren Preissteigerungen gerechnet, die allerdings durch das mit Dezember 2022 in Kraft getretene Stromkostenzuschussgesetz abgefedert werden. 2022 sollte die Jahresinflation von Energie 41,0% betragen und in den Jahren 2023 bis 2025 auf 9,5%, 2,6% bzw. 1,0% zurückgehen. Die Energiepreisanstiege der Jahre 2021 und 2022 führten in diesen beiden Jahren zu Einkommensabflüssen ins Ausland von in Summe 13 Mrd. Euro.

Der Budgetsaldo verbessert sich 2022 deutlich auf –2,9% des BIP, wofür die angesichts der konjunkturellen Erholung ungewöhnlich hohen Steuereinnahmen maßgeblich sind. Die weitere Verbesserung des Budgetsaldos 2023 lässt sich auf den weiteren Rückgang der COVID-19-Maßnahmen und die im Vergleich zu 2022 geringeren Nettokosten der Energiepakete zurückführen. In den Folgejahren führen die Abschaffung der kalten Progression und die ökosoziale Steuerreform zu einer Stabilisierung des Budgetdefizits bei –2,2% des BIP. Der starke Rückgang der Schuldenquote um mehr als zehn Prozentpunkte bis 2025 auf 71,1% des BIP ist laut OeNB vor allem dem aufgrund der hohen Inflation starken nominellen BIP-Wachstum zuzuschreiben.

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden