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Freitag, 19. April 2024
Gewerbe und Handwerk: Kostenmix treibt Branche in die roten Zahlen

Scheichelbauer-Schuster fordert Zukunftspaket mit Offensivmaßnahmen

Hintergrund E-Technik | Dominik Schebach | 12.01.2023 | |  
Die augenblickliche Situation ist für viele Handwerks- und Gewerbebetriebe belastend, stellt Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster fest: „Nach drei Jahren im Dauerkrisenmodus wird das vielen endgültig zu viel. Sie sind finanziell wie emotional bis zum Letzten gefordert.“ Die augenblickliche Situation ist für viele Handwerks- und Gewerbebetriebe belastend, stellt Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster fest: „Nach drei Jahren im Dauerkrisenmodus wird das vielen endgültig zu viel. Sie sind finanziell wie emotional bis zum Letzten gefordert.“ Beim heutigen Jahres-Pressegespräch der Bundessparte Gewerbe & Handwerk hat Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster einen düsteren Ausblick auf das Jahr 2023 gegeben. Der Mix aus gestiegenen Kosten für Material, Energie und Personal bis hin zum Mangel an Arbeitskräften stellt die gesamte Branche vor nie dagewesene Probleme und treibt viele KMU in die roten Zahlen. Scheichelbauer-Schuster fordert deswegen ein Zukunftspaket für die Branche ein.

Wie existenzgefährdend die Belastungen inzwischen sind, zeigt eine Sonderauswertung der Bilanzdatenbank, die KMU Forschung Austria für die Bundessparte Gewerbe und Handwerk vorgenommen hat. Demnach sind energieintensive Branchen besonders betroffen: So hatten etwa die Bäcker (als Gesamtbranche) in den Jahren 2016 bis 2020 noch durchschnittlich Gewinne von 2,52% der Betriebsleistung erzielt. Bei einer Steigerung der Energiekosten um 200% wird daraus ein satter Verlust von minus 3,25%. Bei den Wäschern und Färbern drehte sich im BRanchenschnitt das schmale Plus von 1,61% durch die gestiegenen Energiekosten in ein Minus von 8,06%

„Die Energiekosten sind ein gravierendes Problem, aber nicht das einzige. Unsere Betriebe sind mit einem Gesamt-Belastungspaket aus Liefer- und Materialengpässen, extremen Preissteigerungen von Vormaterialien sowie aus Personalmangel und schwächelnder Nachfrage konfrontiert“, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. „Nach drei Jahren im Dauerkrisenmodus wird das vielen endgültig zu viel. Sie sind finanziell wie emotional bis zum Letzten gefordert.“

Stimmung ist im Keller

Laut Daten von KMU Forschung Austria konnte das Gewerbe und Handwerk in Österreich die Einbußen der Corona-Jahre auch 2022 nicht wettmachen: Nominell (inklusive Preissteigerungen) fehlten bei den Umsätzen noch 0,4%; mengenmäßig (bereinigt um Preissteigerungen) beträgt die Lücke auf Vor-Pandemie-Niveau mehr als 15%! Damit hätte sich auch die Hoffnung auf eine baldige Erholung der Konjunktur verflüchtigt, wie auch die vierteljährlichen Konjunkturumfragen zeigen, die ebenfalls im Presseklub Concordia präsentiert wurden.

Demnach starten nur 13% der befragten Betriebe mit positiven Erwartungen in das erste Quartal 2023. 36% rechnen mit geringeren Auftragseingängen oder Umsätzen. Der Saldo (minus 23 Prozentpunkte) fällt damit ähnlich schlecht aus wie zu den Tiefpunkten der Corona-Pandemie Ende 2020 bzw. Anfang 2021. Die investitionsgüternahen Branchen sind jetzt sogar noch pessimistischer als die konsumnahen Bereiche. So geben sich nur 4% der Betriebe im Baugewerbe zuversichtlich, 46% rechnen dagegen mit einem Minus.

„Unsere große Sorge ist, dass die Konjunkturlokomotive, das Bau- und baunahe Gewerbe, zum Stillstand kommt, worunter in der Folge sehr viele Bereiche leiden würden. Wir sehen einen starken Einbruch, besonders im privaten Wohnbau“, so Scheichelbauer-Schuster.  „Steigende Kosten und rückläufige Aufträge, das ist eine letale Kombination.“

Konsumverhalten ändert sich

Die konsumnahen Bereiche leiden darunter, dass viele Kunden und Kundinnen sparen und sich durch die Pandemie das Konsumverhalten geändert hat. Sie kamen Ende 2022 nicht aus dem Minus heraus. Mindestens 80% der Unternehmen der Bundessparte verzeichneten im vierten Quartal reale Umsatzverluste. Immerhin hat die kurz vor Weihnachten erfolgte Ankündigung, dass der Energiekostenzuschuss 2023 ausgeweitet wird, den Betrieben in dieser kritischen Situation Planungssicherheit gebracht.

„Diese Abfederung der eklatanten Mehrkosten war absolut notwendig, um das Vertrauen zurückzubringen, dass es für die Betriebe dieses Jahr weitergehen kann. Jetzt hoffen wir auf eine möglichst rasche und unbürokratische Abwicklung. Damit ist es aber nicht getan: Wir brauchen jetzt offensive Maßnahmen, damit die Unternehmen investitionsfähig sind und sich das Erwartungstief nicht zur Abwärtsspirale und tatsächlichen Rezession auswächst“, erklärt die Spartenobfrau.

Maßnahmen für mehr Liquidität und Investitionen

Trotzdem benötigt die Sparte weiter Unterstützung. „Die Investitionsprämie war in der Corona-Krise das richtige Mittel zur richtigen Zeit. Viele Unternehmen haben aber wegen der mittlerweile entstandenen Materialengpässe und aufgrund von Personalmangel Probleme, die knappen Fertigstellungsfristen für beantragte Projekte einzuhalten. Eine simple Verlängerung um ein Jahr wäre ohne Aufwand möglich“, sagt Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ.

Weitere Vorschläge, um die Liquidität der Unternehmen zu stärken und weitere Innovationen anzustoßen, umfassen einen attraktiv gestalteten Investitionsfreibetrag, bis Ende 2023 ausgedehnte Garantien für Betriebsmittelkredite und der Verlustrücktrag auf Dauer. Damit würde laut Kainz die Betriebe den notwendigen Bewegungsspielraum zurückgegeben, der ihnen durch die Kostenklemme genommen wurde.

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