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Freitag, 29. März 2024
Das bewegt die Elektrobranche in diesem Jahr

Robert Pfarrwaller: Persönlicher Ausblick auf 2023

Dominik Schebach | 18.01.2023 | |  
Robert Pfarrwaller, CEO des Elektrogroßhändlers REXEL Austria, sieht in der Energiewende große Chancen für die Elektrobranche. Robert Pfarrwaller, CEO des Elektrogroßhändlers REXEL Austria, sieht in der Energiewende große Chancen für die Elektrobranche. (© REXEL Austria / ivanashoots) Im vergangenen Dezember hat uns Robert Pfarrwaller bereits seinen ersten Ausblick auf das Jahr 2023 gegeben. Nun schärft der Bundesgremialobmann und REXEL-GF nochmals ein wenig nach und erläutert, welche Kernthemen aus seiner Sicht 2023 für die Elektrobranche bestimmend sein werden.

Mit 3893 Unternehmen, mehr als 20.000 Beschäftigte und einen Jahresumsatz (2020) von knapp 11 Mrd Euro ist der Elektrohandel in Österreich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Folgen der Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die hohen Energiekosten haben allerdings ihre Spuren hinterlassen. Zudem ist die Branche weiterhin mit Lieferengpässen und Preiserhöhungen konfrontiert. Fragile Lieferketten, steigende Rohstoffpreise und Fachkräftemangel halten die Branche aktuell weiterhin auf Trab. – Gleichzeitig haben die vergangenen und gegenwärtigen Krisen die Bedeutung der Elektrobranche gezeigt, wenn es um die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit in Krisensituationen hat und welches Potenzial in ihr steckt. Vor dem Hintergrund der Klimadebatte sieht Pfarrwaller eine der Hauptaufgaben der Branche in der Generierung technologischer Lösungen, die die Energiewende stützen.

Der Bundesgremialobmann des Elektro- und Einrichtungsfachhandels sowie REXEL-GF sieht hier die Branche im Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Anforderungen und langfristigen Chancen. Diese liegen seiner Ansicht nach u.a. im Gebäudesektor. Denn dieser kann zum „Gamechanger“ in der Klimapolitik werden. Kein anderer Sektor erreicht annähernd gleich großes Potenzial – welches jedoch kaum ausgeschöpft wird. „Sanierung darf nicht bei der Dämmung, neuen Türen und Fenstern oder der Heizung enden. Es ist eine gesamtheitliche Betrachtung im Sinne einer thermischen UND energetischen Sanierung erforderlich, Stichwort intelligente Gebäudetechnik. Licht, Konsumverhalten, Energieproduktion und -speicherung sowie Automatisierung müssen gleichwertig berücksichtigt werden“, ist Pfarrwaller überzeugt.

Das Zukunftspotential bestätigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie vom Austrian Institute of Technology. Dieser zufolge kann durch energetische Sanierung eine zusätzliche CO2-Reduktion von 20% erreicht werden. Die Umsetzung sieht mitunter stärkere Automatisierung in Gebäuden vor – insbesondere in Bereichen, die viel Energie verbrauchen, wie Beleuchtung, Kühlung und Heizung. Intelligente Vernetzung im Gebäude bringt nicht nur Kostensenkung und aktiven Klimaschutz, sondern auch mehr Lebensqualität. Die Elektrobranche bildet dabei das Rückgrat, um die Energiewende umzusetzen. Pfarrwaller prognostiziert, dass sich der Boom bei Energiemonitoring-Lösungen 2023 weiter verstärken wird. Diese analysieren, wo der Energieverbrauch anfällt, bevor optimiert wird. „Solche Investitionen amortisieren sich angesichts der aktuellen Energiepreise viel schneller. Das merken sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte“, so der Rexel-GF.

Nachwuchs: Neues Image der Elektrobranche durch Green Jobs

Im Zuge der Energiewende sieht Pfarrwaller auch einen möglichen Imagewandel für die Elektrobranche – welcher wiederum die Attraktivität der Branche heben sollte. Den durch neue Initiativen der Regierung und des AMS werden sogenannte Green Jobs derzeit bewusst gefördert. Green Jobs sind jene Jobs, die die Energiewende begleiten und zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Da die Elektrobranche als Rückgrat der Energiewende gilt, übt eine Vielzahl an Arbeitskräften aus diesem Bereich auch Green Jobs aus – dieser konkrete Beitrag im Sinne der Nachhaltigkeit ist aber noch den wenigsten bewusst. Demgegenüber steht die Tatsache, dass Fachkräfte dringend gebraucht werden.

„Neu und gut ist, dass das Thema nun Teil der öffentlichen Debatte ist. Es muss gelingen, die Attraktivität der Branche aber insbesondere von Handwerk und Lehre in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu heben“, erläutert Pfarrwaller. Ein Instrument, um mehr Personen in „grüne“ Berufe zu bringen, sind Pfarrwaller zufolge neue Ausbildungsmöglichkeiten, wie eine Umschulung. In diesem Sinne hat die Bundesinnung der Elektrotechnik gemeinsam mit dem Bundesgremium des Elektro- und Einrichtungsfachhandels und der Elektroindustrie das neue Berufsbild des „Elektropraktikers“ geschaffen. So wird es branchenfremden Personen ermöglicht, innerhalb von sechs Monaten bestimmte Aufgabengebiete, wie die Installation von Photovoltaikanlagen, zu erlernen.

Investition in Kundenzentrierung

Ganzheitliche Lösungsansätze sowie die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden spielen eine immer wichtigere Rolle und werden von Unternehmen auch 2023 verstärkt in den Fokus gestellt – im Fachjargon genannt „Kundenzentrierung“. Das gelte auch für REXEL, wie Pfarrwaller erläutert: „Wir analysieren den gesamten Arbeitskreislauf unserer Kundinnen und Kunden und überlegen, an welcher Stelle wir wie unterstützen bzw. ihre Arbeit vereinfachen können. Beginnend bei der Warenbeschaffung via Off- und Online-Kanäle, über die Administration bis hin zu Dienstleistungen wie Beratungen, Planungen und Schulungen. In diese Bereiche werden wir auch dieses Jahr stark investieren. Haben unsere Kundinnen und Kunden eine einzige Anlaufstelle für alles, was sie benötigen, gewinnen sie Zeit, um sich wesentlichen Aufgaben zu widmen. So wird aus einem Käufer hoffentlich ein Stammkunde.“

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