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Freitag, 19. April 2024
Studie zeigt auch deutlich erhöhte Zahlungsbereitschaft für PV-Anlagen

Energiekrise als Booster für erneuerbare Energien

Photovoltaik Energiezukunft | Wolfgang Schalko | 31.01.2023 | |  Markt, Wissen
Große Akzeptanz: Die Zustimmung zu erneuerbaren Energieprojekten erreicht Höchstwerte. Große Akzeptanz: Die Zustimmung zu erneuerbaren Energieprojekten erreicht Höchstwerte. Die Akzeptanz für erneuerbare Energie und deren Ausbau ist so hoch wie nie zuvor, insbesondere Photovoltaik – auch auf Freiflächen – ist beliebt. Das zeigt eine aktuelle Stimmungsanalyse von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie. Die Mehrheit der Bevölkerung hält den Klimawandel für das größte Problem der kommenden Jahrzehnte, womit auch die Bereitschaft zur Verhaltensänderung einher geht: Mehr als zwei Drittel nehmen persönliche Einschränkungen in Kauf, um Energie zu sparen.

Seit 2015 wird mit dem Stimmungsbarometer jährlich die Meinung der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema erneuerbare Energien erhoben. Heuer wurden wieder rund 1.000 Personen in einer repräsentativen Umfrage um ihre Einschätzungen gebeten. Das Ergebnis: Die Zustimmung für erneuerbare Energieprojekte ist so hoch wie nie zuvor. Neben der Photovoltaik (PV) mit 89% konnten vor allem Kleinwasserkraftwerke (78%) und Windkraftanlagen (69%) angesichts der globalen Energiekrise an Beliebtheit zulegen.

„Die Voraussetzungen für den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien sind heute besser denn je – das hat die Politik erkannt. Die Erneuerbaren-Offensive der Bundesregierung ist daher begrüßenswert. Nun müssen rasch weitere Schritte folgen, um die gesetzten Ziele auch zu erreichen“, erklärt Nina Hampl, Studienautorin der WU Wien.

Photovoltaik trifft auf große Akzeptanz

Die Investitionsbereitschaft für eine 4 kWp PV-Anlage ist deutlich gestiegen – von jahrelang konstanten 5.000 Euro auf nunmehr 7.000 Euro.

Die Zustimmung zur PV ist ungebrochen hoch: Fast neun von zehn Befragten befürworten den PV-Ausbau in der eigenen Gemeinde. Knapp zwei Drittel wünschen sich einen Vollausbau von PV-Anlagen auf Dachflächen oder Fassaden. Auch der weitere Ausbau von Freiflächen-PV findet große Zustimmung. Ebenso ist die Bereitschaft zur Installation einer privaten Anlage gestiegen: Ein Drittel der PV-Planer will dieses Projekt bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate umsetzen, die Hälfte von ihnen nennt die Energiekrise als Grund dafür. Die mittlere Zahlungsbereitschaft von Hauseigentümern für Photovoltaikanlagen ist im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls deutlich gestiegen: Lag diese für eine Anlage mit 4 kWp Leistung stets konstant bei 5.000 Euro, sind nun im Durchschnitt 7.000 Euro vorstellbar. Der Anteil der Eigenheimbesitzer, die neben der Photovoltaikanlage einen Stromspeicher installieren wollen, ist ebenfalls weiter gestiegen und liegt aktuell bei 28%.

„Die steigende Beliebtheit von PV-Anlagen ist erfreulich. Eine der großen Herausforderungen ist allerdings noch die Wärmewende“, betont Hampl. „Fast ein Viertel der Heizungsanlagen in unserer Studie basiert weiterhin auf Erdgas. Der Anteil der Holz-, Hackschnitzel- und Pelletsheizungen sowie jener der Wärmepumpen ist im letzten Jahr nur leicht gestiegen.“ Das grundsätzliche Interesse wäre vorhanden: Der Anteil jener Hausbesitzer, die in eine erneuerbare Wärmeversorgung investieren wollen, hat deutlich zugenommen.

Individuelles Handeln und Beteiligungsmöglichkeiten gefragt

Den Klimawandel sehen die Befragten als größtes Problem der nächsten zwei Jahrzehnte. Dementsprechend steigt die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden: Mehr als zwei Drittel akzeptieren persönliche Einschränkungen, um einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. So reduzieren aktuell 52% den eigenen Stromverbrauch und 45% senken die Raumtemperatur.

Gleichzeitig herrscht ein Informationsdefizit: Mehr als ein Viertel weiß gar nicht oder nicht genau, wie hoch der eigene Energieverbrauch ist. „Wer sich mit dem eigenen Energieverbrauch beschäftigt, kann bewusst sparen und nützt so der Geldbörse sowie der Umwelt. Die Energiewende werden wir nicht nur durch den Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen – Energieeffizienz ist ebenso ein wesentlicher Hebel“, meint Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wien Energie.

Passend zum Thema Eigeninitiative steigt in der Bevölkerung auch das Interesse, sich an einer Energiegemeinschaft zu beteiligen. Dabei schließen sich private Haushalte, Schulen, Gemeinden oder Gewerbetreibende zusammen, um selbst Energie zu erzeugen sowie untereinander zu verteilen. Laut Studie kann sich bereits mehr als die Hälfte der Befragten einen solchen Zusammenschluss vorstellen. „Wir als Stromversorger übernehmen die Errichtung und technisch-administrative Begleitung von Energiegemeinschaften. Mit diesen Angeboten machen wir die Menschen zum Teil der Lösung – die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt“, so Strebl.

Nachfrage nach Elektromobilität stagniert

Eher schleppend verläuft hingegen die Etablierung von nachhaltigen Lösungen für den Individualverkehr. Das Interesse am Kauf eines Elektroautos stagniert seit Jahren: Zwar sind laut Studie 43% der Österreicher grundsätzlich am Kauf eines E-Autos interessiert – in den Zulassungszahlen schlägt sich dies jedoch kaum nieder. Für ein Viertel der Befragten, die ein Elektroauto wählen würden, ist die Energiekrise der Grund für diese Entscheidung. Demgegenüber stehen hohe Anschaffungskosten und geringe Reichweiten, die gegen einen Kauf sprechen.

„Bei der Elektromobilität bewegt sich aktuell zu wenig, es gibt noch zu viele Hemmnisse Der Ausbau der landesweiten Ladeinfrastruktur läuft zu zögerlich und das führt dazu, dass die Imagewerte der E-Mobilität sinken. Gleichzeitig fehlt es an erschwinglichen Fahrzeugangeboten. Passt der Preis, wird sich auch der Markt entwickeln“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.

Das Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2030 sehen die Österreicher skeptisch: 51% sind dagegen. Gleichzeitig unterstützen aber 60% das Ziel der Klimaneutralität Österreichs bis 2040. „Die Menschen wollen leistbare Alternativen statt Verbote. Das ist ein Auftrag an die Politik, nachhaltige Antriebsmodelle und die nötigen Rahmenbedingungen noch stärker zu fördern“, so Marterbauer abschließend.

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