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Donnerstag, 25. April 2024
Hausgerätekommentar E&W 5-23

Überholmanöver

Hausgeräte | Stefanie Bruckbauer | 07.05.2023 | Bilder | | 2  Meinung
Marken, mit mehr als 100-jähriger Historie, müssen einiges richtig gemacht haben, sonst würden sie heute nicht mehr existieren. Auf Lorbeeren ausruhen oder zu sehr von seinen Wurzeln entfernen, sollte sich dennoch keiner, sonst läuft er nämlich Gefahr links überholt zu werden.

130 Jahre. Das ist eine verdammt lange Zeit. Vor allem für eine Hausgeräte-Marke in diesem heiß umkämpften Markt. Die Historie von Elektra Bregenz ist schon irgendwie beeindruckend. Es war 1893, als der Vorarlberger und Gründer von Elektra Bregenz, Friedrich Wilhelm Schindler, die erste vollelektrische Küche vorstellte. Schon wenige Jahre später, um die Jahrhundertwende, umfasste das Sortiment mehr als 2.000 (!) verschiedene Elektro- bzw. Hausgeräte – alles in Handarbeit in Österreich hergestellt.

Ab 1965 wurde es turbulent. Die Eigentümer von Elektra Bregenz wechselten oft, bis 2002 der türkische Konzern Arçelik die Produktion und den Vertrieb von Elektra Bregenz übernahm. Die Produkte wurden fortan nicht mehr in Österreich produziert, sondern in den Produktionsstätten der türkischen Arcelik und aus der Elektra Bregenz AG in Österreich wurde in der Zwischenzeit die Beko Grundig Austria AG, die halt als eine Marke im Portfolio auch elektrabregenz vertreibt, mit Evren Aksoy an der Spitze.

Für manch einen gibt das Anlass zur Kritik – an der ins Ausland verlegten Produktion (man könne eine Marke, die es nur am österreichischen Markt gibt, nicht im Ausland produzieren) und an der Geschäftsführung (Zitat Leser: „Hier jemanden zu installieren, der nicht Deutsch spricht, zeigt die Wertschätzung gegenüber dem österreichischen Handel.“) Viele sehen den einstigen intensiven Österreich-Bezug verloren gehen und da muss elektrabregenz aufpassen. Ohne dieses Alleinstellungsmerkmal macht sich die Marke stark vergleichbar. Wenn jetzt die Performance auch noch nachlässt (Zitat Leser: „Eine ordentliche funktionierende Zusammenarbeit ist derzeit leider nicht möglich.“), dann läuft elektrabregenz Gefahr überholt zu werden und Anwärter, die zum Überholen ansetzen, gibt es derzeit ein paar.

Einer davon ist Samsung Electronics. Das koreanische Unternehmen gibt es zwar noch keine 130 Jahre, hat aber auch schon eine beeindruckende Historie vorzuweisen. 1969 als Tochterunternehmen von Samsung gegründet, startete das Unternehmen vor rund 15 Jahren mit Unterhaltungselektronik seinen Eroberungszug quer durch Europa – und das mit Erfolg. Das Gleiche soll auch mit Hausgeräten gelingen, und zwar nicht nur mit großen (Waschen, Kühlen, Kochen), sondern nun auch mit kleinen. Die Ziele sind ehrgeizig: Eines davon lautet, den aktuellen Marktführer bei Akkustaubsaugern zu überholen…

Früher wurden die asiatischen Marken noch belächelt, als schlechte Kopierer und Nachahmer europäischer Produkte abgetan. Sie wurden ignoriert, weil die Geräte, die sie herstellten, in unseren Augen billig und schlecht gemacht waren. Doch die Asiaten haben viel dazu gelernt. Sie kopieren nicht mehr, sondern entwickeln selbst – teils richtig innovative, tolle Geräte. Und sie haben mittlerweile scheinbar verstanden, dass es nicht nur ums Produkt geht, sondern auch ums Rundherum, also um eine funktionierende Partnerschaft mit dem Handel, um Ansprechpartner im Land, um Service und Unterstützung, wie Dietmar Rapp, Head of Digital Appliance bei Samsung Austria, im Interview (in der E&W 6/2023 auf Seite 44) erzählt. Die europäischen Marken sollten die Asiatischen Marken und ihre Pläne ernstnehmen, und sich nicht zu lange auf Erfolgen ausruhen, denn sonst laufen sie Gefahr links überholt zu werden.

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Kommentare (2)

  1. Produziert Samsung WW in Österreich?
    Ist der Samsung GF ein Österreich und spricht Deutsch?Das wäre mir neu – auch Samsung fertigt im Ausland, und die Produkte werden im Gegensatz von Elektrabregenz auch über amerikanische Rieseninternethänler vertrieben (liefern auch nach Österreich).

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