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Mittwoch, 11. Dezember 2024
„Starthilfe“ für die ORF Radiodigitalisierung

Nützt’s nix, schadt’s nix

Über den Rand | Wolfgang Schalko | 21.05.2023 | BilderDownloads | | 5  Meinung
(© Hama) Auch gut ein halbes Jahr vor Einführung der Haushaltsabgabe vulgo ORF-Gebühr zählt der überwiegende Teil der Bevölkerung zu den GIS-Zahlern - und finanziert damit eine tragende Säule unserer Demokratie und der Meinungsvielfalt. Im Gegenzug darf man sich dafür natürlich auch etwas erwarten - einerseits Programme entsprechender Qualität, andererseits die flächendeckende Bereitstellung ebendieser. Dass es genau hier in puncto DAB+ mangelt, hat kürzlich zu einer Popularbeschwerde geführt – zu der man persönlich so oder so stehen kann, die für den Elektrohandel jedoch spürbare Folgen haben könnte.

Bevor wir zum Kern der Sache kommen, möchte ich zwei Dinge vorausschicken.

Erstens: Das Medium Radio ist alles andere als tot oder am absteigenden Ast, sondern erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit: Rund 6 von 10 der Österreicher (15-70 Jahre) hören beinahe täglich Radio, über 80% mehrmals wöchentlich. Neben dem klassischen UKW-Empfang befinden sich die beiden digitalen Verbreitungsvarianten Web-Radio und DAB+ weiter auf dem Vormarsch – wie kürzlich auch eine Studie der RTR belegte. Rund 30% der Österreicher besitzen ein DAB+-fähiges Radiogerät – die große Mehrheit (65%) noch nicht (5% wissen es laut RTR-Studie nicht). Laut aktuellem Radiotest nutzen mehr als 880.000 Zuhörer zumindest mehrmals pro Monat DAB+. Die DAB+ Nutzung erfolgt überwiegend im Auto, gefolgt von tragbaren Radiogeräten und der HiFi-Anlage.

Zweitens: Allen Unkenrufen in der laufenden ORF-Gebührendebatte zum Trotz macht Österreichs Öffentlich-Rechtlicher gerade im Radiobereich erstklassiges Programm – Stichwort Ö1, aber auch FM4 – mit hervorragenden Sendungen, von den Nachrichten über die Diskussionen und Dokumentationen bis hin zu den musikalischen Einlagen. Den ORF im Radiobereich auf Ö3 zu reduzieren greift ebenso zu kurz wie im TV-Bereich die Reduktion auf ORF1. Selbstverständlich darf und soll laufend über die gesendeten Inhalte kritisch diskutiert werden und auch die Struktur des ORF – etwa die Landesstudios – ist auf den Prüfstand zu stellen.

Kombiniert man nun diese beiden Aspekte – zukunftsweisende Technologie und erstklassiges Programm – dann ist es aus Sicht des Gebührenzahlers in der Tat äußerst ärgerlich, dass der ORF hier hinterherhinkt und genau diese Kombination eben nicht ermöglicht (Die dafür immer wieder ins Feld geführte Argumentation, der ORF würde mit der Programmverbreitung via DAB+ seine lukrative UKW-Vormachtstellung torpedieren, könnte sich durch die mit der Zeit immer bessere Positionierung der DAB+ Protagonisten noch als zu kurz gedacht erweisen). Und nein, der Online-Stream der Programme ist – alleine wegen der technologischen Spezifika – keine gleichwertige Alternative.

Man sollte also meinen, für die entrichteten Gebühren auch das volle Leistungsspektrum erwarten zu können. Heinrich Thonet jedenfalls dürfte das so sehen, denn er sieht im Umstand, dass der ORF seine drei österreichweit gesendeten Programme nicht auch via DAB+ anbietet, den Versorgungsauftrag verletzt. Wer Heinrich Thonet ist? Nun, ein Gebührenzahler und der Initiator einer Popularbeschwerde, die den ORF zum DAB+ Start bewegen soll. Ob man diesen Weg gut heißen und unterstützen will, bleibt natürlich jedem selbst überlassen (Die Möglichkeit besteht noch bis 7. Juni). Aus Sicht des Elektrohandels kommt zur ideologischen jedoch auch noch eine kommerzielle Perspektive hinzu – und die folgt der simplen Formel, dass der Absatz von DAB+ Geräten kräftiger steigt, wenn der ORF mit an Bord ist.

Gemäß der oben genannten RTR-Studie gab knapp ein Viertel der Befragten an, in den nächsten zwei Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit ein DAB+-fähiges Radiogerät anzuschaffen. 39% wollen dies im stationären Handel tun (überwiegend bei Media Markt, gefolgt vom Elektrofachhandel), 35% online (mit deutlichem Abstand bevorzugt via Amazon). Im konkreten Fall hat es der Handel bis zu einem gewissen Grad also selbst in der Hand, mit geringem Aufwand und Kosten das Geschäft anzukurbeln und – Stichwort Weihnachtsgeschäft – strategisch abzusichern. Dass es an geeigneten Empfangsgeräten nicht mangelt, beweist ein Blick zu den Herstellern. Dass die Attraktivität von Digitalradio weiter steigen wird, beweist ein Blick zur Regulierungsbehörde, wo die Vorbereitungen für den dritten MUX für DAB+ laufen.

Bilder
(© Hama)
Downloads
RTR-Studie DAB+ 2023
Popularbeschwerde DAB+
Unterstützungserklärung Popularbeschwerde
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Kommentare (5)

  1. ORF hält an alter UKW-Technik fest und steckt da noch viel Geld rein während DAB+ aufgrund von womöglich zu viel Konkurrenz boykottiert wird. Tja, in Salzburg schalte ich dank deutschem Streuverlust nur noch auf DAB+ – Eigentor für ORF.
    In Innsbruck und südlich davon kann man dank des Senders Hühnerspiel in Südtirol ORF via DAB+ hören…. mhmmm ein Schelm wer böses denkt….
    Österreich und Medienkompetenz… bei DVB-T2 fang ich diesmal erst gar nicht an.

  2. … eine tragende Säule unserer Demokratie und der Meinungsvielfalt ist der ORF ganz bestimmt NICHT. Man kann sich im Gegenzug nur bei anderen NICHT ÖFFENTLICH RECHTLICHEN SENDERN informieren, denn das was ORF betreibt ist einseitige und noch dazu VERBLÖDENDE Propaganda: erst wurde der Schwachsinn Corona verbreitet (so a la: wir werden alle sterben) und jetzt haben wir die KLIMAKRISE, so ein Schwachsinn, wenn ich da den beiden „Aushängeschildern“ des Wetter-ORF zuhöre, da kommts mir hoch! Keiner spricht mehr vom OZON-Loch, hat sich das wieder da oben von alleine zugeklebt, oder war wer oben und hats zugeklebt (weg ist es…).
    der ORF ist der letzte Heuler und müsste verboten werden (zusperren, alle entlassen: GAME OVER, kein (selbständiger) Betrieb kann so wirtschaften wie der ORF)

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    1. das Ozonloch ist bei weitem inzwischen unser kleinstes Problem. das erholt sich nämlich langsam, darum hört man auch nichts mehr so viel davon.
      ja, es klebt sich quasi selber zu um es mit ihren Worten zu sagen.
      https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2021/09/klimaschutz-wie-steht-es-um-das-ozonloch

      Wenn jemand auf verblödende Propaganda hereingefallen ist dann ja wohl sie. Alleine schon Corona, ohne die unglaubliche Leistung der Wissenschaft hätte das Ganze ganz übel ausgehen können. Hätte man Dinge besser machen können? Ja, durchaus. Hinterher ist man immer schlauer.

      Auch die Klimakrise ist real, auch wenn das nicht in ihr Weltbild passt. die Wahrheit tut leider weh und kann von manchen einfach nicht verstanden werden.

  3. Wenn es um Meinungsvielfalt geht, ist der ORF sicher KEIN Musterknabe,
    wir er in Coronazeiten bewiesen hat. Da gibt es andere Sender, die auch
    gegensätzliche Meinungen zulassen.

    9
    1. Welche Sender sind das denn genau Ihrer Meinung nach? Sie meinen aber nicht etwa Servus TV oder OE24, die den Braunen tagtäglich eine Bühne bieten und sonst genau niemanden zu Wort kommen lassen, der eine „gegensätzliche Meinung“ haben könnte?

      4

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