Creditreform KMU-Umfrage: Mittelstand im Sog der Rezession
Das Mittelstands-Barometer der Creditreform bewegt sich im negativen Bereich. So schlechte Werte wurden nicht einmal während der Corona-Pandemie verzeichnet. Nach der Befragung von 1.700 Unternehmen zeichnet die aktuelle KMU-Umfrage der Creditreform zum 1.HJ/2024 ein düsteres Bild. Das Geschäftsklima-Barometer ist demnach negativer als am Höhepunkt der Corona-Pandemie. Und die befragten KMU erwarten auch keine spürbare Konjunkturerholung im Jahr 2024.„Die Geschäftslage war im vergangenen Winterhalbjahr mehr als unbefriedigend, vor allem im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe. Die Ertragslage kann sogar als katastrophal bezeichnet werden, über der Hälfte der Unternehmen meldete rückläufige Erträge“, fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Österreichischen Verband Creditreform, die Ergebnisse zusammen. Die heimische Wirtschaft befindet sich demnach im Sog der negativen Wirtschaftsentwicklung des wichtigsten Handelspartner Deutschland. Zusätzlich bringt eine der höchsten Teuerungsraten in der Euro-Zone wichtige konjunkturtreibende Branchen wie die Immobilienwirtschaft, den Bau sowie die Industrie in Bedrängnis. Dazu kommt angesichts der allgemeinen Verunsicherung durch Polykrisen ein Rückgang im Binnenkonsum.
Sinkendes Barometer
So ist das Creditreform Geschäftsklima-Barometer, das die Ist-Lage, die Erwartungshaltung und als Conclusio daraus die aktuelle Stimmung darstellt, auf minus 5,0 Punkte gesunken. Im Vorjahr waren es noch plus 9,7 Punkte. Solch einen schlechten Wert gab es weder am Höhepunkt der Corona-Pandemie noch während der Finanzkrise 2009.
Die Umfrageergebnisse zeigen im Detail, dass in den ersten Monaten des Jahres der Mittelstand eine insgesamt schwache Konjunkturlage verzeichnet hat. Überwiegend wurden gesunkenen Auftragsbestände gemeldet, die Umsätze entwickelten sich deutlich schwächer als üblich zu dieser Jahreszeit. Nur wenige Unternehmen verzeichneten ein Umsatzplus (18,4% der Befragten), während 43,6% der Unternehmen einen Rückgang meldeten.
Zudem sei in allen Wirtschaftsbereichen die Geschäftserwartung erheblich von der Rezession beeinflusst und sind größtenteils pessimistischer als im letzten Frühjahr. Insbesondere das Verarbeitende Gewerbe und der Handel zeigen sich pessimistisch. Im Baugewerbe wird der übliche positive Saisoneffekt im Frühjahr dieses Mal von der Krise überlagert. Derzeit rechneten nur 17,7% der befragten Unternehmen mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 26,7%), mehr als jeder Dritte (34,1%) erwarte Umsatzrückgänge.
Investitionsbereitschaft historisch niedrig
Auch sonst lesen sich die Zahlen der KMU-Studie ernüchternd: So haben die österreichischen KMU im vergangenen Winter mehr Personal abgebaut als neue Stellen geschaffen. Auch dies ist auf unsichere Wirtschaftsaussichten und eine schlechte Auftragslage zurückzuführen. 29,5% der Unternehmen meldeten eine verkleinerte Belegschaft (Vorjahr: 21,0%), im Verarbeitenden Gewerbe fast jeder Zweite (45,1%). In den kommenden Monaten dürfte sich der Personalabbau zudem fortsetzen. Jedes 4. Unternehmen will Personal abbauen.
Hohe Finanzierungskosten und pessimistische Konjunkturaussichten bremsen auch die Investitionsbereitschaft, die laut Creditreform auf den niedrigsten Stand seit 1997 gesunken ist. Nur noch 30,7% der Unternehmen planen Investitionen. Aufgrund der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen wachse gleichzeitig die Sorge vor einer Kreditklemme. 50,9% der Befragten befürchten, bei Bedarf keine Finanzierung mehr zu bekommen (Vorjahr: 38,0%).
Eigenkapitalschwäche im Handel
Gemischt zeigt sich das Bild bei der Eigenkapitalquote: So ist der Anteil eigenkapitalschwacher Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von unter 10% zuletzt gestiegen. Besonders im Dienstleistungsgewerbe und im Handel haben viele Unternehmen eine Eigenkapitalschwäche. Gleichzeitig meldeten mehr Unternehmen als im Vorjahr eine solide Quote von über 30%. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe lag der Anteil eigenkapitalstarker Unternehmen deutlich höher als im Vorjahr.
Weinhofer leitet aus den Ergebnissen der KMU-Studie mehrere Forderungen an die kommende Bundesregierung ab: An dieser werde es liegen, bekannten Themen wie Pension, (Wirtschafts-)Bildung, Integration und Standortsicherung anzugehen und Österreich zukunftsfit zu machen. Dazu gehöre auch ein Abbau von bürokratischen Hemmnissen, eine schlankere Verwaltung, faire Freihandelsabkommen zur Förderung der Exportwirtschaft als Konjunkturlokomotive sowie leistungsfördernde Steuerpolitik.
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