Arbeitsmarkt-Kompass 2.0: Arbeitgeber sind gefordert

In der mittlerweile dritten Auflage des Arbeitsmarkt-Kompass hat Marketagent nicht nur österreichische Erwerbstätige unter die Lupe genommen, sondern zeigt auch die Präferenzen aus der gesamten D-A-CH-Region auf. In Summe haben 3.737 Arbeitnehmer aus dem 1. Halbjahr 2024 Einblick gegeben – und da zeigte sich ein durchaus facettenreiches Bild. „Ein erfüllter Arbeitsalltag ist vielschichtig. Neben einem ansprechenden Gehalt entpuppen sich ein gutes Arbeitsklima, Sicherheit im Job sowie Wertschätzung als wesentliche Treiber bei der Jobsuche und lassen vermeintlich ausschlaggebende Rahmenbedingungen wie die Möglichkeit zu Home Office oder zur vieldiskutierten 4-Tage-Woche am Ende des Tages weit hinter sich“ betont Marketagent Geschäftsführer Thomas Schwabl. „Arbeitgeber sind im Sinne der Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit daher dazu aufgerufen, den so wichtigen Spagat zwischen attraktiven Eckpfeilern und diesen wesentlichen Wohlfühlaspekten zu meistern.“
So spielt eine faire Bezahlung vor allem in der Schweiz und Österreich eine deutlich höhere Rolle als in Deutschland (Österreich: 65% vs. Schweiz: 67% vs. Deutschland: 59%). Ebenso würde sich ein nicht zu vernachlässigender Teil der Arbeitnehmer über ein flexibles Arbeitszeitmodell freuen, wobei hier insbesondere die Schweizer mit 47% hervorpreschen (vs. 42% in Deutschland und 39% in Österreich). Zudem ist und bleibt es wichtig zu betonen, dass Frauen hierzulande bei der Jobsuche deutlich mehr Wert auf die Möglichkeit einer 4-Tage-Woche, flexible Arbeitszeiten und Remote-Work legen. Kein Zufall, wenn man bedenkt, dass der Großteil der unbezahlten Care-Arbeit immer noch auf weiblichen Schultern lastet. So ist es kaum überraschend, dass sie den Schlagworten „Zeit für die Familie“ und „Work-Life-Balance“ im Geschlechtervergleich eine höhere Bedeutung beimessen.
Neue Arbeitszeitmodelle gefordert
Der Arbeitsmarkt hat in den vergangenen Jahren damit eine spürbar neue Dynamik bekommen. Erst vergangene Woche forderte die Arbeiterkammer erneut eine Verkürzung der Arbeitszeit und scheint in der heimischen Bevölkerung damit einen Nerv zu treffen. Immerhin würden sich die Österreicher im Schnitt ein Arbeitsvolumen von 33,5 Stunden wünschen. „40-Stunden-Woche adé“ heißt es aber nicht nur in Österreich, sondern ebenso in den beiden Nachbarnationen Deutschland und der Schweiz. Während die Schweizer ein Arbeitspensum von 34,5 Stunden präferieren würden, erreicht der Schnitt bei den Deutschen mit einer Wunsch-Dienstzeit von 31,7 Stunden das niedrigste Niveau im Drei-Länder-Vergleich. Sofern es ihr Job erlaubt, würden sie davon rund 41% von zu Hause aus arbeiten. Höher ist der bevorzugte Remote-Work-Anteil lediglich in der Schweiz (44% vs. 37% in Österreich). Dass Home Office vielfach zum fixen Bestandteil in der modernen Arbeitswelt geworden ist und mit einem Wegfall des Anfahrtsweges zur Arbeit verbunden ist, dürfte vor allem die Pendlernation Österreich freuen.
Hohe Zufriedenheit schützt nicht vor Jobwechsel
Ein Blick auf die Zufriedenheitswerte im aktuellen Job bietet für Arbeitgeber nur vermeintlich Sicherheit. Immerhin geben 83% der österreichischen Erwerbstätigen an, in ihrem Beruf sehr oder eher zufrieden zu sein. In Deutschland und der Schweiz ist der Wert zwar etwas niedriger, bewegt sich mit 79% bzw. 78% aber ebenfalls auf einem hohen Level. Darauf können sich die Unternehmen allerdings nicht ausruhen. Denn die Wechselbereitschaft unter den Arbeitnehmern bleibt hoch. In der Schweiz verspüren 41% den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung und das, obwohl sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt weit weniger positiv wahrnehmen (45%), als die Deutschen (67%) und die Österreicher (64%). Mit ein Grund dürfte bei den Schweizer aber der beachtliche Gehaltssprung sein, den sie sich mit einem neuen Job erwarten und den sie mit durchschnittlich 31% beziffern (vs. 28% in Österreich und 25% in Deutschland).
Mehr Details und Daten zum aktuellen Arbeitsmarkt-Kompass Q2/2024 aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Bundesland der Arbeitnehmerfinden Sie hier.
Die hohe Wechselbereitschaft, besonders unter jüngeren Arbeitnehmern, zeigt, wie wichtig ein starkes Employer Branding ist. Neben einem wertschätzenden Arbeitsklima spielen zeitgemäße Benefits wie Jobbike-Leasing oder ein Mobilitätsbudget eine entscheidende Rolle. Solche Maßnahmen fördern Zufriedenheit und langfristige Bindung.