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Dienstag, 17. September 2024
Wirtschaftsflaute schlägt durch – neuer Höchststand erwartet

Creditreform: Rekordanstieg bei Firmeninsolvenzen im 1. HJ

Hintergrund | Dominik Schebach | 06.08.2024 | |  
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnet die Creditreform einen neuen Höchststand bei den Insolvenzverfahren. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnet die Creditreform einen neuen Höchststand bei den Insolvenzverfahren. Einen Rekordanstieg bei Firmeninsolvenzen vermeldet die Creditreform für das erste Halbjahr 2024. Laut der Insolvenzstatistik des Gläubigerschutzverbandes wurden in den Monaten Jänner bis Juni 3.363 Firmeninsolvenzen verzeichnet. Ein Anstieg von 26,4%. Die Zahl der eröffneten Verfahren steigt dabei gar um 34,6% auf rund 2.100. Die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen erhöhen sich um 14,7% auf 1.264.

„Das Thema Pandemie spielt bei den Insolvenzen keine Rolle mehr. Dafür schlägt die anhaltende Wirtschaftsflaute negativ zu Buche“, erklärt Creditreform-GF Gerhard M. Weinhofer. „Die Auftragsbücher leeren sich zunehmend, die Kosten steigen aber weiter, dazu kommen bürokratische Hürden. Die Unternehmen kämpfen an zahlreichen Fronten und verlieren immer öfters diesen Kampf.“

Geht es nach den Passiva, so bestimmen die Insolvenzen im Gefolge der SIGNA-Pleite fast vollständig das Geschehen.

Die Insolvenzpassiva belaufen sich auf rund 11,2 Mrd. Euro. Hier bestimmen vor allem die Insolvenzen aus der SIGNA-Gruppe, welche allein für 7,37 Mrd Euro Insolvenzsumme verantwortlich sind. Unter die vorderen Plätze schiebt sich hier nur der gescheiterte E-Autohersteller Fisker mit einer Insolvenzsumme von 1,34 Mrd. Euro. Von den Insolvenzen waren rund 11.000 Arbeitsplätze betroffen. Hier schlagen vor allem die Insolvenzen der Diskontkette Pepco (600 Arbeitnehmer), der Brucha GmbH sowie von Windhager Zentralheizung Technik GmbH durch.

Bundesländervergleich

Den stärksten Zuwachs bei den Unternehmensinsolvenzen verzeichnen Vorarlberg (+74,1%), das Burgenland (+67,0%) und die Steiermark (+33,2%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrscht in der Bundeshauptstadt mit fast 15 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Tirol mit 5 von 1.000 Unter-nehmen. Generell sind Unternehmen im Osten stärker insolvenzgefährdet.

Geht es nach Branchen, dann nehmen laut Creditreform die Insolvenzen vor allem im Bereich der Sachgütererzeugung bzw. (44,6%), im Kredit- und Versicherungswesen (+44,6%) und im der Branche Verkehr- und Nachrichten-übermittlung (Transportwesen) mit +44,4% zu. Trotz des großen prozentuellen Zuwachses ist die Industrie nach wie vor im Branchenvergleich betrachtet krisenresistenter als andere. Die Industrie kämpft aber an mehreren Fronten gleichzeitig: Auftragsrückgänge, hohe Löhne und Energiekosten, Fachkräftemangel und bürokratische Hürden. In absoluten Zahlen wurden die meisten Insolvenzen im Handel (625), im Bauwesen (598) und in den Unternehmensbezogenen Dienstleistungen (500) angemeldet. Der Handel leidet durch den rückläufigen Binnenkonsum. Der Bau kämpft mit hohen Kosten und hohen Zinsen.

7.200 Firmeninsolvenzen erwartet

Weinhofer geht für das Gesamtjahr von keiner Verbesserung der Situation aus. Dazu se„Eine Insolvenzwelle schwappt seit Jahresbeginn über Österreich. Immer mehr Unternehmen verlieren den Kampf gegen die allgemeine Wirtschaftslage mit hohen Preisen und rückläufiger Nachfrage. Das sich in einer Rezession befindliche Deutschland als wichtigster Handelspartner reißt Österreich mit hinunter. Dazu kommen selbstverschuldete Probleme wie zu hohe Lohnabschlüsse, Inflation und ein Reformstau in zahlreichen Politikfeldern“, fasst der Creditreform-GF die aktuelle Lage zusammen. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Weinhofer mit mehr als 7.200 Firmeninsolvenzen und damit mit einem neuen Rekord seit 15 Jahren.

Privatinsolvenzen stagnieren

Einen kleinen Lichtblick gibt es bei den Privatinsolvenzen, wie die Creditreform berichtet. Diese sind im vergangenen Halbjahr nur um 7% auf insgesamt 5005 Verfahren angestiegen und noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Eine Entwicklung, die auch im 2.HJ 2024 anhalten sollte.

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