Wir haben einen Plan
Gut Ding braucht bekanntlich Weile. Legt man diesen Maßstab an, müsste mit dem nun im August vom Umweltministerium endlich vorgelegten Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) ein richtig großer Wurf gelungen sein. Das im Detail zu eruieren würde an dieser Stelle viel zu weit führen, aber alleine der Umstand, dass die österreichische Bundesregierung – als letztes EU-Land und deutlich nach der von Brüssel eingeräumten Frist – diesen Plan doch noch in dieser Legislaturperiode zustande gebracht hat, sollte vorsichtig positiv stimmen. Erst recht, wenn Ministerin Leonore Gewessler dann in dem rund 350 Seiten starken Dokument darauf hinweist, dass Österreich mit dem eingeschlagenen Weg und den damit einhergehenden Maßnahmen die EU-Ziele allesamt erfüllen könne.So weit, so gut. Oder eben nicht, denn der NEKP ist schon seiner Bezeichnung nach eben „nur“ ein Plan. Etwas auf dem Papier vorzurechnen und durchzuspielen heißt noch lange nicht, es auch in dieser Form auch umgesetzt zu haben bzw. umsetzen zu können. Denn über unseren nationalen Klimazielen schwebt das Damoklesschwert der Nationalratswahlen. Was heute als ausgemacht gilt, kann morgen – Stichwort „VoKaKi“ – schon wieder ganz anders sein. Und wer den bereits voll angelaufenen Wahlkampf auch nur in groben Zügen verfolgt wird feststellen, dass Themen wie Umweltschutz und Klimawandel darin praktisch überhaupt nicht vorkommen und Fragen der Energiepolitik bestenfalls in pervertierten Ausformungen a la´ „Wird das Gas eh nicht wieder teurer?“, „Kann die Anpassung des Kilometergeldes die Spritpreissteigerungen ausgleichen?“ oder „Lässt sich das Verbrenner-Aus nicht doch noch ein paar Jahre hinauszögern oder gar gleich ganz verwerfen?“ aufs Tapet gebracht werden.
Dieser grob fahrlässige Umgang mit unser aller Existenzgrundlage – viele vergessen scheinbar nur allzu gerne, dass es eben leider keinen Planeten B gibt und die glückliche Zukunft der Menschheit auf Mond, Mars & Co. nicht nur kilometermäßig in weiter Ferne liegt – ist aus meiner Sicht höchst beunruhigend. Die Österreich-typische „Wird-schon-nix-Schlimmes-sein“-Mentalität mag zwar in vielen Situationen ein probates Mittel darstellen, in diesem Fall ist sie es sicher nicht. Es stimmt mich daher äußerst ratlos, warum dieses so wichtige Thema – oder anders gefragt: Gibt es ein Wichtigeres? –derart stiefmütterlich behandelt wird. Momentan selbst von jenen, die als Inbegriff dafür stehen.
Womit wir wieder beim Anfang wären und dem NEKP. Solange die darin festgeschriebenen Maßnahmen Gültigkeit besitzen, wird unsere Branche gut beraten sein, die Transformation des Energiesystems konsequent voranzutreiben. Nicht nur im Sinne der Umwelt und der nächsten Generationen, sondern schon aus reinem Eigeninteresse. Je weiter ein Weg – in diesem Fall jener in Richtung Erneuerbare Energien – schon beschritten ist, umso mühsamer wird es, wieder umzukehren. Denn eine Frage sollte man für die Zeit nach dem 29. September im Hinterkopf behalten: Wird am NEKP gerüttelt – haben wir dann einen Plan?
Österreich wird im Alleingang, egal was die USA, China und Indien in die Luft
blasen das Weltklima retten!!!