Die Krux mit dem „Dings”
Nicht ganz neu, aber immer noch aktuell: Der Multimedia-Kommentar vom Oktober 2019. Ich muss gestehen, dass ich zwar nicht mehr genau weiß, was ich da kürzlich eigentlich gesucht habe – gefunden habe ich jedenfalls einen fünf Jahre alten Kommentar von mir selbst, der einerseits zur aktuellen Messesaison passt und andererseits so etwas wie ein thematischer „Evergreen” ist.Für die E&W-Oktoberausgabe 2019 hatte ich folgenden Multimedia-Kommentar verfasst, der – wie ich meine – nichts an Aktualität eingebüßt hat. Im Gegenteil: Gerade heute, wo das Angebot aufgrund seiner Fülle oftmals gar nicht mehr zu durchschauen ist und der Preis- bzw. Kostendruck völlig neue Dimensionen erreicht haben, würde es Sinn machen, qualitativen Aspekten mehr Beachtung zu schenken. Und das beginnt bereits bei der Produktbezeichnung:
Namen statt Nummern!
Eines muss man an der Messezeit definitiv zu schätzen wissen: In keiner anderen Phase des Jahres lässt sich so komprimiert eine derart hohe Anzahl von Gesprächen mit interessanten und abwechslungsreichen Inhalten führen. Natürlich dreht sich dabei vieles um den aktuellen Geschäfstgang – und dass dieser in vielen Bereichen der Unterhaltungselektronik eher mau ist, wurde erstens schon des Öfteren an dieser Stelle thematisiert und zweitens merkt diesen Umstand wohl ohnehin jeder Betroffene selbst. Ergo ist weiterhin Ursachenforschung angesagt – die mich im Zuge besagter Messegespräche (exemplarisch werden hier drei Protagonisten genannt) in Kombination mit einem äußerst erheiternden Moment bei einem Kleingeräte-Hersteller auf der IFA zu folgender Conclusio geführt hat: Geräte brauchen Namen, nicht bloß Nummern.
Auf den Elektrofachhandelstagen meinte CB-Chef Christian Blumberger zur negativen Entwicklung am TV-Markt, dass diese ein „Einpendeln auf einem normalen Niveau” sei: „In der Röhrenwelt lag der Markt bei 450.000 Stück pro Jahr, Flat-TV brachte Spitze von 850.000 Geräten und es ist logisch, dass da irgendwann der Knick kommt – ich schätze, heuer werden wir bei 600.000 TVs bzw etwas darüber liegen.” Schon zuvor auf der IFA hatte Metz-VL Robert Trapp festgestellt (und damit auch das momentane Dilemma der Premium-Hersteller skizziert): „Wir – als TV-Branche – machen zwei Dinge falsch: Erstens verunsichern wir Konsumenten, weil Innovationen in so schnellen Zyklen kommen. Und zweitens werden Innovationen, wenn sie kommen, zu schnell billiger. Daher kauft der Kunde das günstige Gerät.” Alleine mit den neuen Technologien der vergangenen drei Jahre hättte man laut Trapp zehn Jahre gutes Geld verdienen können – denn jede Umstellung, etwa von SD auf HD, zeige, dass der Kunde bereit ist, Geld auszugeben. Ironischerweise habe der Abstieg des TV-Sektors aber ausgerechnet mit dem Aufkommen von HDTV vor gut zehn Jahren begonnen. Ebenfalls in Berlin war es Hannes Lechner, Sharp-VL Ö/CH, der anmerkte: „TV hat nicht mehr die Begehrlichkeit von früher – in der Vergangenheit wurden mehr TVs ausgetauscht, weil neue Technolgien kamen. Jetzt haben wir einen Ersatzgerätemarkt wie bei der Weißware. Der Stellenwert der Unterhaltungselektronik ist generell nicht mehr so hoch, gerade wenn man den TV- mit dem Mobilfunkbereich vergleicht.” Am IFA-Stand des Kleingeräteherstellers Steba schließlich stieß ich unter den Neuheiten auch auf einen Power-Steakgrill mit der Bezeichnung „Devil‘s Heaven” – die mir ein ebenso spontanes wie lautes Lachen entlockte. Was für ein cooler Name! Ich bin noch immer begeistert – auch so viele Wochen nach der IFA.
Und genau das ist, was (gute!!) Namen bei Produkten bewirken: Sie wecken Begehrlichkeiten und betonen die Wertigkeit. Mir ist schon klar, dass hinter Bezeichnungen wie FJB45DRY9639 (ev. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Produkten sind unbeabsichtigt und reiner Zufall) unternehmensinterne Codes stecken und Kenner der Produkte daraus sofort ablesen können, was sich dahinter verbirgt. Aber am POS sind sie höchst „unsexy” und dem Verkauf alles andere als dienlich – oder glauben Sie, das iPhone hätte als XQ1533 den gleichen Erfolg erzielt?
Eines habe ich mir fest vorgenommen: Bei den Elektrofachhandelstagen kommende Woche ganz genau hinzuschauen, welche Bezeichnung die ausgestellten Geräte tragen – ob sie einen „echten” Namen haben oder bloß Nummern sind. Und praktischerweise kann man ja gleich direkt vor Ort darüber reden…
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