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Dienstag, 8. Oktober 2024
Digitalisierung: Fluch oder Segen?

Sind wir überhaupt bereit dafür?

Über den Rand | Julia Jamy | 22.09.2024 | Bilder | | 1  Meinung
(© Pixabay) Ein Erlebnis beim Einkaufen regte mich zum Nachdenken an: Bringt die Digitalisierung wirklich immer eine Erleichterung oder ist es vielleicht in manchen Fällen doch eine stressige Angelegenheit?

Letztens fuhr ich zum Einkaufen ins Donauzentrum. Als ich gerade in die Parkgarage einbiegen wollte, hielt mich ein älterer Mann auf. Etwas irritiert öffnete ich meine Fensterscheibe: „Wir haben ab sofort ein neues, digitales Parksystem. Sie müssen beim Einfahren kein Ticket mehr ziehen, sondern vor Verlassen des Einkaufszentrums einfach das Kennzeichen beim Kassenautomaten eingeben.“ Gesagt, getan. Ich zischte also durch das Shoppingcenter, erledigte meine Einkäufe, ging zum Kassenautomaten und gab mein Kennzeichen ein. „Das klappt ja erstaunlicherweise richtig gut“, dachte ich mir noch. Anscheinend funktionierte es aber nicht bei jedem so reibungslos, wie es bei mir der Fall war. Ein Mann, der neben mir am Automaten stand, telefonierte genervt mit der Notfallnummer, weil er nicht mehr aus der Garage herauskam.

Doch er war nicht allein mit seinem Problem, wie ich ein paar Tage später feststellte: In einem Online-Artikel las ich, dass seit der Einführung des neuen Parksystems völliges Chaos in der Garage herrsche. Von endlosen Schlangen und einem regelrechten Stau vor den Kassenautomaten war die Rede. Der Grund? Kaum jemand wusste sein eigenes Kennzeichen auswendig. Auch Aufsteller, Riesenleinwände, Social-Media-Kampagnen und Anzeigen in Tageszeitungen, die den Übergang erleichtern sollten, halfen anscheinend nichts. Trotzdem entschuldigte sich das Donauzentrum für die anfänglichen Schwierigkeiten und setzte sogar extra Promotoren ein, die in den vier Parkgaragen den verunsicherten Autofahrern bei der Umstellung helfen sollten.

Fluch oder Segen?

Da drängt sich natürlich die Frage auf: Bringt die Digitalisierung wirklich immer eine Erleichterung oder ist es vielleicht in manchen Fällen doch eine stressige Angelegenheit? Ich persönlich finde das neue Parksystem aus verschiedenen Gründen großartig. Denn wer kennt es nicht? Das berühmt-berüchtigte „Weit-aus-dem-Fenster-Lehnen“, wenn man mit dem Auto mal wieder nicht nah genug ans Einfahrtsterminal herangefahren ist. Aber dadurch, dass die Schranken bei der Ein- und Ausfahrt automatisch öffnen, braucht man sich darüber keine Gedanken mehr machen.

Ein weiterer und aus meiner Sicht der wichtigste Vorteil: Dadurch, dass das Kennzeichen zum Parkticket wird, ist das Papierticket damit überflüssig und kann auch nicht mehr verloren gehen. Auch das lange Suchen und Herumkramen in der Tasche gehören der Vergangenheit an. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Zeit ich schon damit verschwendet habe, weil mein Parkticket ganz unten in die Tasche gerutscht ist und ich es erst mühsam suchen musste. Und ein weiterer entscheidender Punkt: Natürlich profitiert auch die Umwelt davon: Durch den Wegfall des Papiertickets werden Ressourcen geschont und Müll eingespart. Natürlich stellt sich bei der automatischen Kennzeichenerkennung für viele die Frage nach dem Datenschutz. Denn wie lange die Daten nach der Ausfahrt aus der Parkgarage tatsächlich gespeichert werden oder ob sie unmittelbar danach gelöscht werden, kann niemand von uns überprüfen.

Vorbild Skandinavien?

Norwegen und die nordische Region sind hier schon einen Schritt weiter. Sie haben das sogenannte „Free-Flow-Parking“ eingeführt und nutzen die automatische Kennzeichenerkennung (ANPR), um die Parkinfrastruktur zu optimieren. Dieses System soll es Fahrzeugen ermöglichen, in Parkanlagen ein- und wieder auszufahren, ohne dass physische Tickets oder Barrieren wie Schranken benötigt werden. Bei der Einfahrt oder Ausfahrt in eine Free-Flow-Parking-Zone erfassen ANPR-Kameras die Nummernschilder der Fahrzeuge. Das System registriert die Einfahrzeit und verknüpft sie mit den in einer Datenbank gespeicherten Kontodaten der Fahrzeugbesitzer. Bei der Ausfahrt werden dann die Gesamtparkdauer und die entsprechenden Gebühren berechnet, bevor das Konto des Fahrzeughalters automatisch belastet wird.

Um auf die Frage, ob die Digitalisierung wirklich immer eine Erleichterung mit sich bringt, zurückzukommen: Laut einer Umfrage des Unternehmens Riverty gaben über 60 % der Befragten an, dass sie barrierefreies Parken gegenüber herkömmlichen Methoden bevorzugen. Zudem zeigt die Befragung, dass in der DACH-Region diese Parklösungen allmählich an Bedeutung gewinnen. Also das Bedürfnis nach mehr Digitalisierung ist auf jeden Fall vorhanden. Und um zukünftig ein völliges Chaos wie in der Parkgarage im Donauzentrum zu verhindern, gibt es auch eine einfache Lösung: Einfach ein Foto vom Kennzeichen machen oder es aufschreiben, dann ist es auch keine stressige Angelegenheit 😉

Bilder
(© Pixabay)
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Kommentare (1)

  1. Allgemein finde ich befinden wir uns in einer Übergangszeit. Wenn ich nur an ID Austria denke, sieht man wie augenscheinlich da noch viele Fallstricke sind, einfacher gesagt, es ist eine Qual damit zu arbeiten. So weit es möglich ist vermeide ich diesbezüglich die digitale Zustellung, – weil noch nicht ausgereift. Schätze in 10 Jahren wird die Digitalisierung soweit sein, dass damit auch nicht „digital-affine Menschen arbeiten können. Praktisches Beispiel: Google Maps, funktioniert ja schon mit Spracherkennung ausgezeichnet oder auch die KI Dienste, wie Google Gemini oder ChatGPT, die sind mittlerweile schon sehr gut, natürlich noch nicht fehlerfrei. Das Hirnkastl muss man weiterhin eingeschaltet haben. Aber früher oder später wird die Digitalisierung ihre Kinderkrankheiten überwunden haben und selbst Kleinkinder oder 100+ Leute werden damit kein Problem mehr haben.

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