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Dienstag, 18. November 2025
Kommentar E&W 10/ 2024

Der Neid is a Hund

Stefanie Bruckbauer | 13.10.2024 | Bilder | | 1  Meinung
Ich mag Messen wirklich. Vor allem aus dem Grund, weil viele Leute aus der Branche an einem Ort zusammenkommen. Einige davon sieht man halt einfach nur einmal im Jahr, in der Zwischenzeit ist viel passiert und dementsprechend viel gibt es zu erzählen. Aber nicht nur über sich selbst, sondern auch über die anderen und manchmal kommt da auch ein bissal der Neid zum Vorschein.

Das war es also. DAS Event-Highlight unserer Branche ist über die Bühne gegangen – die EFHT. Ich freue mich jedes Jahr auf diese Messe, denn auch wenn es viel Arbeit bedeutet, liebe ich es, all die Menschen wieder zu treffen, mit denen ich das ganze Jahr über (mit dem einen mehr, dem anderen weniger) zu tun habe, aber halt meist nur via Telefon, Mail oder Videokonferenz.

Wenn man sich dann auf so einer Messe gegenübersteht, hat man eine andere Verbindung zueinander und man spricht auch über andere Dinge, als bei einem „normalen“ beruflichen Termin. Das beginnt beim Wetter und der Qualität der Messe, auf der man sich gerade befindet, geht über Privates und im vergangenen Jahr Erlebtes, bis hin zum Branchengeschehen und „Hast-Du-schon-Gehört?“. Was das Hast-Du-schon-Gehörte angeht, spielt auch Neid und Missgunst eine Rolle, wie ich heuer wieder mal festgestellt habe. Wobei das ja nicht nur in unserer Branche so ist, sondern generell in uns allen steckt.

Neid ist nicht bloß die Nummer sechs im Ranking der berühmten sieben Todsünden, sondern auch ein natürlicher psychologischer Vorgang, der tief in uns verankert ist und aus evolutionsbiologischer Sicht sogar nützlich war, denn schon früh in der Menschheitsgeschichte ging es darum, mehr als andere zu haben, denn nur so konnte man überleben. Trotz allem ist niemand gerne neidisch – gute Menschen sind schlie

Das kleine, gelbe Neid-Monster gönnt anderen GAR nichts. (Bild: Pixabay.com)

ßlich nicht missgünstig, oder? Niemand gesteht es sich gerne ein, wenn er Neid empfindet, aber er ist halt nun mal allgegenwärtig, er ist einfach menschlich und das hat man (wie gesagt) auch auf der diesjährigen Messe gemerkt.

Ob es die Innovation ist, die Hersteller A präsentiert und die von Hersteller B schlecht gemacht wird, oder eine gute Idee, die der eine hat und die vom anderen schon im Vornherein als zum Scheitern verurteilt wird. Ob der neue Weg, den eine Gruppierung einschlägt, ein neuer Mitarbeiter, den ein Unternehmen einstellt, eine neue Partnerschaft, die zwei oder mehrere schließen, oder vielleicht auch nur die Farbe, die sich jemand für seine neue CI ausgesucht hat – die Liste dessen, was schlecht gemacht wird, ist lange. Sehr selten sind die Bemäkelungen und Aburteilungen dabei begründet, viel mehr spricht in den allermeisten Fällen einfach nur der Neid und die Missgunst aus den Kritikern. Man gönnt dem anderen die guten Ideen, den Erfolg, den Mut Neues auszuprobieren und Dinge zu ändern nicht. Man hätte und könnte das selber gerne.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man haut sich mit dem kleinen, gelben Neid-Monster auf a Packl, vergiftet sich und seine Umwelt weiter mit Mißgunst und wird dadurch zum vergrämten, unzufriedenen Ungustl. Oder man erkennt und deutet den Neid als wertvolles Signal für verborgene Wünsche und Ziele. Wenn man auf diese kleine neidische Stimme im Kopf hört, sagt sie uns ziemlich deutlich, womit wir in unserem Leben nicht zufrieden sind und was wir ändern sollten. Neid ist in Konkurrenzsituationen ein hervorragender Ansporn. Neid kann durchaus produktiv machen und zu besseren Leistungen motivieren. Es wäre doch für alle Beteiligten besser, den Neid in die Anstrengung zu verwandeln, möglichst bald mit den Beneideten gleich zu ziehen oder diese sogar zu übertreffen. Wie Psychologen sagen, funktioniert diese produktivste Form des Neides wie ein Motor: Einmal angeschaltet, treibt er uns zu Bestleistungen an.

 

 

 

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