Ja, aber…

Verehrte An- und Abwesende …“. So eröffnete Albert Einstein am 22.August 1930 die Internationale Funkausstellung. Zum 100. Geburtstag der IFA kehrte Einstein wieder zurück, allerdings nur virtuell in Form eines Hologramms. Anfang September feierte die Messe ihr großes Jubiläum. Mit einem Besucherzuwachs von 18 Prozent und rund 133.000 Fachbesuchern war die Jubiläumsmesse laut Veranstalter ein voller Erfolg. Die hohe Medienresonanz und die zahlreichen Events rund um die Messe haben ihren Teil dazu beigetragen.
Die Verantwortlichen der IFA Berlin Management GmbH haben sich heuer auf jeden Fall ordentlich ins Zeug gelegt und die Messe einer Verjüngungskur unterzogen. So konnte man etwa den Sommergarten mit vielen Veranstaltungen wiederbeleben. Denn bis auf ein paar wenige Ausnahmen war dort die vergangenen Jahre ja nicht wirklich viel los. Heuer sah das schon etwas anders aus. Mit Veranstaltungen wie zum Beispiel das 6pm Festival, wo bekannte Deutschrapper auftraten, konnte man vor allem viele junge Leute auf die IFA locken. Ob auch wirklich alle Festivalgäste die IFA vorher kannten, ist eine andere Frage. Trotzdem halte ich es für einen guten Ansatz, um auch die jüngere Generation für sich zu gewinnen.
Denn ich glaube, viele Leute haben sich im Vorfeld die Frage gestellt, ob sich der Besuch auf der Messe überhaupt lohnt. Meine Antwort: Ja, es hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt! Am Ende des Tages führt die Messe viele Leute aus der Branche wieder zusammen. Viele konnten Kontakte reaktivieren, sich über aktuelle Entwicklungen austauschen und neue Ansprechpartner kennenlernen. Und sind wir mal ehrlich: Viele Dinge lassen sich einfach besser in Persona erzählen als beim Videomeeting. Dennoch hatte man zeitweise den Eindruck, dass sich die Messe von all den Krisen der vergangenen Jahre noch nicht ganz erholt hat. Messehallen wurden gar nicht oder nur teilweise bespielt und in anderen ist man sehr großzügig mit dem Platz umgegangen. Und nicht alle Aussteller, die man aus vergangenen Zeiten kennt, waren auch der diesjährigen Messe vertreten.
Auch die großen Innovationen bleiben schon seit längerer Zeit aus. Auf Sensationen wie zum Beispiel damals die Premiere des Farbfernsehens oder die Vorstellung des ersten Fernsehers mit HD-Auflösung, wartet man schon seit Jahren vergeblich. Nicht falsch verstehen: Natürlich gibt es noch Fortschritte und noch oft genug schaffen es verschiedene Hersteller, aus scheinbar schon ausgereizten technischen Möglichkeiten noch ein bisschen mehr herauszuholen: Noch größere Zollgrößen, neue Betriebssysteme, höhere Auflösung usw. Dennoch fallen die Unterschiede zu den Geräten des Vorjahres meistens nur gering aus. Es wird auch in Zukunft nicht leichter werden, die Massen in die Messen zu locken, aber immer nur zu jammern bringt auch nichts. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir auch weiterhin Messen wie die IFA brauchen. Jemand sagte letztens zu mir: „Am Ende des Tages machen immer noch Menschen Geschäfte mit Menschen.“ Und wo soll das besser gehen als auf einer Messe?
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